Autorenname: martin

Objektberichte

„FIA Grade 1“ Rennstrecken

„FIA Grade 1“ Rennstrecken Seit Erfindung des Automobils vergleichen sich Hersteller und Fahrer von motorisierten Fahrzeugen bei Rennveranstaltungen oder bei den Versuchen, immer neue Rekorde aufzustellen, beziehungsweise diese zu brechen. Motorsportrennstrecken sind weltweit etabliert und haben eine weit über 100-jährige Tradition. Sie sind Magneten für Rennfahrer als auch für Zuschauer. Ziel der Rennstrecken ist es seit jeher, den Zuschauer möglichst hautnah am spannenden Geschehen rund um den Motorsport teilhaben zu lassen. Der Reiz des Zuschauens liegt im Zusammenspiel aus der persönlichen Nähe zur Geschwindigkeit, der Motorengeräuschkulisse sowie dem Geruch von verbranntem Treibstoff, Öl und Reifenabrieb. Die frühen Jahrzehnte dieses Sports wurden leider häufig durch schwere Unfälle überschattet und geprägt. Es mussten viele Verletzte und Tote, nicht nur unter den Fahrern sondern auch unter den Mitarbeitern an der Strecke und den Zuschauern, beklagt werden. Aber gerade auch dieses Risiko hat in früheren Zeiten häufig einen großen Reiz auf die Teilhabenden ausgeübt und somit zwangläufig das Image solcher Veranstaltungen zunehmen negativ beeinflusst. Entwicklung neuer Sicherheitsstandards Nicht zuletzt aus diesem Grunde entstanden im Laufe der Jahre immer detailliertere Sicherheitsstandards in allen flankierenden Bereichen des Motorsports. Diese mussten von Planern, Organisationen, Behörden und Veranstaltern zunehmend eingehalten werden, um bestimmte Arten von Veranstaltungen überhaupt austragen zu dürfen. Hier hat insbesondere die FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) über die Jahrzehnte viel positive Entwicklungsarbeit geleistet und die Sicherheit in allen Bereichen des Motorsports über die Jahre immens verbessert. Nicht zuletzt sind viele Entwicklungen, welche ihren Ursprung im Motorsport gefunden hatten, in den Straßenverkehr und die Fahrzeugentwicklung eingeflossen und haben die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer nachhaltig verbessert. Ein nicht unerheblicher und äußerst sensibler Bereich an jeder Rennstrecke ist die Abgrenzung zwischen Rennstrecke, Zuschauern und Mitarbeitern (Tribünen, Boxengasse, Streckenposten et cetera). Der Zuschauer soll möglichst nah am Geschehen und doch weitestgehend geschützt vor allen Gefahren des Motorsports teilhaben dürfen. Hier kommen heutzutage temporäre und stationäre Rückhaltesysteme aus Spezialbeton in Kombination mit Fangzäunen aus teils hochfestem Stahl zum Einsatz. Die höchsten Anforderungen an die Sicherheit stellen, bei Planung und Ausführung, von der FIA homologierte „Grade 1“ Rennstrecken. Hier werden Rennen der höchsten Klassen, wie zum Beispiel der „Formel 1“, ausgetragen. Diese Fahrzeuge erreichen die höchsten Beschleunigungen, Geschwindigkeiten und Verzögerungswerte und stellen somit außerordentliche Sicherheitsansprüche, insbesondere an die Rückhaltesysteme, im Falle eines Unfalles dar. Oberstes Ziel ist es, ein von der Strecke abkommendes Fahrzeug zu stoppen, bevor es Zuschauer oder Streckenmitarbeiter erreichen kann. Dieses Ziel muss möglichst ohne abrupte Verzögerung erreicht werden, um die Sicherheit des Fahrers weitestgehend zu schützen. Erschwerend kommt hinzu, dass zwischen Rückhaltesystem und Zuschauer teilweise lediglich wenige Meter Abstand vorhanden sind, welche dazu genutzt werden können, die hohen Einschlagsenergien abzubauen. Die FIA hat hierzu in Zusammenarbeit mit der „FIA INDUSTRY WORKING GROUP“ Vorgaben entwickelt und prüft seit 2018 entsprechende Systeme nach dem „FIA-Standard 3502-2018“. Stand heute haben weltweit nur drei temporäre Schutzsysteme diesen Test erfolgreich bestanden und sind somit von der FIA homologiert und zugelassen. Ausschließlich diese homologierten Systeme dürfen künftig an „Grade 1“ Rennstrecken eingesetzt werden, unabhängig davon, ob es sich um den Bau einer komplett neuen Strecke handelt oder der Änderung/Instandsetzung einer bestehenden Rennstrecke. Einer dieser spezialisierten Hersteller ist die Firma Nordbeton GmbH aus dem norddeutschen Friesoythe. Das 1959 gegründete Familienunternehmen entwickelt und produziert unter anderem seit Mitte der 1990er Jahre Rückhaltesysteme aus Beton für Straßen und Autobahnen. Zudem werden umfangreiche, objektbezogene Systeme für den militärischen und zivilen Objektsschutz sowie für den Schutz vor Naturgefahren, wie Steinschlag, projektiert und angeboten. Patentiertes Verbindungssystem Auch bei den Betonschutzwänden für den Rennsport kommt ein von der Nordbeton GmbH patentiertes Verbindungssystem zum Einsatz, welches seinen Ursprung im Straßenverkehr hat und sich seit vielen Jahren bewährt hat. Im Laufe der Jahre hat dieses System seine Leistungsfähigkeit bei vielen Crashtests nach DIN-EN1317 unter Beweis gestellt. Es standen somit umfassende, aussagekräftige Daten zur Verfügung, welche in die Planung des Systems für die Erlangung der FIA-Homologation für „Grade 1“ Rennstrecken miteingeflossen sind. So konnte ein System entwickelt werden, welches die höchsten Anforderungen der FIA erfüllt und damit die erforderlichen Crashtests im Frühjahr 2021 bestanden hat. Das durch die FIA homologierte System „NB MOBILE DeFence“ ist das Resultat dieser langjährigen Erfahrung und Entwicklungsarbeit. Ein großer Vorteil dieses Systems ist der aufgesetzte Fangzaun, welcher es aufgrund des verwendeten hochfesten Materials ermöglicht, dass der Zuschauer, trotz Hochleistungsschutzzaun, eine gute Sicht auf das Geschehen auf der Strecke hat. Andere Systeme haben aufgrund des höheren Materialbedarfs deutliche Nachteile in diesem, für die Zuschauer, wichtigem Detail. Seit etwa 15 Jahren werden durch die Nordbeton GmbH Systeme speziell für den Einsatz im Motorsport entwickelt und weltweit projektiert, geliefert und montiert. In enger Zusammenarbeit mit Architekten, Planern, Investoren und Veranstaltern kann aktuell die komplette Bandbreite an Rückhaltesystemen für Rennstrecken angeboten werden. Diese Produktvielfalt umfasst neben Betonschutzwänden für einseitigen und beidseitigen Verkehr, verschiedensten Kurvenvarianten, Fangzäunen aus hochfestem Stahlgeflecht, Schutzsystemen für Streckenposten und Kamerapositionen auch komplexe Boxengassenmauern mit individuellen Torlösungen. Durch das umfassende Produktportfolio können sowohl punktuelle Ergänzungen von Sicherheitssystemen an bestehenden Traditionstrecken bis hin zur kompletten Belieferung neuer Rennstrecken mit den verschiedensten Systemen umgesetzt werden. Allein im Bereich Rennsport sind Systeme der Nordbeton GmbH an deutlich mehr als 20 Rennstrecken weltweit installiert. Hiervon allein zehn Projekte an bestehenden oder im Bau befindlichen „Formel 1“ Rennstrecken. Hinzu kommen unzählige Projekte im In- und Ausland aus dem Bereich Event und Veranstaltung. Mehr Informationen unter www.nordbeton.com Bildquelle: © Nordbeton GmbH Zurück

