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Mehr Leichtbau wagen – mit Betonbauteilen

Mehr Leichtbau wagen – mit Betonbauteilen Leichtbau mit vorgefertigten Betonbauteilen bietet enorme Potenziale zur Dekarbonisierung und benötigt nicht nur weitere anwendungsorientierte Impulse aus der Forschung, sondern auf der Basis bereits bestehender Regelwerke und innovativer, praxisgerechter Lösungen endlich die echte Transformation in der Baupraxis. Bessere Ressourceneffizienz und CO2-Reduktion: Leichtbaukonstruktionen mit vorgefertigten Betonbauteilen verwenden deutlich weniger Material als herkömmliche, in der Regel auf der Baustelle geschalten Konstruktionen, was den Ressourcenverbrauch erheblich reduziert. Durch die Reduktion der benötigten Betonmenge wird weniger Zement gebraucht, was zu geringeren CO2-Emissionen und Energieverbrauch führt. Endlich schneller bauen und Nachhaltigkeit ganzheitlich denken: Gerade im Bereich der Infrastruktur, zum Beispiel bei Brücken, aber auch im Wohnungsbau, müssen Vorfertigungslösungen die Regel werden, nicht die Ausnahme bleiben. So wie es viele andere europäische Länder, wie die Niederlande oder Dänemark, längst praktizieren. In-situ-Konstruktionen können dort nur in Ausnahmefällen verfolgt werden, gesellschaftliche Kosten wie lange Verkehrsstaus oder sozialer Sprengstoff durch mangelnden Wohnungsbau, sind als hohe Nachhaltigkeitsziele in die Planung und Umsetzung zu integrieren. Regelwerke nutzen und propagieren: Seit der Richtlinie „Nichtmetallische Bewehrung“ des DAfStb kann Leichtbau mit alternativen Bewehrungen und deutlich geringeren Querschnitten bereits heute sicher und gesetzeskonform umgesetzt werden. Dies muss stärker kommuniziert und selbstverständlich zur Grundlage von Ausschreibungen werden. Langlebigkeit neu definieren: Mit der Begrenzung der Lebensdauer auf 50 Jahre sind die Potenziale des Leichtbaus mit Betonbauteilen nicht ausgeschöpft. Neue Konstruktionen können 100 und mehr Jahre genutzt werden und bieten bei intelligenter Planung Umnutzung und vielfältige Weiterverwendung – Long-Use und Re-Use statt Recycling. Solche Optionen sollen Grundlage von Planungen und Ausschreibungen werden. Vorgefertigte Betonbauteile in moderner Leichtbauweise verbinden die einzigartige Langlebigkeit von Gebäuden und Infrastruktur mit einem stark reduzierten Fußabdruck und ermöglichen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Lösungen – für die Menschen, für die sie gebaut sind. Dies ist eine gemeinsame Position der Herausgeber des Branchenmagazins punktum.betonbauteile. Zurück

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Digitalisierung und Vorfertigung

Unsere Postion erschienen in Ausgabe 1/2025  Digitalisierung und Vorfertigung – Perfekte Partner Bereits Ende der 1980er Jahre gingen die ersten automatisierten Fertigungsstraßen bei Herstellern vorgefertigter Betonbauteile in Betrieb. Insbesondere im Bereich der Elementdecken- und Doppelwandfertigung wird seit rund 40 Jahren durch spezialisierte Produktionsplaner, Maschinenbauer und Softwareanbieter die Digitalisierung und der Einsatz von Robotik bei der Betoneinbringung und Stahlkonfektionierung für vorgefertigte Betonbauteile vorangetrieben. Die im Wesentlichen mittelständische und familiengeführte Vorfertigungsbranche hat dazu erhebliche Investitionen in Millionenhöhe in Umlaufanlagen getätigt, die oftmals durch Mehrschichtbetrieb eine entsprechende Effizienzsteigerung und Rentabilität ermöglichten. Gleichzeitig erlebte aber – insbesondere seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ – die konventionelle Vor-Ort-Schalung auf Baustellen mit billigen Arbeitskräften von Sub-Subunternehmen eine bedenkliche und technologierückschrittige „Renaissance“, was die Etablierung weiterer schneller Digitalisierungsfortschritte zumindest in Deutschland lähmte. Angesichts des heutigen Fachkräftemangels, hohen Kostendrucks und der Notwendigkeit kontinuierlicher Prozessverbesserung treten allerdings aktuell die Vorteile der Vorfertigung wieder deutlich stärker in den Fokus. Die Erfahrung der Hersteller vorgefertigter Betonbauteile mit der Digitalisierung kommt ihnen dabei zugute. Die Möglichkeit, deutlich schlanker, zudem mit alternativen Bewehrungen, und damit ressourcenschonender und nachhaltiger zu bauen, wird die Zukunft des Bauens bestimmen. Das Bauen mit vorgefertigten Betonbauteilen und die Digitalisierung sind deshalb eng miteinander verknüpft und decken die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens ab. 1. Planung und Entwurf Digitale Tools wie Building Information Modeling (BIM) ermöglichen eine präzise Planung und Visualisierung von Bauprojekten, was die Integration vorgefertigter Bauteile erleichtert. 2. Effizienzsteigerung Durch digitale Prozesse können Abläufe optimiert und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Beteiligten verbessert werden, was zu einer reibungsloseren Umsetzung führt. 3. Datenanalyse Die Digitalisierung ermöglicht die Erfassung und Analyse von Daten, die zur Verbesserung der Fertigungsprozesse und zur Vorhersage von Problemen genutzt werden können. 4. Automatisierung Digitale Technologien fördern weiter die Automatisierung in der Produktion vorgefertigter Bauteile, was die Effizienz weiter steigert und die Produktionskosten senkt. Vorfertigung und Digitalisierung sind deshalb perfekte Partner, insbesondere wenn in der Planung von Bauprojekten vorgefertigte Bauteile von Anfang an eingeplant sind. Zurück

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Industrie- und Gewerbebau: Wolkig bis stürmisch – schlanke Lösungen gefragt

