Unsere Position erschienen in Ausgabe 4/2024
Klimafolgen und Klimaanpassung
Empfehlungen für Straßenbau und Verkehr, Bauwesen und Wasserwirtschaft
Der Monitoringbericht „Klimafolgen und Klimaanpassung in Bayern“ bietet Erkenntnisse, die auch für andere Bundesländer relevant sind. Er zeigt auf, wie der Klimawandel unsere Umwelt beeinflusst. Seit 2003 nimmt die Grundwasserneubildung stetig ab, und die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst beginnen früher als gewohnt. Gleichzeitig steigen die gesundheitlichen Risiken durch Hitzewellen, extreme Wetterereignisse und allergene Pflanzen deutlich an.
Die Auswirkungen des Klimawandels erfordern nicht nur den Schutz des Klimas und eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes, der maßgeblich dazu beiträgt, sondern auch gezielte Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen der Klimaveränderungen. Zahlreiche Anpassungsstrategien werden bereits aktiv umgesetzt. Ein Beispiel hierfür ist der deutliche Anstieg der Investitionen in den Hochwasserschutz, um den zunehmend extremeren Wetterbedingungen gerecht zu werden.
Ausgewählte Schwerpunkte der Klimaanpassungsstrategien
- Hochwasserschutzmaßnahmen
- Stabilisierung und Sicherung des Wasserhaushalts
- Vorsorge gegen Trockenheit und Dürre
- Erhalt und Renaturierung natürlicher beziehungsweise genutzter Kohlenstoffsenken (zum Beispiel Moore)
- Schutzmaßnahmen für (Berg)Wälder
- Stabilisierung der biologischen Vielfalt und Ökosysteme
- Eindämmung von Georisiken
- Vorsorge gegen Gefahren durch neue Schädlinge und Überträger von Krankheiten
- Verringerung der Folgen von Hitzebelastung
- Schaffung einer nachhaltigen und klimaschonenden Siedlungsentwicklung, Verkehrsinfrastruktur und Energieproduktion

Insbesondere in den Bereichen Straßenbau, Verkehrsinfrastruktur, Bauwesen und Wasserwirtschaft erfordern die zunehmenden Extremwetterereignisse wie Starkregen, Stürme, Hitzewellen und Spätfrostgefahr, eine verstärkte Aufmerksamkeit. Diese klimatischen Veränderungen stellen eine erhebliche Bedrohung für die bestehende Infrastruktur dar und gefährden sowohl die Sicherheit als auch die Lebensqualität der Bevölkerung. Daher ist es unerlässlich, spezifische und wirksame Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, um die Widerstandsfähigkeit dieser Infrastrukturen gegenüber den wachsenden klimatischen Belastungen zu stärken.
1. Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur
Der Bereich Straßenbau und Verkehr ist besonders anfällig für die Auswirkungen klimatischer Veränderungen, insbesondere durch Starkregen, Frost und Hitze. Diese extremen Wetterbedingungen verursachen erhebliche Schäden an Straßen- und Schieneninfrastrukturen und gefährden damit die Verkehrsinfrastruktur.
Handlungsempfehlungen:
- Monitoring und Instandsetzung: Ein flächendeckendes Monitoring der Verkehrsinfrastruktur ist entscheidend, um Schäden frühzeitig zu erkennen und schnell zu beheben. Dies umfasst die kontinuierliche Überwachung von Straßenbelägen, Brücken und Schienen auf Verformungen, Rissbildungen und Materialermüdung. Durch den Einsatz moderner Technologien können Veränderungen rechtzeitig erfasst und die Sicherheit sowie Langlebigkeit der Infrastruktur erhöht werden.
- Anpassung der Flächennutzung: Bei der Flächennutzung sollte das Regenwasser direkt vor Ort versickern, um die Grundwasserneubildung zu fördern. Dazu ist es wichtig, das Wasser zunächst versickern zu lassen, dann zurückzuhalten und erst zuletzt gezielt abzuleiten.