Positionen

Beton brennt nicht!

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 5/2021 Beton brennt nicht! Bauen mit Beton ist vorbeugender Brandschutz „Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss.“ (Gerichtsurteil des OVG Münster 10A 363/86 vom 11. Dezember 1987) Dieses Zitat aus einem fast 34 Jahre alten Gerichtsurteil hat an Aktualität nichts verloren. Regelmäßig berichten die Medien über Haus- und Wohnungsbrände. Nicht umsonst gibt es in vielen Bereichen heute eine Pflicht zur Installation von Rauchmeldern. Sie verhindern jedoch keine Brände, sondern warnen nur, damit sich betroffene Menschen rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Häufige Brandursachen sind Unachtsamkeiten, wie die unbeobachtete Kerze, die heruntergefallene Zigarette oder das vergessene Fett in der Pfanne auf dem Herd. Oftmals wird als Brandursache aber auch ein technischer Defekt beziehungsweise Kurzschluss an Haushaltsgeräten oder Elektroinstallationen festgestellt. Gerade die Energiewende wird zu einer weiteren technischen Aufrüstung von Gebäuden und Wohnungen führen, zum Beispiel durch die Installation von Solaranlagen, Zwischenspeichern für Strom oder Ladestationen für e-Mobilität. Die reine Zunahme der Anzahl elektrischer Anlagen kann mittelfristig zu einer Zunahme von technischen Defekten und von dadurch ausgelösten Brandereignissen führen. Brandrisiken muss schon heute durch einen qualifizierten vorbeugenden Brandschutz begegnet werden. Die primären Schutzziele sind dabei die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere der Schutz von Leben, Gesundheit und natürlichen Lebensgrundlagen. Darüber hinaus sollte aber auch der Schutz von Sachwerten nicht vergessen werden. Um diese Schutzziele zu erreichen, müssen Gebäude so errichtet werden, dass sie hinreichend lange tragfähig sind, damit Bewohner oder Nutzer sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können und Rettungskräfte bei ihrer Arbeit nicht durch versagende Bauteile gefährdet werden, dass die Ausbreitung von Bränden auf benachbarte Räume, Wohnungen, Gebäudeteile oder angrenzende Gebäude eingedämmt wird, dass sie aus Materialien hergestellt werden, die nicht zum Brandgeschehen, zur Rauchentwicklung oder zur Freisetzung schädlicher Stoffe beitragen. Die allgemeinen Anforderungen an das Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen sind in der Musterbauordnung geregelt, die einen ordnenden Rahmen für die Bauordnungen der Länder vorgibt. Hier wird unterschieden zwischen nicht brennbaren, schwer entflammbaren und leicht entflammbaren Baustoffen sowie zwischen feuerhemmenden, hochfeuerhemmenden und feuerbeständigen Bauteilen. Je nach Bauwerk und Bauteil werden in den Landesbauordnungen Mindestanforderungen an das Brandverhalten der Baustoffe und Bauteile gestellt. In jüngerer Zeit gibt es in einigen Landesbauordnungen auch die Tendenz, Anforderungen abzusenken, um das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen zu erleichtern. Die Entwicklung birgt ein erhöhtes Gefährdungspotenzial. Dabei ist zu beachten, dass sich die Mindestanforderungen nur an dem Ziel der öffentlichen Sicherheit und Ordnung orientieren. Ein guter Schutz privater Sachwerte und Investitionen wird allein durch die Einhaltung der Mindestanforderungen nicht automatisch erreicht. Anders beim Baustoff Beton. Bei den im natürlichen Brand eintretenden Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius bleiben Konstruktionen aus Beton während eines Brandes nahezu stabil, bildet Beton keinen Rauch oder setzt toxische Gase frei. Zudem weist Beton nur eine geringe Wärmeleitfähigkeit auf und trägt somit nicht zur Brandlast bei. Beton ist folglich nicht brennbar und Bauteile aus Beton weisen allgemein eine hohe Feuerbeständigkeit auf. In vielen Fällen sind Brandschäden an Gebäuden aus Beton und deren Einrichtung räumlich begrenzt. Meist hat die Konstruktion nicht nur eine ausreichende Feuerwiderstandsdauer für die Evakuierung von Menschen, sondern das Gebäude kann nach einem Brandereignis schnell und wirtschaftlich saniert und weitergenutzt werden. All das sollte bei der Baustoffauswahl angemessen berücksichtigt werden. Die Nachhaltigkeit von Bauwerken endet übrigens nicht mit ihrer Erstellung. Erst die Berücksichtigung des ganzen Lebenszyklus, von der Erstellung über die Nutzung bis zum Rückbau und zur Wiederverwertung lässt eine valide Bewertung der Nachhaltigkeit zu. In diesem Zusammenhang können die hohe Lebensdauer, die objektive Sicherheit und das subjektive Sicherheitsempfinden der Bewohner oder Nutzer oftmals den Ausschlag für massive Gebäude aus Betonbauteilen geben. Der Widerstand gegen Feuer aber auch gegen andere Elementarschäden, zum Beispiel infolge Sturms oder Überschwemmung, können dabei ein gewichtiges Argument sein. Insofern führt an dem Baustoff Beton bei einem ganzheitlichen Ansatz zum Brandschutz kein Weg vorbei. Baulicher Brandschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben sicheren und nachhaltigen Bauens. Betonbauwerke bieten nicht nur Schutz für Leib und Leben sondern auch für Hab und Gut. Es gilt den freien Wettbewerb ohne staatliche Bevorzugung einzelner Baustoffe zu erhalten. Zurück