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 5/2024 Industrie- und Gewerbebau: Wolkig bis stürmisch – schlanke Lösungen gefragt Während die Baugenehmigungen im Wohnungsbau im Jahr 2022 um 9,4 % abnahmen, hielt sich der Nichtwohnbau mit dem dabei zentralen Industrie- und Gewerbebau mit + 0,5 % noch vergleichsweise stabil. Seither ist er jedoch – zwar nicht ganz so dramatisch wie der Wohnungsbau – von deutlich stärkeren Einbrüchen bei den Baugenehmigungen betroffen. Das Gesamtjahr 2023 wies bereits einen Rückgang der Baugenehmigungen von 15,7 % auf und das erste Halbjahr 2024 einen weiteren Rückgang um 7,4 %. Die Tendenz ist steigend, denn allein der Juni verzeichnete in diesem Jahr einen Genehmigungsrückgang von 14,3 %. Bei den üblichen Genehmigungszeiten sind dies Ausfälle, die die Jahre 2025 bis 2027 betreffen werden. Büro- und Verwaltungsgebäude werden durch den anhaltenden Trend zum Home Office zum Teil in ihrer Dimensionierung oder gänzlich in Frage gestellt und verringern auch dadurch den Bedarf. Umso deutlicher wird, dass sich am Markt nur bezahlbare, effizienzsteigernde Bauweisen behaupten können, die einen deutlich reduzierten ökologischen Fußabdruck vorweisen können. Das heutige Bauen mit schlanken Betonbauteilen bietet gerade hier zahlreiche Nachhaltigkeitsvorteile, die es zur zukunftsweisenden Methode im Industrie- und Gewerbebau machen. Hier sind einige der wichtigsten Gründe: 1. Materialeffizienz Schlanke Betonbauteile benötigen weniger Material, insbesondere Zement als vor Ort geschalte Bauteile, was nicht nur die Kosten senkt, sondern auch den Ressourcenverbrauch reduziert. Alternative Bewehrungen wie Carbon- oder Textilgelege und -fasern ermöglichen bereits heute extrem schlanke Dimensionierungen, die mit der Richtlinie „Betonbauteile mit nichtmetallischer Bewehrung“ des DAfStB auch ein praxistaugliches Regelwerk vorweisen kann. 2. Leichtbauweise Durch die Verwendung schlanker Betonbauteile kann das Gesamtgewicht der Konstruktion verringert werden. Dies ermöglicht flexiblere Designs und kann die Anforderungen an die Tragstruktur und die Fundamentierung reduzieren. Gerade die Fundamentierung ist ein Bereich, der hohe Mengen an Material einsparen kann. 3. Raumoptimierung Schlanke Betonbauteile bieten die Möglichkeit, größere Spannweiten zu realisieren, was zu offenen und flexiblen Raumkonzepten führt. Dies ist besonders vorteilhaft in Industrie- und Gewerbehallen, wo große, ununterbrochene Flächen benötigt werden und so auch für eine spätere Umnutzung optimal vorbereitet sind. 4. Schnellerer Bauprozess Die Verwendung vorgefertigter schlanker Betonbauteile kann den Bauprozess im Vergleich zur vor Ort-Bauweise deutlich beschleunigen, da die Elemente in der Fabrik hergestellt und dann – Just-in-Time – vor Ort montiert werden. Dies reduziert die Bauzeit und die damit verbundenen Kosten. 5. Ästhetik und Designfreiheit Schlanke Betonbauteile ermöglichen moderne und ansprechende architektonische Designs. Sie bieten den Architekturbüros und Bauverantwortlichen mehr Freiheit, kreative und innovative Lösungen zu entwickeln. 6. Nachhaltigkeit Die Reduzierung des Materialeinsatzes und die Möglichkeit, recycelte Materialien oder ganze Bauteile wiederzuverwenden, tragen zur Nachhaltigkeit des Bauens bei. Zudem können schlanke Bauteile oft besser in energieeffiziente Gebäude integriert werden und bei einer Bauteilaktivierung selbst zur Energieeffizienz deutlich beitragen. 7. Klimaresilienz Betonbauteile sind witterungsbeständig, benötigten keine Schutzanstriche, sind widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und Schimmel. Sie sind somit wartungsfrei und erfüllen die hohen Anforderungen an Hygiene und den Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden.Insgesamt bieten schlanke Betonbauteile eine Kombination aus Effizienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit, die sie zur attraktivsten Wahl für die Zukunft des Industrie- und Gewerbebaus machen. Bildquelle: Pixabay (https://pixabay.com/photos/industrial-hall-construction-4590175/) Zurück

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Klimafolgen und Klimaanpassung