- Förderung von Forschung und Entwicklung: Es sollte verstärkt in Forschungsprojekte investiert werden, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verkehrsinfrastruktur untersuchen. Besonders wichtig sind dabei die Materialforschung für klimaresistente Straßenbeläge und Fahrzeuge sowie die Untersuchung der Klimawandel-Effekte auf Wasserstraßen und die Schifffahrt.
2. Bauwesen
Das Bauwesen ist besonders anfällig für Extremwetterereignisse, die strukturelle Schäden an Gebäuden verursachen können. Der Klimawandel erfordert zudem Anpassungen in der Energieeffizienz und im Innenraumklima von Gebäuden, um den veränderten klimatischen Bedingungen gerecht zu werden.
Handlungsempfehlungen:
- Regenerative Materialien und energieeffiziente Bauweisen: Die Verwendung regenerativer Materialien sowie die Förderung ressourcenschonender und energieeffizienter Bauweisen müssen technologieoffen und verstärkt unterstützt werden.
- Klimagerechtes Bauen: Die Bauvorschriften sollten so angepasst werden, dass sie klimatische Veränderungen umfassender berücksichtigen. Dazu gehören erhöhte Anforderungen an die Standsicherheit, Strukturstabilität, Materialauswahl und Gebäudedämmung, um auch unter extremen Wetterbedingungen einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten.
- Förderung der Innenraumqualität: Angesichts steigender Temperaturen muss die Politik Anreize zur Verbesserung der Innenraumqualität schaffen. Dies kann durch die Förderung natürlicher Klimatisierungssysteme, die Reduzierung von Überhitzung und die Verbesserung der Luftqualität in Gebäuden erreicht werden.
3. Wasserwirtschaft
Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, was besonders die Hochwasservorsorge, Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie die Gewässerökologie betrifft. Niedrigwasser und häufigere Hochwasserereignisse stellen eine wachsende Gefahr dar.
Handlungsempfehlungen:
- Verbesserung des Hochwasserschutzes: Umfassende Maßnahmen zum Hochwasserschutz sind erforderlich, darunter die Renaturierung von Flussläufen, der Ausbau von Rückhaltebecken und die Verstärkung von Deichsicherungen. Vorbeugender Hochwasserschutz muss als politische Priorität angesehen und finanziell ausreichend unterstützt werden.
- Sicherung der Wasserversorgung: Es muss sichergestellt werden, dass die Wasserversorgung in allen Regionen Deutschlands auch unter veränderten klimatischen Bedingungen gewährleistet bleibt. Dies erfordert den Ausbau von Speicherkapazitäten, die Förderung von Wasserspartechnologien und die Anpassung der landwirtschaftlichen Bewässerungssysteme.
- Sicherung der Abwasserentsorgung: Die hydraulische Leistungsfähigkeit der vorhandenen Abwasserkanäle muss überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um den steigenden Anforderungen durch veränderte Niederschlagsmuster gerecht zu werden.
Schlussfolgerungen
Die Herausforderungen des Klimawandels erfordern entschlossenes Handeln. Es ist unerlässlich, die genannten Handlungsempfehlungen umzusetzen, um die Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur zu erhöhen und die Lebensqualität der Bevölkerung zu sichern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen, der Wirtschaft und der Wissenschaft ist entscheidend, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und zu realisieren.
Beton und vorgefertigte Betonbauteile können bei diesen Maßnahmen einen erheblichen Beitrag leisten. Nachhaltig produzierte Betonbauteile finden Anwendung im Straßenbau, in der Infrastruktur, im Garten- und Landschaftsbau, im Hochbau sowie in der Wasserwirtschaft. Wir befürworten eine technologieoffene Materialauswahl, bei der die spezifischen Einsatzmöglichkeiten und -grenzen der Materialien ausschlaggebend sind.
Autoren: Diana Krüger & Dr. Markus Lanzerath
Bildrechte:© DWA Landesverband Bayern | © Bayerische Klima-Anpassungsstrategie 2016, Bayer. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