Positionen

Nachhaltiges mineralisches Bauen für die Zukunft

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 5/2021 Nachhaltiges mineralisches Bauen für die Zukunft Eine gemeinsame Aufgabe für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sein, die anstehenden Aufgaben für nachhaltiges und bezahlbares Wohnen und Bauen sowie die Schaffung einer leistungsfähigen Infrastruktur noch effektiver mit den Anforderungen des Klimaschutzes und der Ressourceneffizienz in Einklang zu bringen. Das Bauen und Modernisieren ist für einen nachhaltigen Bauwerksbestand unverzichtbar. Es ermöglicht Bauwerke, die bereits heute aufgrund ihrer Dauerhaftigkeit über den gesamten Lebenszyklus durch niedrige CO₂-Emissionen gekennzeichnet sind und den geänderten Klimabedingungen robust widerstehen. Dabei müssen Gebäude einen ausgezeichneten sommerlichen Wärmeschutz genauso wie warme Räume im Winter gewährleisten, ohne dafür immer mehr zusätzliche technische Anlagen mit steigendem Instandhaltungs- und Energieaufwand zu benötigen. Zudem ist das Bauen auch langfristig mit heimischen Rohstoffen abzusichern, so dass eine zunehmende Importabhängigkeit und lange Transportwege vermieden werden. Die Bauwirtschaft und die mineralische Baustoffindustrie bekennen sich mit dem Netzwerk NACHHALTIG. MINERALISCH. BAUEN. zum Ziel der Klimaneutralität von Bauwerken über den gesamten Lebenszyklus sowie zu den Zielen der Circular Economy mit Recycling und Wiederverwendung der eingesetzten Baustoffe und Bauteile. Zur Erreichung dieser Ziele besteht in den nächsten Jahren und Jahrzehnten bei der Produktion mineralischer Baustoffe Handlungsbedarf. So haben Baustoffbranchen wie die Zement-, Kalk- und Mauerwerksindustrie den Weg zur Dekarbonisierung bereits begonnen und erste Roadmaps vorgelegt. Die mineralischen Baustoffe werden dadurch Schritt für Schritt klimaneutral. Mit geschlossenen Stoffkreisläufen leistet die Wertschöpfungskette mineralisches Bauen mit ihrer konstant hohen Verwertungsquote bei mineralischen Bauabfällen von ca. 90 % signifikante Beiträge und schont dadurch natürliche Ressourcen. Die aus diesen mineralischen Bauabfällen produzierten Recycling-Baustoffe decken heute einen Anteil von 12,5 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen. Die Wertschöpfungskette mineralisches Bauen verfolgt das Ziel, diese Quote etwa durch die Wiederverwendung langlebiger Bauteile für eine zweite Nutzung weiter zu steigern und vermehrt RC-Material einzusetzen. Damit der Transformationsprozess im Bausektor erfolgreich umgesetzt werden kann, sind seitens der Politik langfristig verlässliche Rahmenbedingungen erforderlich. Um die Bauaufgaben der Zukunft bestmöglich bewältigen zu können, ist innerhalb der 20. Legislaturperiode die Umsetzung der folgenden Punkte von zentraler Bedeutung: 1. Technologieoffenheit bei Baustoffen und Bauweisen gewährleisten Im Baubereich bestehen erhebliche Herausforderungen – vom bedarfsgerechten Wohnungsbau über die Modernisierung des Gebäudebestandes bis hin zur Schaffung einer leistungsfähigen Infrastruktur. Dabei sind die Ziele der Klimaneutralität und vollständig geschlossener Materialkreisläufe zu realisieren. Damit jeder Baustoff mit seinen Stärken zur Erreichung dieser Ziele beitragen kann, ist ein technologieoffener Innovationswettbewerb notwendig. Technologieoffenheit muss als Grundsatz in allen gesetzlichen Regelungen zu Bauwerken verankert sein. 2. Langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für die Dekarbonisierung der Baustoffherstellung schaffen Um die Dekarbonisierung zu erreichen und mineralische Baustoffe künftig klimaneutral produzieren zu können, sind erhebliche Anstrengungen notwendig. So müssen für die Energieversorgung zur Baustoffherstellung der Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffversorgung, der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien und die Schaffung einer Infrastruktur für den Transport sowie für die Speicherung beziehungsweise Nutzung von CO₂ sichergestellt werden. Dies erfordert erhebliche Investitionen innerhalb der Industrie. Bei der Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen besteht daher die Notwendigkeit, die Erreichung der Klimaneutralität durch die heimische Industrie so zu unterstützen, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt. Hierzu sind auch ein effektiver Carbon-Leakage-Schutz und wettbewerbsfähige Energiepreise für Grünen Wasserstoff und Grünen Strom notwendig. Eine grundlegende Umstrukturierung der Finanzierung der Energiewende, die heute durch das EEG erfolgt, ist anzustreben, damit noch immer vorhandene Kostenhürden abgebaut werden. 3. Nachhaltigkeitsbewertung über den gesamten Lebenszyklus einführen Die Nachhaltigkeit von Bauwerken über den Lebenszyklus wird durch die optimale Kombination von Konstruktion und Material bestimmt. Grundlage politischer Entscheidungen zur Vorgabe zukünftiger Anforderungen an Bauwerke muss die faire Bewertung aller Baustoffe und Bauweisen unter realen Nutzungsszenarien im Rahmen einer umfassenden Nachhaltigkeitsbewertung aller ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Kriterien sein. Die Lebensdauer vieler Baustoffe beträgt bis zu 100 Jahren und mehr. Bei Gebäuden kann eine flexible Grundrissgestaltung dazu beitragen, längere Nutzungsdauern insbesondere der tragenden Konstruktion zu erreichen. Eine Verlängerung der Betrachtungsdauer bei der Nachhaltigkeitsbewertung von 50 auf mindestens 80 Jahre würde es ermöglichen, den Einsatz nachhaltiger, dauerhafter Produkte realistisch zu bewerten und damit zu fördern. Gleichzeitig sollten zukünftig Umnutzungsszenarien sowie Wartung, Rückbau, Recyclingfähigkeit und Wiederverwendbarkeit in die Nachhaltigkeitsbewertung einbezogen werden, um die Baupraxis noch besser abzubilden. 4. Wiederverwendung von langlebigen Bauteilen und Einsatz von Recyclingbaustoffen erleichtern Damit der Bausektor seine Nachhaltigkeitsziele erreicht, muss die Wiederverwendung von langlebigen Bauteilen im Sinne von Urban Mining gezielt angestrebt und die Anwendung von Recyclingbaustoffen umfassend ermöglicht werden. Geeignete Instrumente sind produktneutrale Ausschreibungen und die Weiterentwicklung des im Rahmen der Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) eingeführten Förderbonus für nachhaltige Gebäude. Ist eine technisch gleichwertige Anwendung von Recyclingbaustoffen möglich, darf es in der bauordnungsrechtlichen Behandlung und in Ausschreibungen keine Unterschiede gegenüber Primärbaustoffen mehr geben. Dies gilt gleichermaßen für Bauprodukte, die unter Einsatz von Recyclingbaustoffen hergestellt werden. Kontinuierlich güteüberwachte Recyclingbaustoffe sollten den Produktstatus erhalten. Zum erfolgreichen Anschub eines innovativen Wettbewerbs müssen Nachhaltigkeitsanforderungen und Ressourceneffizienzkriterien für Bauwerke definiert und ausgeschrieben werden, anstatt einzelne Baustoffe verbindlich vorzugeben. 5. Freien Wettbewerb ohne staatliche Bevorzugung einzelner Baustoffe erhalten Der Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb ist bei allen politischen und parlamentarischen Entscheidungen zur Vorgabe von Anforderungen an Bauwerke zu berücksichtigen. Dies umfasst eine Gleichbehandlung aller Bauprodukte und Bauweisen, um die politischen Zielsetzungen bezüglich Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Eine einseitig ausgerichtete staatliche Förderung oder Festschreibung einer Quote verhindert Innovationen sowie die Optimierung von Bauwerken nach marktwirtschaftlichen und nachhaltigen Grundsätzen. Dies schließt insbesondere die Einführung und Umsetzung von Quotenregelungen, Positivlisten und steuerlichen Anreizen zugunsten einzelner Baustoffe und Bauweisen aus. Netzwerk Nachhaltig.Mineralisch.Bauen. Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (ARGE) Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V. (bbs)Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e.V. (BTB) Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. Bundesverband Leichtbeton e.V. Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO) Bundesverband Porenbetonindustrie e. V. Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe e.V. (BRB) Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein E.V. Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau e. V. (DGfM) Deutsche BetonbauteileFachvereinigung Deutscher Betonfertigteilbau e.V.Fachverband Hoch- und Massivbau im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. InformationsZentrum Beton GmbH Verband Bauen in Weiß e.V. Verein Deutscher Zementwerke e.V. Bundesgütegemeinschaft Recycling-Baustoffe e.V. Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. www.nachhaltig-mineralisch-bauen.de Zurück