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 4/2024 Klimafolgen und Klimaanpassung Empfehlungen für Straßenbau und Verkehr, Bauwesen und Wasserwirtschaft Der Monitoringbericht „Klimafolgen und Klimaanpassung in Bayern“ bietet Erkenntnisse, die auch für andere Bundesländer relevant sind. Er zeigt auf, wie der Klimawandel unsere Umwelt beeinflusst. Seit 2003 nimmt die Grundwasserneubildung stetig ab, und die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst beginnen früher als gewohnt. Gleichzeitig steigen die gesundheitlichen Risiken durch Hitzewellen, extreme Wetterereignisse und allergene Pflanzen deutlich an. Die Auswirkungen des Klimawandels erfordern nicht nur den Schutz des Klimas und eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes, der maßgeblich dazu beiträgt, sondern auch gezielte Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen der Klimaveränderungen. Zahlreiche Anpassungsstrategien werden bereits aktiv umgesetzt. Ein Beispiel hierfür ist der deutliche Anstieg der Investitionen in den Hochwasserschutz, um den zunehmend extremeren Wetterbedingungen gerecht zu werden. Ausgewählte Schwerpunkte der Klimaanpassungsstrategien Hochwasserschutzmaßnahmen Stabilisierung und Sicherung des Wasserhaushalts Vorsorge gegen Trockenheit und Dürre Erhalt und Renaturierung natürlicher beziehungsweise genutzter Kohlenstoffsenken (zum Beispiel Moore) Schutzmaßnahmen für (Berg)Wälder Stabilisierung der biologischen Vielfalt und Ökosysteme Eindämmung von Georisiken Vorsorge gegen Gefahren durch neue Schädlinge und Überträger von Krankheiten Verringerung der Folgen von Hitzebelastung Schaffung einer nachhaltigen und klimaschonenden Siedlungsentwicklung, Verkehrsinfrastruktur und Energieproduktion Insbesondere in den Bereichen Straßenbau, Verkehrsinfrastruktur, Bauwesen und Wasserwirtschaft erfordern die zunehmenden Extremwetterereignisse wie Starkregen, Stürme, Hitzewellen und Spätfrostgefahr, eine verstärkte Aufmerksamkeit. Diese klimatischen Veränderungen stellen eine erhebliche Bedrohung für die bestehende Infrastruktur dar und gefährden sowohl die Sicherheit als auch die Lebensqualität der Bevölkerung. Daher ist es unerlässlich, spezifische und wirksame Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, um die Widerstandsfähigkeit dieser Infrastrukturen gegenüber den wachsenden klimatischen Belastungen zu stärken. 1. Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur Der Bereich Straßenbau und Verkehr ist besonders anfällig für die Auswirkungen klimatischer Veränderungen, insbesondere durch Starkregen, Frost und Hitze. Diese extremen Wetterbedingungen verursachen erhebliche Schäden an Straßen- und Schieneninfrastrukturen und gefährden damit die Verkehrsinfrastruktur. Handlungsempfehlungen: Monitoring und Instandsetzung: Ein flächendeckendes Monitoring der Verkehrsinfrastruktur ist entscheidend, um Schäden frühzeitig zu erkennen und schnell zu beheben. Dies umfasst die kontinuierliche Überwachung von Straßenbelägen, Brücken und Schienen auf Verformungen, Rissbildungen und Materialermüdung. Durch den Einsatz moderner Technologien können Veränderungen rechtzeitig erfasst und die Sicherheit sowie Langlebigkeit der Infrastruktur erhöht werden. Anpassung der Flächennutzung: Bei der Flächennutzung sollte das Regenwasser direkt vor Ort versickern, um die Grundwasserneubildung zu fördern. Dazu ist es wichtig, das Wasser zunächst versickern zu lassen, dann zurückzuhalten und erst zuletzt gezielt abzuleiten. Förderung von Forschung und Entwicklung: Es sollte verstärkt in Forschungsprojekte investiert werden, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verkehrsinfrastruktur untersuchen. Besonders wichtig sind dabei die Materialforschung für klimaresistente Straßenbeläge und Fahrzeuge sowie die Untersuchung der Klimawandel-Effekte auf Wasserstraßen und die Schifffahrt. 2. Bauwesen Das Bauwesen ist besonders anfällig für Extremwetterereignisse, die strukturelle Schäden an Gebäuden verursachen können. Der Klimawandel erfordert zudem Anpassungen in der Energieeffizienz und im Innenraumklima von Gebäuden, um den veränderten klimatischen Bedingungen gerecht zu werden. Handlungsempfehlungen: Regenerative Materialien und energieeffiziente Bauweisen: Die Verwendung regenerativer Materialien sowie die Förderung ressourcenschonender und energieeffizienter Bauweisen müssen technologieoffen und verstärkt unterstützt werden. Klimagerechtes Bauen: Die Bauvorschriften sollten so angepasst werden, dass sie klimatische Veränderungen umfassender berücksichtigen. Dazu gehören erhöhte Anforderungen an die Standsicherheit, Strukturstabilität, Materialauswahl und Gebäudedämmung, um auch unter extremen Wetterbedingungen einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Förderung der Innenraumqualität: Angesichts steigender Temperaturen muss die Politik Anreize zur Verbesserung der Innenraumqualität schaffen. Dies kann durch die Förderung natürlicher Klimatisierungssysteme, die Reduzierung von Überhitzung und die Verbesserung der Luftqualität in Gebäuden erreicht werden. 3. Wasserwirtschaft Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, was besonders die Hochwasservorsorge, Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie die Gewässerökologie betrifft. Niedrigwasser und häufigere Hochwasserereignisse stellen eine wachsende Gefahr dar. Handlungsempfehlungen: Verbesserung des Hochwasserschutzes: Umfassende Maßnahmen zum Hochwasserschutz sind erforderlich, darunter die Renaturierung von Flussläufen, der Ausbau von Rückhaltebecken und die Verstärkung von Deichsicherungen. Vorbeugender Hochwasserschutz muss als politische Priorität angesehen und finanziell ausreichend unterstützt werden. Sicherung der Wasserversorgung: Es muss sichergestellt werden, dass die Wasserversorgung in allen Regionen Deutschlands auch unter veränderten klimatischen Bedingungen gewährleistet bleibt. Dies erfordert den Ausbau von Speicherkapazitäten, die Förderung von Wasserspartechnologien und die Anpassung der landwirtschaftlichen Bewässerungssysteme. Sicherung der Abwasserentsorgung: Die hydraulische Leistungsfähigkeit der vorhandenen Abwasserkanäle muss überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um den steigenden Anforderungen durch veränderte Niederschlagsmuster gerecht zu werden. Schlussfolgerungen Die Herausforderungen des Klimawandels erfordern entschlossenes Handeln. Es ist unerlässlich, die genannten Handlungsempfehlungen umzusetzen, um die Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur zu erhöhen und die Lebensqualität der Bevölkerung zu sichern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen, der Wirtschaft und der Wissenschaft ist entscheidend, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und zu realisieren. Beton und vorgefertigte Betonbauteile können bei diesen Maßnahmen einen erheblichen Beitrag leisten. Nachhaltig produzierte Betonbauteile finden Anwendung im Straßenbau, in der Infrastruktur, im Garten- und Landschaftsbau, im Hochbau sowie in der Wasserwirtschaft. Wir befürworten eine technologieoffene Materialauswahl, bei der die spezifischen Einsatzmöglichkeiten und -grenzen der Materialien ausschlaggebend sind. Autoren: Diana Krüger & Dr. Markus LanzerathBildrechte:© DWA Landesverband Bayern | © Bayerische Klima-Anpassungsstrategie 2016, Bayer. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz Zurück

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Die Evolution des Regenwassers – vom Abfallprodukt zur wertvollen Ressource