Positionen

Vergrabene Milliardenwerte

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 3/2021 Vergrabene Milliardenwerte Aus dem Auge, aus dem Sinn? Forderungen zur systematischen Bewältigung von Sanierungs- und Investitionsstau bei öffentlichen EntwässerungsnetzenDie öffentlichen Entwässerungsnetze, als wesentlicher Bestandteil der unterirdischen Infrastruktur, fristen ein Schattendasein: Einst zur Eindämmung von Krankheitserregern gebaut, die sich über verseuchtes Wasser übertragen und zu hohen Sterblichkeitsraten im Laufe des 19. Jahrhunderts geführt haben, ist die Bedeutung der Abwasserableitung zur Erreichung hygienischer Lebensbedingungen, in Anbetracht des aktuellen Pandemiegeschehens, so präsent wie lange nicht mehr. Die Kanalisation in Deutschland weist aktuell eine Länge von etwa 594.000 km auf. Der hohe Anschlussgrad von 98,2 % der Bevölkerung an die Entwässerungsnetze resultiert zwangsläufig in einer Verschiebung des Aufgabenschwerpunkts: weg von der Erschließung neuer Gebiete als Hauptaufgabe vergangener Jahrzehnte hin zu ordnungsgemäßem Betrieb sowie fortwährender Instandhaltung. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an das Kanalsystem in Bezug auf den erhöhten Schutz von Grundwasser und Gewässern sowie auf die Ableitung von Starkregenereignissen und damit einhergehenden Überflutungsschutz bei gleichzeitiger Reduzierung des Wasserverbrauchs innerhalb der Bevölkerung. Es handelt sich hier um vergrabene Milliardenwerte, die in der Regel das größte Anlagevermögen einer jeden Kommune darstellen, über Abwassergebühren finanziert sind und dennoch stiefmütterlich behandelt werden. Ausgehend von einer beabsichtigten Nutzungsdauer von durchschnittlich 60 bis 80 Jahren bereitet das durchschnittliche Alter von 36,9 Jahren sowie der vor kurzem von der Deutschen Vereinigung für Wasser, Abwasser und Abfall (DWA) veröffentlichte Zustand der Kanalnetze in Deutschland große Sorgen: Annähernd jeder fünfte Kanalabschnitt (18,7 %) weist sofortigen bis kurzfristigen Handlungsbedarf auf. 29,6 % der Kanäle erfordern mittelfristigen Handlungsbedarf, lediglich 26,9 % sind schadensfrei, wohingegen der Zustand von 24,8 % des Entwässerungssystems noch unbekannt ist. Die durchschnittliche jährliche Erneuerungsrate ist seit Jahren rückläufig, wohingegen kurzfristig-orientierte, kostengünstige, lokal begrenzte Reparaturen ein Hoch erfahren. Jährlich werden nur 1 % des Kanalnetzes saniert, was in Anbetracht des hohen Anteils an kurzfristig orientierten Reparaturmaßnahmen sowie mit Bezug auf eine ursprünglich gedachte Nutzungsdauer von 80 Jahren deutlich zu niedrig ausfällt. Notwendige Gebührenerhöhungen, die sich für Bürgerinnen und Bürger mitunter im Nachkommabereich bewegen, werden politisch ignoriert; In Einzelfällen werden Gebühren sogar zweckentfremdet. Bestehende Verschuldung und Haushaltssperren vieler Kommunen tragen dabei nicht zu einer Entspannung der Situation bei. Das Verkommen der unterirdischen Infrastruktur ist damit vorprogrammiert. Politische Forderungen Die Aufrechterhaltung einer langfristig intakten Infrastruktur geht daher mit verschiedenen Forderungen gegenüber den Netzbetreibern sowie politischen Entscheidungsträgern einher. Dabei ist ein Abwenden von dem Gedanken der bloßen Daseinsvorsorge hin zur systematischen Bewältigung von Sanierungs- und Investitionsdefiziten erforderlich, um nachfolgende Generationen nicht „über Gebühr“ zu belasten: 1. Inspektionsraten steigern Inspektionsraten sind zu steigern, sodass umweltrelevante Auswirkungen von Undichtigkeiten (Exfiltration von Abwasser und Infiltration von Grundwasser) frühzeitig vermieden werden. Zudem wird hierdurch die Datengrundlage zum Zustand des Kanalnetzes gegenüber der aktuellen Situation verbessert. 2. Erneuerungsrate erhöhenEs besteht Bedarf einer grundlegenden Erhöhung der jährlichen Erneuerungsrate, sodass der Wert des Kanalnetzes langfristig erhalten bleibt. Eine Vielzahl an Reparaturen mit kurzfristiger Nutzungsdauer führt ansonsten mittelfristig zu einer Verschiebung des Sanierungsbedarfs. 3. Investitionen erhöhenDie seit Jahren getätigten Investitionen reichen augenscheinlich nicht aus, den Sanierungsbedarf signifikant zu reduzieren. Hier bedarf es einer gezielten Erhöhung von Investitionen, um umfangreiche Sanierungsmaßnahmen umzusetzen. 4. Gebühren zweckgebunden einsetzenBürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, dass ihre Abwassergebühren zum Zweck von Bau, Betrieb und Instandhaltung von Bauwerken der Kanalisation effizient und effizient eingesetzt werden. Hier bedarf es erfahrungsgemäß einer stärkeren Unterstützung kleiner Kommunen, die mit einer Vielzahl an Aufgaben zu kämpfen haben. 5. Synergien nutzenEingriffe in den Straßenverkehr sollten zwingend in Abstimmung mit weiteren Beteiligten im Straßenraum geplant, koordiniert und durchgeführt werden. Hierdurch wird ein mehrmaliger Eingriff vermieden und Unmut bei Bürgerinnen und Bürgern reduziert. 6. Transparenz schaffen und Vertrauen bildenDie Informationslage zum Zustand der Kanalisation ist in den überwiegenden Fällen nicht öffentlich einsehbar. Die Veröffentlichung von Netzzustandsinformationen bildet Vertrauen und schafft Akzeptanz für erforderliche Maßnahmen und notwendige Gebührenerhöhungen. Fazit Zur langfristigen Erhaltung der öffentlichen Entwässerungsnetze bedarf es einer ganzheitlichen Strategie, die die individuellen Belange aus der Perspektive kommunaler Netzbetreiber berücksichtigt. Die Kenntnis vom tatsächlichen Zustand der Kanalisation erweist sich dabei als ein zentraler Indikator zur Bewertung des Handlungsbedarfs. Aufbauend auf dieser Bewertung kann eine Prognosebetrachtung der Zustandsentwicklung, unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien (beispielsweise „weiter-so“, „Investitionen erhöhen“, „Erneuerungsrate erhöhen“), behilflich sein, den Beteiligten die Konsequenzen verschiedener Vorgehensweisen aufzuzeigen. Die aktuellen Befragungsergebnisse der DWA zeigen jedoch erneut, dass weiterhin Informationsdefizite bestehen, die die Entwicklung einer strategischen Vorgehensweise erschweren. Hier besteht Handlungsbedarf, um die Erhaltung der Kanalnetze nicht zu gefährden. Autor: Lanzerath Zurück

Objektberichte

Kampf gegen urbane Hitzeinseln

Kampf gegen urbane Hitzeinseln Helle Pflaster bringen Kühle in die Stadt Was man bei Kleidung schon lange weiß, dass sich dunkle Farben in der Sonne stärker aufheizen als helle, wurde auch bei Pflastersteinen nachgewiesen. Die Absorption und Reflexion der Sonnenstrahlen hat auch Einfluss auf die Wärmeentwicklung von Plattenbelägen aus Beton im öffentlichen Raum – helle Pflastersteine etwa können den Wärmeinseleffekt in Städten deutlich reduzieren. Was viele Betonsteinbesitzer schon längst wissen, haben nun die Untersuchungen bestätigt. „Schwarze Flächen nehmen die Wärmestrahlung der Sonne intensiv auf, speichern sie sehr gut im Inneren und reflektieren nur einen sehr geringen Anteil. Bei hellen Flächen ist das jedoch anders. Bei den hellen Pflastersteinen und Terrassenplatten werden die Sonnenstrahlen größtenteils reflektiert und die Wärme gelangt erst gar nicht in den Belag“, erklärt Stefan Weissenböck (WBW). „Dies ist eine wichtige Erkenntnis, die im Zusammenhang mit den Folgen des Klimawandels infolge der globalen Erderwärmung eine große Rolle spielt. Insbesondere der sogenannte Hitzeinseleffekt in Städten kann durch die richtige Auswahl der Baustoffe – ihrer Oberfläche und Farbe – reduziert werden.“ Der Wärmeinseleffekt gilt als einer der wesentlichen Faktoren des Stadtklimas Die Wärme- oder Hitzeinseln in den Städten werden tagsüber stark aufgewärmt und nachts nur langsam gekühlt. Das hat zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die Wohn- und Lebensqualität in der Umgebung. Dass eine gezielte Baustoffauswahl sowie die Auswahl der Farbe einen positiven Effekt haben können, zeigen die neuesten Messungen des sogenannten solaren Reflexionsindexes (SRI), die im Auftrag des VÖB-Mitgliedsbetriebs WBW durchgeführt wurden. Der SRI-Wert ist die relative Temperatur einer Oberfläche in Bezug auf eine weiße Standardoberfläche (SRI =100) und eine schwarze Standardoberfläche (SRI = 0) unter Standardbedingungen. Der Testablauf wurde an vier Scalina Platten in unterschiedlichen Farbtönen der WBW durchgeführt: Perlmutt, Hellgrau, Anthrazit und Camel (Beige). Die Messungen erfolgten kontinuierlich im Abstand von einer Stunde über einen Zeitraum von neun Stunden. Dabei war eine direkte Sonneneinstrahlung über den gesamten Messzeitraum sichergestellt. Zur Ermittlung der Temperatur diente ein lasergesteuertes Oberflächenthermometer. Während der Messung wurden Oberflächentemperaturen von bis zu 60 Grad Celsius ermittelt. Zur Mittagszeit betrug die Differenz der Oberflächentemperatur zwischen dem hellen Perlmutt-Plattenbelag (44,4 °C) und dem dunklen Anthrazit-Plattenbelag (58 °C) ganze 13,6 Grad Celsius bei einer Lufttemperatur von 29,4 Grad Celsius. Vergleichswerte zeigen die Bedeutung dieser Messungen So hat frischer Schnee einen sehr hohen solaren Reflexionsindex von 80 bis 90, dagegen absorbiert der dunkle Asphalt bei einem Reflexionsindex-Wert von 15 mehr Sonnenlicht und wärmt sich entsprechend auf. Der SRI-Wert berechnet nicht nur den Reflexionsgrad der Sonnenstrahlen, sondern auch den thermischen Emissionsgrad. Je höher der SRI-Wert eines Baumaterials ist, desto mehr Reflexion und weniger Absorption weist dieses Material auf. Die aktuelle Messung des SRI-Werts zeigt also, dass sich aufgrund des hohen Reflexionsgrades der Sonnenstrahlen der Aufheizeffekt bei hellen Plattenbelägen nachweislich verringert. Die Oberflächen heller Plattenbeläge haben ein hohes Rückstrahlvermögen und Absorbieren gleichzeitig weniger Sonnenstrahlen. So schaffen sie eine kühlere und damit angenehmere Umgebungstemperatur.Eine Kombination von helleren Farben, rauen Flächen und porösen Materialien kann bei der Auswahl von Belägen helfen, die Oberflächentemperatur und die Menge an gespeicherter thermischer Energie deutlich zu reduzieren. Reduktion von dunklen Asphalt- und Metalloberflächen zugunsten von hellen Betonflächen, Platten- und Pflasterbelägen aus Beton und Naturstein sollte somit das Ziel jeder Stadtgestaltung sein, um die Hitzeinseln innerstädtisch weitgehend zu reduzieren. Bildquelle: © Weissenböck Baustoffwerk GmbH Zurück