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 1/2024 Die Evolution des Regenwassers – vom Abfallprodukt zur wertvollen Ressource In den letzten Jahrzehnten hat sich die Bewertung von Regenwasser grundlegend gewandelt. Was einst als bloßes Nebenprodukt betrachtet wurde, das schnellstmöglich aus städtischen Gebieten abgeleitet werden musste, wird nun als wertvolle Ressource erkannt, mit der es sorgsam umzugehen gilt. Mit der im Jahr 2023 veröffentlichten Nationalen Wasserstrategie der Bundesregierung wurde ein Meilenstein in der nachhaltigen Ressourcenbewirtschaftung gesetzt und damit ein Schlaglicht auf die wachsende Bedeutung von Regenwasser als Schlüsselressource geworfen. In einer Zeit, in der Wasserressourcen weltweit zunehmend unter Druck geraten, eröffnet die verstärkte Nutzung und intelligente Bewirtschaftung von Regenwasser neue Perspektiven für eine nachhaltige Wasserzukunft, die es sinnvoll zu nutzen gilt. Hierzu lassen sich Forderungen formulieren, die eine Zukunftsperspektive darstellen und ein Umdenken in vielerlei Hinsicht erfordern: 1. Integrierte Wasserpolitik und Gesetzgebung Die Einführung oder Stärkung von Gesetzen und Vorschriften, die die nachhaltige Nutzung von Regenwasser fördern, ist entscheidend. Dazu gehören Anreize für die Installation von Regenwassernutzungssystemen, Richtlinien für die Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser sowie klare Regelungen zur Qualitätssicherung bei der Aufbereitung von Regenwasser für bestimmte Zwecke. 2. Förderung von Forschung und Entwicklung Investitionen in Forschung und Entwicklung von Technologien im Bereich der Regenwassernutzung sind notwendig. Die Förderung innovativer Lösungen, wie effizientere Sammelsysteme, dezentrale Aufbereitungstechnologien und intelligente Bewirtschaftungsstrategien, kann die nachhaltige Bewirtschaftung weiter vorantreiben. 3. Anreize für eine nachhaltige städtische Planung Die Integration von Regenwasserbewirtschaftung in städtebauliche Konzepte sollte durch finanzielle Anreize für Gemeinden und Bauherren unterstützt werden. Dies kann die Schaffung grüner Infrastrukturen, die Verwendung versickerungsfähiger Materialien und die Umsetzung von Wassereffizienzmaßnahmen umfassen. Zudem sollte verpflichtend damit einhergehen, zum Beispiel die Rückhaltung auf Dächern in der hydraulischen Berechnung berücksichtigen zu dürfen sowie innerhalb von Bebauungsplänen Raum und Maßnahmen für Versickerung, Rückhaltung und Nutzung von Regenwasser vorzusehen. 4. Bildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit Eine breite Aufklärungskampagne ist erforderlich, um das Bewusstsein für die Bedeutung der nachhaltigen Nutzung von Regenwasser zu schärfen. Hier sind beispielsweise Schulungen für Bauherren, Hausbesitzer und Gemeinden zu nennen, um die Akzeptanz und Umsetzung von Regenwassernutzungssystemen zu fördern. 5. Finanzielle Anreize und Subventionen Die Einführung von finanziellen Anreizen, Steuererleichterungen oder Subventionen für Unternehmen und Einzelpersonen, die in nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung investieren, kann Anreize für die Umsetzung dieser Praktiken schaffen. 6. Verpflichtende Regenwassernutzung in Bauprojekten Die Integration von Regenwassernutzungssystemen sollte verpflichtend in Bauvorhaben vorgeschrieben werden, insbesondere für große Projekte im gewerblichen und privaten Bereich. Dies fördert die flächendeckende Implementierung. 7. Forschungsförderung für sozio-ökonomische Auswirkungen Die Forschung zu den sozio-ökonomischen Auswirkungen der nachhaltigen Regenwassernutzung sollte unterstützt werden, um die langfristigen Vorteile und die positive Wirkung auf lokale Gemeinschaften und die Umwelt herauszuarbeiten. 8. Internationale Zusammenarbeit und Wissensaustausch Eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und der Austausch bewährter Praktiken im Bereich der nachhaltigen Regenwassernutzung beziehungsweise -bewirtschaftung unterstützen Länder dabei, voneinander zu lernen und gemeinsame Standards und Strategien zu entwickeln. In einer Zeit, in der die Ressourcenknappheit und der Klimawandel unsere Wasserressourcen herausfordern, erweist sich die Nutzung von Betonfertigteilen als Schlüsselkomponente für eine zukunftsfähige, nachhaltige Regenwasserinfrastruktur. Betonfertigteile leisten einen bedeutenden Beitrag zu einer resilienten Wasserinfrastruktur, indem sie effiziente, langlebige und vielseitige Lösungen für die Herausforderungen im Regenwassermanagement bereitstellen. Ihre Anwendung vereint technische Zuverlässigkeit, individuelle Anpassungsfähigkeit und Dimensionierung sowie ökologische Verantwortung gegenüber der Umwelt, um eine klimaangepasste Infrastruktur zu erschaffen. Zurück

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Resilienz der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur in Deutschland