Objektberichte

Wohnen für Generationen

Wohnen für Generationen Flexibles Wohnkonzept für die ganze Familie In Zeiten knapp werdenden Baulandes und sich stetig wandelnder Anforderungen an das Wohnen ist flexibler Wohnraum in den Fokus von Bauherren gerückt. Unterschiedliche Wohnkonzepte sind in den verschiedenen Lebensphasen gefragt. Die Architekten zwo P aus Ulm haben ein Haus geplant und mit Betonfertigteilen umgesetzt, das diesen Ansprüchen gerecht wird. Das Mehrgenerationenhaus wurde auf einem schmalen Grundstück am Langenauer Ortsrand errichtet und ist in zwei ineinander verzahnte Baukörper gegliedert: Ein erdgeschossiges Haus für die Großeltern und ein zweigeschossiges Haus für deren Kinder und Enkel. Zur Differenzierung der Baukörper kommen jeweils unterschiedliche Konstruktionen und Materialien zum Einsatz. Die Planung legt großen Wert auf ein flexibles Nutzungskonzept, das zukünftig mit geringem Aufwand unabhängige Wohneinheiten separieren kann. Der zweigeschossige Gebäudetrakt beinhaltet im Erdgeschoss einen offenen Grundriss mit Wohn-, Koch- und Essbereich. Im Obergeschoss befindet sich das Badezimmer mit Saunabereich und einem Balkon. Zudem sind dort die Kinderzimmer untergebracht, die zukünftig auch als eigenes Appartement abgetrennt werden können. Dieser Teil des Gebäudes ist verputzt und nimmt mit seinem Satteldach Bezug zu den benachbarten Häusern. Demgegenüber steht die Konstruktion aus kerngedämmten Thermowänden in Sichtbetonoptik, die sich über einen großen Bereich des Erdgeschosses erstreckt. Ihr Flachdach bildet ein Sonnendeck aus, auf dem ein Dachgarten vorgesehen ist. Diesen Gebäudetrakt nutzen die Großeltern als altersgerechte Wohnung: ebenerdig, separat zugänglich und mit eigenem Garten. Auch dieser Baukörper ist als unabhängige Wohneinheit konzipiert, um auf eine zukünftige Zweitnutzung vorbereitet zu sein. Das Gebäude wurde über die Anforderungen der EnEV hinaus geplant und entspricht dem KfW40-Standard. So sind die Thermowände durch eine effektive Dämmschicht im Passivhausstandard ausgeführt und der Beton dient als Speichermasse. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sichert die Luftqualität mit minimalem Energieeinsatz. Green Code Partner:CONCRETE Rudolph GmbH88171 Weiler-Simmerberg | Deutschland Bauelemente:Green Code Thermowand: 280 m² Bildquelle: © Conné van d’Grachten, Ulm Zurück

Positionen

Zukunftsgerecht bauen mit Betonfertigteilen

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 1/2021 Zukunftsgerecht bauen mit Betonfertigteilen Zukunftsgerechtes Bauen mit Beton verfolgt das Ziel, den nachfolgenden Generationen eine intakte und lebenswerte Umwelt zur Verfügung zu stellen. Um dies zu erreichen, dürfen die natürlichen Lebensgrundlagen nicht über Gebühr in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig ist es erforderlich, durch maßvolle Veränderung der gebauten Umwelt dem offensichtlichen Bedürfniswandel – zum Beispiel durch demographische Entwicklung, Klimawandel, gestiegene Mobilität und die Nachfrage nach erneuerbaren Energien – Rechnung zu tragen. Moderne Gebäude sollen klimagerecht, wirtschaftlich, von hoher Qualität und lange nutzbar sein. Sie sollen ihren Nutzern ein gesundes und komfortables Umfeld bieten und dabei zahlreiche Schutz- und Sicherheitsansprüche erfüllen. Es ist keineswegs einfach, zwischen diesen, teilweise konkurrierenden, Zielen abzuwägen und eine zukunftsorientierte Entscheidung zu treffen. Aber viele Eigenschaften sprechen hier für den Einsatz von Betonfertigteilen: Betonfertigteile bieten einen guten Schall- und Brandschutz. Das Bauen mit Betonfertigteilen spart Zeit und Ressourcen auf der Baustelle. Die Vorfertigung im Werk garantiert eine hohe Qualität und Maßgenauigkeit. Betonfertigteile sind langlebig und dauerhaft, der Unterhaltungs- und Reinigungsaufwand vergleichsweise gering. Optimierte Bauteilquerschnitte und hohe Betonfestigkeiten reduzieren den Materialeinsatz. Große realisierbare Deckenspannweiten ermöglichen eine stützenfreie und flexible Grundrissgestaltung. Die beste Lösung finden Für die Erreichung einer langen Nutzungsdauer müssen zunächst die gewählten Baustoffe und die Baukonstruktion möglichst dauerhaft sein. Aber auch das gestalterische Potenzial des Baustoffs, die ästhetische Qualität des Bauwerkes und mögliche Systemreserven zur Erfüllung künftiger bauphysikalischer Anforderungen sind wichtige Faktoren. Durch die immer raschere Veränderung von Lebens- und Nutzungsgewohnheiten werden im Sinne des Werterhalts hohe Ansprüche an die Flexibilität eines Bauwerkes gestellt. Das bedeutet, ein Gebäude ist genau dann langlebig und damit wirtschaftlich, wenn es dank einer möglichst flexiblen Grundrissgestaltung gut und mit geringen Ressourcenverbrauch an sich ändernde Nutzungsanforderungen angepasst werden kann. Die Umnutzungsmöglichkeiten werden unter anderem durch die Beschaffenheit von Innenwänden, Trennwänden, die realisierbare Deckenspannweite oder Nutzlastreserven beeinflusst. Konkret bedeutet zukunftsgerechtes Bauen, dass neben den ökologischen Betrachtungen eine gesellschaftliche Akzeptanz des Bauwerkes erreicht werden muss. Wirtschaftliche Anforderungen sind sowohl bei der Errichtung als auch im Betrieb zu betrachten und zugleich ist der Ressourcenverbrauch insgesamt auf das notwendige Mindestmaß zu beschränken. Diese Ansätze zeigen, dass es nicht ausreicht, lediglich auf eine umweltverträgliche Herstellung der eingesetzten Baumaterialien zu achten. Vielmehr muss jedes Bauwerk über seinen Lebenszyklus hinweg betrachtet werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass es vor allem um die beste Lösung für eine konkrete Bauaufgabe geht. Statt schematischer Vergleiche auf der Basis weniger ökologischer Baustoffparameter, ist die materialgerechte Verwendung von Baustoffen die wesentliche Grundlage für den Bau zukunftsgerechter Gebäude. Hier sind Bauwerke aus Beton aufgrund der natürlichen Dauerhaftigkeit des Baustoffes, vorteilhafter statisch-konstruktiver und bauphysikalischer Eigenschaften und vielfältiger gestalterischer Möglichkeiten eine sinnvolle und wirtschaftliche Wahl. Bildquelle: Pixabay (https://pixabay.com/photos/columns-couple-people-architecture-5747584/) Zurück

Positionen

Verbesserte Rahmenbedingungen für Schwerlasttransporte

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 6/2020 Verbesserte Rahmenbedingungen für Schwerlasttransporte Funktionierende Großraum- und Schwerlasttransporte sind unerlässlich für das Funktionieren unserer Wirtschaft. Betroffen sind die Betonfertigteilindustrie wie auch Hersteller und Betreiber großer Maschinen, Auto-Krane, Großmast-Betonpumpen und viele mehr. Die Verdopplung der Antragszahlen im Online-Portal VEMAGS von 225.000 auf 505.000 in den vergangenen zehn Jahren untermauert ihre Relevanz. Unsere Kunden erwarten nicht nur Qualität bei den Produkten, sondern auch bei der Abwicklung der Lieferungen. Allerdings wird es immer mehr zur Zitterpartie, ob solche Transporte termingerecht durchgeführt werden können. Verzögerungen in Genehmigungsverfahren führen zu Wettbewerbsnachteilen. Kosten und zeitlicher Aufwand für die Fahrzeugbegleitung werden zunehmend unkalkulierbar. Aus unserer Sicht müssen Genehmigungen für Großraum- und Schwerlasttransporte deutlich schneller erteilt werden als bisher. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit betrug zuletzt fünf bis sechs Wochen, wobei Verkehrsbehörden einzelner Bundesländer noch deutlich mehr Zeit benötigen. Für eine schnellere Genehmigung sind bürokratische Hürden zu reduzieren. Ziel muss ein automatisiertes Genehmigungsverfahren sein.Neben dem beschleunigten Genehmigungsverfahren sind mehr Investitionen in die Infrastruktur notwendig, insbesondere in die Ertüchtigung maroder Brücken. Deren eingeschränkte Belastbarkeit stellt eine wesentliche Hürde dar. Wir brauchen zudem eine bessere Zusammenarbeit der Bundesländer, die mittels Datenaustausch Transparenz über Verkehrsbehinderungen und Baustellen herstellen. Darüber hinaus bedarf es einer Ausweitung und Flexibilisierung der Transportzeiten sowie die flexible Begleitung der Transporte durch Beliehene und Verwaltungshelfer, um damit auch die Polizei zu entlasten. Der bundesweite Arbeitskreis Großraum- und Schwerlastverkehre der Organisation Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft, in dem auch Mitglieder des UVMB mitarbeiten, hat folgende Ziele erarbeitet: Ziele des Arbeitskreises sind: zügige Weiterentwicklung des bundesweiten Online-Portals VEMAGS: Ertüchtigung für das digitale Zeitalter mit weitestgehend automatisierter Antragsbearbeitung Zurverfügungstellung einer routing-fähigen bundeseinheitlichen interaktiven Kartenlösung und Bereitstellung der digitalen Daten für den Transport Ausweisung von Positivstrecken automatischer Vorschlag von Alternativrouten durch die Verwaltung bei Nichteignung beantragter Verbindungen bzw. kurzfristigen Störungen auf bereits genehmigten Routen Vereinheitlichung der Genehmigungsverfahren der bisher zuständigen unteren Verkehrsbehörden in den Landkreisen Einführung einer Höchstbearbeitungsdauer von 5 Werktagen Definition einheitlicher Standards im Rahmen der Erarbeitung der Straßenverkehrs-Transportbegleitungs-Verordnung, welche eine flexible bundesländerübergreifende Begleitung bis 2021 ermöglichen Begrenzung der Transportnebenkosten auf das sachlich notwendige Maß Neuregulierung der Absicherung durch Begleitfahrzeuge nach VwV-StVO zu § 29 Absatz 3 StVO und Begrenzung auf das sachlich notwendige Maß Bei der Reform der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist auf eine praxistaugliche Befähigung der Genehmigungsbehörden am Sitz des beantragenden Unternehmens beziehungsweise seines Transporteurs zu achten. Die Gebühren für die Genehmigungen und die erforderlichen Begleitfahrzeuge dürfen nicht willkürlich und erheblich steigen. Bildquelle: Unsplash (https://unsplash.com/de/fotos/lkw-tagsuber-auf-der-autobahn-7eaFIKeo1MQ) Zurück