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 4/2023 Resilienz der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur in Deutschland In Deutschland zeichnet sich die Wasserver- und Abwasserentsorgung durch hohe Versorgungssicherheit und Zuverlässigkeit aus. Sauberes Trinkwasser und eine gute Abwasserreinigung sind – noch – selbstverständlich. Damit dies so bleibt, ist eine Erhöhung der Investitionen in die Abwasserinfrastruktur zwingend erforderlich. Dies macht auch die Studie zum Zustand der Kanalisation in Deutschland, herausgegeben von der Deutschen Vereinigung für Wasser, Abwasser und Abfall (DWA), deutlich. Bereits heute weist jeder fünfte Kanalabschnitt (18,7 %) sofortigen bis kurzfristigen Handlungsbedarf auf. Weitere 29,6 % der Kanäle erfordern mittelfristigen Handlungsbedarf und nur 26,9 % sind schadensfrei. Bei 24,8 % ist der Zustand der Kanäle nicht bekannt. Ähnlich wie bei der maroden Brückeninfrastruktur in Deutschland kann es, bei mangelnder Investition und fehlendem Bewusstsein, auch in der Wasser- und Abwasserinfrastruktur zu nachlassender Qualität und reduzierter Sicherheit führen. Die Folgen wären unter anderem eine Gefährdung des Grundwassers bei Exfiltration von Abwasser, eine hohe Belastung der Kläranlagen durch Infiltration von Grundwasser in die Kanäle und hohe Verluste bei den Wasserversorgungsleitungen. In der Konsequenz würden unmittelbar die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen in unserem Land beeinträchtigt werden. Darüber hinaus gilt es, die aktuell aufgrund des Klimawandels steigenden Anforderungen an das Entwässerungssystem zu meistern. Dazu gehören unter anderem die Ableitung der zunehmend auftretenden Starkregenereignisse sowie die Herausforderung, anfallendes Regenwasser lokal wieder zu versickern, statt es über Kanäle abzuleiten, um die Grundwasserneubildung zu fördern. Denn sinkende Grundwasserspiegel gefährden die sichere Wasserversorgung zunehmend. Die Wasser- und Abwasserinfrastruktur zählt zur kritischen Infrastruktur, sodass alles darangesetzt werden sollte, diese zu erhalten und generationenübergreifend zu sichern. Dazu müssen politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, unter anderem: Inspektionsraten erhöhenDie Inspektion der Kanäle bildet die Datengrundlage für eine sich anschließende Maßnahmenplanung, sowohl für kurzfristige als auch für langfristige, strategische Ziele der Abwasserinfrastruktur. Personalressourcen erschließen und sichernDer Fachkräftemangel macht auch vor der Wasserwirtschaft nicht halt. Für die Sicherheit und Resilienz der Wasser- und Abwasserinfrastruktur sind qualifizierte Fachkräfte in den Bereiche Betrieb, Planung und Verwaltung essenziell. Hier sollte von Bund, Ländern und Kommunen die Aufmerksamkeit für diese wichtigen Aufgaben und beruflichen Möglichkeiten erhöht werden. Bereits in Schulen sollte auf die Bedeutung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur als Fundament der Daseinsvorsorge aufmerksam gemacht werden. Erneuerungsraten erhöhenZur langfristigen (Wert-)Erhaltung des Kanalnetzes bedarf es einer grundlegenden Erhöhung der jährlichen Erneuerungsrate. Eine Vielzahl an Sofort-Maßnahmen („Feuerwehrstrategie“), schwerpunktmäßig an Reparaturen mit kurzfristigem Effekt ausgerichtet, führt nachweislich mittelfristig lediglich zu einer Verschiebung des Sanierungsbedarfs in die Zukunft. Transparenz und Offenheit schaffenInvestitionen und Baumaßnahmen erfordern das Verständnis von Bürger:innen. Hier ist die rechtzeitige Information sowohl über den Netzzustand als auch über anstehende Maßnahmen zum Erhalt der Wasser- und Abwasserinfrastruktur zu empfehlen. Investitionen erhöhenGezielte Erhöhungen von Investitionen in die Wasser- und Abwasserinfrastruktur sind notwendig, um den Sanierungsbedarf signifikant zu reduzieren und dringend erforderliche Sanierungsmaßnahmen umzusetzen. Die aktuelle Sanierungsleistung von jährlich etwa1 % des rund 594.000 km langen Kanalnetzes in Deutschland reicht dazu nicht aus. Hierdurch wird die Substanz sukzessive aufgebraucht. Fazit Wie oberirdische Straßen und Brücken müssen auch unterirdische Leitungs- und Kanalnetze instandgehalten und nach Ablauf ihrer Nutzungsdauer erneuert werden. Um zu gewährleisten, dass die Netze von heute auch morgen noch zuverlässig funktionieren, sind Erhöhungen der Investitionen notwendig. Nur eine bewusste und strukturierte Netzpflege, Erhaltung, Sanierung und Erneuerung tragen zu einer Resilienz der kritischen Infrastruktur der Wasserver- und Abwasserentsorgung bei. Zahlen, Daten und Fakten (Quelle: Politikmemorandum DWA 2023) Autorin: Diana Krüger Zurück

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Verbesserte Bedingungen für Großraum- und Schwertransporte

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 4/2023 Verbesserte Bedingungen für Großraum- und Schwertransporte zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland und für den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft Die Bundesregierung hat sich eine wettbewerbsfähige und effiziente Wirtschaft unter anderem in Verbindung mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien zum Ziel gesetzt. Damit der dafür notwendige tägliche Neubau von sechs Windenergieanlagen gelingen kann, sind aufgrund der Größe und des Gewichts der benötigten Bauteile allein in diesem Wirtschaftsbereich jährlich rund 60.000 Großraum- und Schwertransporte (GST) notwendig. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass neben dem Ausbau der Windenergie auch GST für den Transport von Maschinen und Anlagen sowie den Ausbau der Infrastruktur (zum Beispiel Brückenbau, Tiefbau, Wasserbau) und den Wohnungs- und Gewerbebau von entscheidender Bedeutung sind. Ohne Krane, Baumaschinen, Metall- und Stahlbetonbauteile sind die für den Wirtschaftsstandort Deutschland wichtigen Baumaßnahmen nicht umsetzbar. Aber auch für die Landwirtschaft und Schausteller sind Großraum- und Schwertransporte von existentieller Bedeutung. Derzeitig behindern insbesondere vermeidbare Bürokratiehürden und Defizite in der Verkehrsinfrastruktur und der Digitalisierung diese zwingend erforderlichen Transporte. Die deutsche Wirtschaft ist dringend auf ein transparentes, verlässliches und vor allem praktikables System zur Genehmigung und Durchführung von GST angewiesen. Die Verbändeinitiative Großraum- und Schwertransporte (VI GST), ein Zusammenschluss von über 20 (Anmerkung: Stand 20.06.2023; inzwischen über 30) Verbänden der deutschen Wirtschaft und der Transportbranche, hat hierzu nachfolgende Lösungsvorschläge erarbeitet: 1. Zweckdienliche Regelungen für GST schaffen a) Fahrzeugcluster einführen Jedes Fahrzeug, mit dem ein GST durchgeführt werden soll, bedarf einer gesonderten Genehmigung. Dies verursacht allein wegen der unterschiedlichen technischen Beschaffenheit der Fahrzeuge zusätzliche Genehmigungsanträge. Beispielsweise ist die Bauindustrie auf einen flexiblen Einsatz der Fahrzeuge des jeweiligen Fuhrparks angewiesen, um rechtzeitig Bauteile zur Baustelle zu transportieren. Dies wird durch Rn. 95 der Verwaltungsvorschrift (VwV) zu § 29 Absatz 3 StVO jedoch konterkariert, da sie keine Toleranzen bei der technischen Beschaffenheit des Fahrzeugs zulässt. Zu beachten ist hier, dass größere Unternehmen häufig über eine Vielzahl von Zugfahrzeugen und Anhängern verfügen, die entweder vom gleichen Typ sind oder deren unterschiedliche Achsabstände keine nennenswerten Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur haben. Das führt zu weniger Flexibilität bei den Projekten. Für Transportunternehmen ist bei der Planung eines GST nicht immer vorhersehbar, welches Fahrzeug konkret zum Transportzeitpunkt zur Verfügung steht. Deshalb sind Transportunternehmen wegen der oben genannten Regelung häufig gezwungen, viele weitere Anträge (bis zu zehn) vorsorglich zu stellen, um eine Genehmigung für das zum Transportzeitpunkt verfügbare Fahrzeug zu erlangen. Diese Antragsflut ist für die Verwaltung als auch für die Transportunternehmen eine vermeidbare Belastung. Um diese Belastung zu verhindern und eine für die Unternehmen erforderliche Flexibilität zu schaffen, könnten GST-Fahrzeuge in Fahrzeugkombinationsgruppen zusammengefasst werden, bei denen Toleranzen bei den Achsabständen der Fahrzeuge gelten. Dies unter der Bedingung, dass die Fahrzeuge die gleiche Anzahl an Achsen vorweisen. Die Toleranzen bei Achsabständen könnten durch allgemeingültige „von… bis zu…“-Formulierungen in den Verwaltungsvorschriften geregelt werden. b) Unterschreitungen genehmigter Abmessungen/Gewichte wieder mitgenehmigen Durch Änderung der VwV zu § 29 Absatz 3 StVO ist eine Unterschreitung der Abmessungen der Ladung von mehr als 15 cm und/oder des Gewichts von mehr als 5 % nicht mehr möglich. Im Falle einer solchen Unterschreitung muss eine neue Genehmigung beantragt werden. Dies verursacht vermeidbare Anträge, die Genehmigungsbehörden und Transportunternehmen gleichermaßen belasten. Vor der Änderung der VwV zur StVO galten diese geringfügigen Unterschreitungen als mitgenehmigt. Die VwV zur StVO sollte geändert werden, sodass diese Unterschreitungen nach dem verwaltungsrechtlichen Grundsatz „maius minus continent“ (das Größere schließt das Kleinere mit ein) wieder mitgenehmigt werden. Für die vorgenannten Punkte bedarf es einer zeitnahen Anpassung der einschlägigen Verwaltungsvorschriften! 2. Antrags- und Genehmigungsverfahren beschleunigen und optimieren Genehmigungsverfahren für GST dauern aktuell bis zu mehreren Monaten. Auskünfte, wann die Genehmigung erteilt wird, können die Behörden aufgrund von Überlastung – für 2022 fielen allein circa 330.000 Genehmigungsanträge an – oft nicht geben. Deshalb sind die Transporte für die Wirtschaft oftmals nicht planbar, was zu gestörten Lieferketten, Bauabläufen und deutlichen Kostensteigerungen führt. Unternehmen erhalten Bescheide, die 200 Seiten umfassen. Grund: Alle in Betracht kommenden Auflagen werden beigefügt, auch wenn sie später für den konkreten Transport nicht relevant sind. Die VwV sollte für die genehmigenden Behörden nachvollziehbar gestaltet werden, damit Bescheide auch für Unternehmen verständlicher werden. 3. VEMAGS neu denken – Einführung eines Geoinformationssystems für GST Die Digitalisierung des Antrags- und Genehmigungsverfahrens durch VEMAGS ist bisher nicht gelungen. Dies zeigt sich bereits daran, dass Antragsdaten vom antragstellenden Transportunternehmen händisch eingegeben werden müssen. VEMAGS stellt nur ein automatisiertes Verfahren dar. Es bedarf jedoch eines digitalen Austauschs von allen Daten zwischen den IT-Systemen der transportdurchführenden Unternehmen innerhalb eines gemeinsamen Geoinformationssystems. Einige Schwertransportunternehmen verfügen bereits über Scan-Fahrzeuge und elektronische sowie selbstlernende Schwerlastkarten. Zudem sollte in einem solchen Geoinformationssystem die Abwicklung aller Prozesse rund um die Durchführung eines GST vereint und sowohl von Wirtschaft als auch von den Behörden genutzt werden können. Beantragung, Planung und Genehmigung sollten also neu gedacht, standardisiert und digitalisiert werden! 4. Einheitliche und kalkulierbare Gebühren Die Multiplikatoren und Formeln des Anhangs zur Gebühren-Nummer 263.1.1 GST werden von den einzelnen Behörden unterschiedlich angewendet. Unterschiedliche und zum Teil zehnfach höhere Gebühren im Vergleich zu früher erschweren die Kalkulation. Es sollten – unter Einbeziehung der Fachverbände – bundeseinheitliche Kriterien zur Anwendung der Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr (GebOSt) geschaffen werden. Zudem sollten zwecks Transparenz Gebührenbescheide zukünftig eine Aufschlüsselung der Gebührenzusammensetzung enthalten. Die Gebührenordnung ist dringend hinsichtlich Struktur, Gebührenhöhe und einheitlicher Anwendung zu überarbeiten. GST werden durch kommunale Sondernutzungsgebühren (zum Beispiel Lüdenscheid, München) für die verladende Industrie weiter verteuert. Die kommunalen Sondernutzungsgebühren sollten daher abgeschafft werden. 5. Verkehrsinfrastruktur erhalten, ausbauen und effektiver nutzen Die marode Verkehrsinfrastruktur – insbesondere im Bereich der Brücken – stellt eine erhebliche Behinderung für die GST dar. Sie führt zu erheblichen Umwegen, Zusatzbelastungen der Ausweichstrecken und erhöht dadurch CO2-Emissionen. Die Infrastruktur (Straße, Schiene, Wasserstraße) sollte daher umgehend und gezielt instandgesetzt und, wo notwendig, ausgebaut werden. Es wird in diesem Zusammenhang gefordert, prioritär bundesweite Schwerlastkorridore auszuweisen und diese digital den Antragstellern zur Verfügung zu stellen. 6. Fachkräftemangel entgegenwirken Vorhandenes Personal bei Genehmigungsbehörden und der Autobahn GmbH des Bundes sollte mehr geschult und durch digitale Prozesse (zum Beispiel automatische Routenberechnung) entlastet werden. Denn gut geschultes Fachpersonal, das bei wiederkehrenden Prozessen beispielsweise durch