Objektberichte

Brandschutz- und Batterieräume in modularer Bauweise

Brandschutz- und Batterieräume in modularer Bauweise Ein hervorragender Vorteil des Baustoffs Beton ist seine gute Brandschutzeigenschaft. Deshalb ist er überall dort gefragt, wo es „heiß hergeht“. Mit den Entwicklungen verschiedenster Formen der Energiegewinnung und -speicherung, die den modernen ökologischen Ansprüchen Rechnung tragen, ist das Thema „Brandschutz“ mehr denn je entbrannt. Beigetragen hat dazu vor allem auch eine Reihe von durch Wechselrichter bei Photovoltaik- und Solaranlagen verursachten Brandfällen. Dem Thema der sicheren Unterbringung teurer Energie- und Umwelttechnik widmet sich seit vielen Jahren die Laumer Bautechnik GmbH aus dem niederbayerischen Massing. Das Unternehmen ist seit 1956 im Betonfertigteilbau tätig und seit den 60er Jahren als Hersteller von Betongaragen als Vollfertigteile bekannt. Auf dieser Grundlage hat es eine Reihe hochspezialisierter Technikmodule für unterschiedlichste Anwendungsgebiete entwickelt. Als Heizräume eignen sie sich für sämtliche Heiztechniken oder zur Beherbergung eines Blockheizkraftwerkes, ob mit Biomasse, auch mit angegliedertem Brennlager, oder mit Gas. Die Technikmodule können als Elektroraum fungieren, zur brandsicheren Beherbergung von Niederspannungsverteilern oder von Wechselrichtern von Photovoltaik-Anlagen, als Serverraum – klimatisch geschützt, strahlungs- und einbruchssicher. Als Brandschutz- und Batterieraum erfüllen sie die Brandschutzqualifikation REI 90 und alle für die Unterbringung von Akkus beispielsweise Batterien verbundenen Vorgaben wie zum Beispiel einen gegen Elektrolyt chemisch resistenten und undurchlässigen Boden, geerdete Kontaktflächen im Innenraum und einer ganzjährigen Temperierung und Belüftung. Bereits bei der Herstellung werden – unter Berücksichtigung der statischen Erfordernisse – die für die jeweiligen technischen Zwecke erforderlichen Öffnungen an Wänden, Boden und Decke ausgespart, ebenso wie sämtliche Einbauteile wie Ankerschienen, Hülsendübel et cetera für spätere Installationen und Kabeleinführungen berücksichtigt. So entstehen individuelle, hochtechnische Produkte, die in höchstem Vorfertigungsgrad auf die Baustelle angeliefert und auf den vorab erstellten Fundamenten – teilweise auch nur auf einem Splittbett – abgesetzt werden. In langlebiger und werthaltiger Stahlbetonbauweise hergestellt, erfüllen sie höchste Ansprüche in Sachen Witterungsschutz, Schallschutz, Brandschutz und Strahlungsschutz. Bildrechte: © Laumer Bautechnik GmbH Zurück

Objektberichte

James-Simon-Galerie

James-Simon-Galerie Entrée zur Berliner Museumsinsel mit Kolonnaden aus weißem Sichtbeton Die James-Simon-Galerie ist das imposante neue Eingangsgebäude zur Berliner Museumsinsel. Bestimmendes Element der Architektur aus dem Hause Chipperfield sind edle Kolonnaden aus Architekturbeton. Fast 9 m ragen die 92 quadratischen Stützen der Hochkolonnaden empor, auf ihnen ruht das flache, filigrane Dach, ebenfalls aus Architekturbeton. Unter den Kolonnaden befindet sich ein 10 m hoher und 100 m langer Sockel. Dieser dient als Schutz vor dem Wasser des Kupfergrabens, einem Stichkanal der Spree. Der Sockel besteht aus insgesamt 280 Einzelelementen aus Architekturbeton. Ebenso wie die Hofkolonnaden, die große Freitreppe sowie die Terrassenbeläge wurden sie auf Basis von Weißzement von Dyckerhoff WEISS hergestellt. Den Auftrag zur Lieferung aller Architekturbeton-Fertigteile konnte sich die Firma Dreßler Bau aus Stockstadt sichern. Die Gesteinskörnung aus Marmorsplittern sorgt für die weiß-beige Optik des Architekturbetons und stellt die gewünschte Harmonie mit den anderen Bauwerken auf der Museumsinsel her. Die Fertigteile entsprechen den höchsten Sichtbetonanforderungen. Die Oberfläche ist sandgestrahlt, wodurch der Beton ein lebhaftes Erscheinungsbild erhält. Als Besucherzentrum übernimmt die James-Simon-Galerie zentrale Servicefunktionen für die anderen Gebäude auf der Museumsinsel. Außer dem Kassenbereich finden in dem 4.600 m² großen Bau ein Café, ein Museumsshop, ein Vortragssaal für 300 Zuhörer und ein Raum für Sonderausstellungen Platz. Die James-Simon-Galerie ist alleiniger Zugang zum Pergamonmuseum und über die unterirdische Archäologische Promenade einer von zwei Zugängen zum Neuen Museum. Nach Fertigstellung des Masterplans Museumsinsel soll die Erschließung über die Archäologische Promenade vom Alten Museum bis hin zum Bode-Museum reichen. Trotzdem werden alle Häuser ihre historischen Haupteingänge behalten. Namensgeber des Bauwerks ist James Henry Simon (1851-1932), ein bedeutender Kunstmäzen in der Kaiserzeit. Er vermachte den Berliner Museen große Teile seiner Kunstsammlungen. Bekanntestes Einzelobjekt ist die heute im Neuen Museum ausgestellte Büste der Nofretete. Diese wurde 1913 bei einer von James Simon finanzierten Grabung entdeckt. Die Errichtung der James Simon Galerie dauerte von 2009 bis 2018. Der Fertigstellungstermin hatte sich um Jahre nach hinten verschoben, da erst während des Baus festgestellt wurde, dass der Baugrund erst in einer Tiefe von etwa 40 m tragfähig war. Deshalb musste der Neubau auf rund 1.200 Pfählen gegründet werden. Die feierliche Eröffnung fand am 13. Juli 2019 statt. Bauherr der James-Simon-Galerie ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Museumsinsel zählt seit 1999 zum UNESCO-Welterbe. Im selben Jahr wurde die grundlegende Sanierung des einzigartigen Ensembles beschlossen und seither schrittweise umgesetzt. Bereits im Jahr 2009 war die umfangreiche Wiederherstellung des Neuen Museums abgeschlossen worden, ebenfalls nach einem Entwurf von David Chipperfield. Ein wesentlicher Teil des Restaurierungskonzeptes bestand im Einsatz von Fertigteilen aus Architekturbeton – ebenfalls hergestellt mit Weißzement. Die James Simon Galerie wurde in diesem Jahr mit dem DAM Preis 2020 für Architektur in Deutschland ausgezeichnet: www.dam-preis.de/de/79/dam-preis-2020/preistraeger. Bildrechte: © Dreßler Bau GmbH Zurück

Nach oben scrollen