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Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen als Beitrag zur Klimaresilienz

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 2/2023 Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen als Beitrag zur Klimaresilienz Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen sind ein wichtiger Beitrag zu einem interdisziplinären Konzept der Regenwasserbewirtschaftung, das wir „Schwammstadt“ nennen. Dadurch können Überflutungen verringert, das Stadtklima verbessert, die Gesundheit von Stadtgrün gesteigert und im Ergebnis die Resilienz des gesamten urbanen Ökosystems gefördert werden. Versiegelte Verkehrsflächenbefestigungen, zu denen zum Beispiel Asphalt- und Ortbetonbefestigungen zählen, bieten in der Regel nicht die Vorteile für eine erhöhte Versickerung, Rückhaltung und Verdunstung des anfallenden Regenwassers innerhalb der Befestigung selbst. So müssten zur Minderung von Klimawandelfolgen unter Umständen zusätzliche unter- oder überirdische Überflutungsflächen – sogenannte Retentionsräume – geschaffen werden, die sehr kostenintensiv sein können und für die im Bestand oftmals gar nicht der nötige Platzbedarf zur Verfügung steht. Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen, zum Beispiel mit Betonsteinen, sind daher ein essentieller Baustein der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Die Bauweise kann überall dort angewendet werden, wo die Verkehrsbelastung ein gewisses Maß nicht übersteigt und wasserwirtschaftliche Aspekte nicht dagegensprechen. In kommunalen Bereichen, wie auch im privaten Wohnumfeld, gibt es vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für diese vorteilhafte Bauweise. Versickerungsfähige Betonpflasterbefestigungen sind ein technisch ausgereiftes und wirtschaftliches Element mit einer Reihe von Vorteilen, die über die reine Funktionalität hinausgehen, wie zum Beispiel die Gestaltungsvielfalt. Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen sollten daher stärker als bisher in den zuständigen Landesregelungen und Gemeindesatzungen als obligatorischer Bestandteil von Regenwassermanagement- und Schwammstadtkonzepten berücksichtigt werden. Sie sollten zur Befestigung von Verkehrsflächen überall dort gefordert werden, wo es technisch möglich und aus wasserwirtschaftlichen Gründen vertretbar ist. Autor: Dietmar UlonskaBildrechte: © Kronimus AG Zurück

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Schneller bauen mit Fertigteilen

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 1/2023 Schneller bauen mit Fertigteilen Die Wohnungsnot in Deutschland ist so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr. Von Woche zu Woche verschärfen sich die Meldungen über die Probleme auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland. Die Kosten werden immer höher und das Angebot immer knapper. Unter der Überschrift „Zwei Zimmer, Küche, keine Chance“ fasst die Süddeutsche Zeitung das aktuelle Problem zusammen. Seit Jahren verfolgt die Bundesregierung das Ziel, 400.000 neue Wohnungen im Jahr fertigzustellen. Leider wird dieses Ziel Jahr für Jahr nicht erreicht. Zurzeit ist von Fertigstellungsquoten von unter 300.000 neuen Wohnungen die Rede. Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung, den Neubau anzukurbeln, sind ganz offensichtlich unzureichend. Zu sehr dominieren steigende Preise für Rohstoffe sowie steigende Hypothekenzinsen und die unsicheren Lieferketten das Baugeschehen. Hinzu kommt der immer eklatanter werdende Arbeits- und Fachkräftemangel. Ferner gibt es auch im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Bauland große Wirtschaftlichkeitslücken, die aufgrund der hohen Kosten dem Neubau entgegenstehen. Um dem Wohnungsnotstand zu entkommen, spricht sich die Politik schon seit längerem für serielles und industrielles Bauen aus. Insgesamt erfreut sich die Errichtung von Nichtwohngebäuden unter Zuhilfenahme von großformatigen und tragenden Fertigteilen einer immer größer werdenden Beliebtheit. Nur im Wohnungsbau scheint dieser Trend noch nicht angekommen zu sein. Nach wie vor dominiert der „konventionelle“ Wohnungsbau. Des Weiteren zeigen statistische Daten aus dem Jahr 2020, dass Holz der dominante Wandbaustoff ist, wenn es um den Einsatz von industriell vorgefertigten Bauteilen im Wohnungsbausegment geht. Es ist daher an der Zeit, dass die offenkundigen Vorteile der industriellen Vorfertigung von Betonbauteilen stärker im Rahmen des Wohnungsbaus berücksichtigt werden. Die Eigenschaften für den Einsatz von Betonbauteilen sind unbestritten: Durch die Vorfertigung lassen sich Montagezeiten auf der Baustelle und damit auch Baukosten erheblich reduzieren. Die geringe Baufeuchte der Montagebaustelle ermöglicht ein schnelles Weiterarbeiten der Ausbaugewerke. Dadurch kann das Gebäude schneller genutzt werden. Der Einsatz von Personal und energieintensiven Baumaschinen wird reduziert, wodurch gleichzeitig die Lärm- und Staubimmissionen verringert werden. Betonbauteile sind extrem widerstandsfähig und langlebig. Die hohe Dauerhaftigkeit von Beton sorgt dafür, dass Wohnhäuser über einen Zeitraum von weit über 80 Jahren genutzt werden können, bevor sie ersetzt und neue Ressourcen in Anspruch genommen werden müssen. Die Wärmespeicherfähigkeit des Betons wirkt sich positiv auf das Raumklima aus und reduziert den Heiz- und Kühlbedarf von Gebäuden. Gleichzeitig verringern sich im Jahresverlauf die Temperaturschwankungen von Gebäuden, wodurch die Energieeffizienz gesteigert und die CO2-Emissionen gesenkt werden. Am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes sind Betonbauteile durch ihre ökologische Qualität überzeugend. Denn sie lassen sich als Bauteile wiederverwenden oder vollständig recyceln und als Gesteinskörnung wieder einsetzen und bleiben so vollständig im Stoffkreislauf. Betonbauteile erleichtern die sortenreine Trennung bei Rückbau und Recycling. Dank eines engmaschigen Netzes von Betonfertigteilwerken in Deutschland können darüber hinaus lange Transportwege vermieden werden. Weshalb in Deutschland diese Vorteile im Wohnungsbau bisher nicht genutzt werden, darüber kann nur spekuliert werden. Unsere europäischen Nachbarn, wie zum Beispiel Großbritannien, setzen schon seit langem auf effizienten ressourcenschonenden Wohnungsbau mit vorgefertigten Betonbauteilen. Dabei zeigt sich, dass kein Bauherr auf die architektonische Vielfalt und Wohnqualität verzichten muss. Gerade dieses Stigma gilt es in den Köpfen der Architekt:innen zu überwinden, denn serielle Vorfertigung bedeutet nicht uniforme Gestaltung, sondern kann eine große Variationsbreite in der Gestaltung aufweisen. Wenn wir zukünftig mehr (bezahlbaren) Wohnraum in Deutschland schaffen wollen, kommen wir nicht umhin, die Potenziale der Vorfertigung auch im Wohnungsbau stärker zu berücksichtigen. Planungsmethoden wie Building Information Modeling (BIM) sowie die Entwicklung neuer Zemente und Betonrezepturen ermöglichen einen zeitnahen und anspruchsvollen Wohnungsbau, welcher gleichzeitig den Ansprüchen des ressourceneffizienten Designs genügt. Vorgefertigte Betonbauteile können daher zur Lösung der Wohnungsnot in Deutschland beitragen. Hierfür bedarf es allerdings auch einer Umsetzung in die Tat und den Mut, neue Wege zu gehen. So kann zum Beispiel die Vergabe von Fördermitteln mit der Forderung nach effizienteren Bauabläufen verbunden werden. Nur wenn der angestammte Trampelpfad verlassen wird, können statt Luftschlössern auch neue Wohnstätten entstehen. Bildrechte: AdobeStock_145583965 © Roman_23203 Zurück

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Mehr Recyclingbeton wagen

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 6/2022 Mehr Recyclingbeton wagen Nachhaltig und ressourcenschonend sind die Schlagworte, wenn es darum geht, den Bau entsprechend den Klimaschutzzielen auszurichten. In vielen Lebensbereichen hat sich die Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz bereits durchgesetzt. Wir schreiben heutzutage auf Recyclingpapier oder trinken aus recycelten Glas- oder Plastikflaschen. An dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Warum nicht auch Bauwerke aus Beton mit ressourcenschonendem beziehungsweise Recycling-Beton herstellen? Betrachtet man den Ressourceneinsatz der Bauwirtschaft, scheint dies geboten. Legt man EU-weite Durchschnittswerte zugrunde, so entfallen auf die Bauwirtschaft rund 50 % aller geförderten Rohstoffe. Hier geht es oft um große Mengen mineralischer Rohstoffe wie Steine, Kies, Sand und Ton. Zugleich produziert der Bausektor mit Abstand das größte Abfallaufkommen. Der Monitoringbericht der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau analysiert jedes Jahr das Aufkommen der Bauabfälle. Die aktuellen Zahlen von 2018 weisen rund 75 Mio. t Bauschutt und Straßenaufbruch aus. Genau in diesem Bereich liegen die Potenziale für recyclierte Gesteinskörnungen aus denen Recycling-Beton gewonnen werden könnte. Momentan wird dieses Material noch zu rund 90 % im Straßenbau als Frostschutzschicht oder in der Asphaltindustrie verwertet. Experten sprechen in diesem Zusammenhang mehrheitlich von Downcycling als von Recycling. Der Einsatz recyclierter Gesteinskörnungen im Rahmen des Herstellungsprozesses von Recycling-Beton beträgt in Deutschland zurzeit weniger als 1 %. Das ist eine erstaunliche Erkenntnis, angesichts der Tatsache, dass Deutschland sich gerne als Recyclingweltmeister präsentiert. Unsere Nachbarländer wie beispielsweise die Niederlande oder die Schweiz sind in diesem Bereich deutlich weiter. Gleichzeitig wird der Ruf nach ressourceneffizientem Design, Recyclingfähigkeit und Dekarbonisierung von Bauwerken immer lauter. Wer in Deutschland Recycling-Beton herstellen will, darf nach den aktuellen Normen nur rund ein Drittel der erforderlichen Zuschlagsmengen durch rezyklierte Gesteinskörnung ersetzen. Sogenannte Brechsande sind davon ausgenommen. Diese Quote gilt es zu steigern. Technisch ist es ohne Qualitätsverlust möglich, höhere Substitutionsquoten einzuführen. An dieser Stelle dürfen normungsgebende Gremien innovativen Bauweisen nicht im Weg stehen. Parallel dazu muss die Akzeptanz von Recyclingbaustoffen gefördert werden. Dies kann beispielsweise dadurch gelingen, indem Beton mit einer Substitutionsquote von bis zu 25 % gar nicht erst als Recycling-Beton zu kennzeichnen wäre. Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, die abfallrechtlichen Rahmenbedingungen von Recyclingmaterialien zu verbessern. Die Überführung von Recyclingbaustoffen in den Produktstatus würde allen Beteiligten den Umgang mit diesen Materialien erleichtern und baut gleichzeitig Bürokratie und Kosten ab. Zudem wird die Verfügbarkeit gesteigert. Auch die öffentliche Hand kann in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag leisten und ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. So können Sekundärrohstoffe, immer unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten, gleichberechtigt in Ausschreibungen einbezogen werden. Angesichts der aktuellen Diskussion um die Bewältigung des Klimawandels dürfte auch der Ressourcenschutz stärker in den Fokus geraten. Die mineralischen Bauabfälle können in ihrer Eigenschaft als sekundäre Rohstoffe bei der Herstellung von Bauwerken eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend ist, die Altmaterialien entsprechend ihren jeweiligen wertgebenden Eigenschaften zu nutzen, um die Potenziale der Materialien ausschöpfen zu können. Recycling-Beton ist eine Möglichkeit, die anfallenden Abfallmassen zumindest in Anteilen wieder in den Bau zurückzuführen und somit Kreisläufe zu schließen. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis sich Recycling-Beton in der Praxis etabliert. Autor: v. FriedrichsBildrechte: Pixabay (https://pixabay.com/illustrations/nature-earth-sustainability-leaf-3294632/) Zurück

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