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Fertigteilgarage mit Rippenbodenplatten aus Carbon-/Textilbeton

Fertigteilgarage mit Rippenbodenplatten aus Carbon-/Textilbeton Dauerhaft und materialsparend Im Rahmen einer Produktaktualisierung wurde die Anwendung des innovativen Werkstoffs Carbon-/Textilbeton im Bereich der Bodenplatte eines Fertigteilgaragentyps erfolgreich zum Abschluss gebracht. Das eigentliche Projektziel, der Material- und damit verbundenen Gewichtseinsparung, bei Anwendung der Carbon-/Textilbetontechnologie wurde deutlich erreicht. Neben der signifikanten Materialeinsparung und der damit verbundenen Reduktion der CO2-Emissionen konnten durch zwei Prototypen auch die Wirtschaftlichkeit des neuen Garagentyps nachgewiesen werden. Vorteile des Carbon-/Textilbetons wirtschaftlich nutzen Die Firma REKERS Betonwerk GmbH & Co. KG verfolgt mit großem Interesse seit einiger Zeit die Entwicklungen im Bereich des Carbon-/Textilbetons. Erste Erfahrungen wurden dabei bereits 2003 im Rahmen eines von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) geförderten Forschungsvorhabens mit dem neuartigen Baumaterial gesammelt „AiF-Zutech-Nr.: 91 ZBG „Entwicklung textiler Bewehrung für die Wetterschutzschicht und die Innenschicht neuartiger großformatiger selbsttragender Wand- und Leichtbauplatten hoher Dämmwirkung““. Die Vorteile des Werkstoffs Carbon-/Textilbeton wurden dabei seit längerem von der Forschung hoch angepriesen. Infolge von Materialeinsparungen können massive Betonbauteile nun schlanker ausgebildet werden. Neben der Reduzierung des Eigengewichtes, dem Verbrauch von Ressourcen und dem geringeren CO2-Ausstoß bei der Herstellung können die Bauteile infolge einer nichtrostenden Bewehrung nun auch dauerhafter umgesetzt werden. Durch diese herausragenden Eigenschaften können Fertigteilgaragen mit Carbon-/Textilbeton wirtschaftlicher geplant und umgesetzt werden. Entwicklungs- und Nachweisprozess Die im Bild gezeigte Garage wurden im Rahmen eines Industrieentwicklungsprojektes zusammen mit der CARBOCON GMBH entwickelt. Die wesentlichen Anforderungen und Randbedingungen (siehe oben) wurden zu Projektbeginn festgelegt. Des Weiteren sollte der neue Garagentyp den Qualitätsstandards der bisherigen Garagen entsprechen und trotz der geringeren Bauteilquerschnitte, durch die Anwendung einer nichtrostenden Bewehrung, ein dauerhaftes und somit nachhaltiges Produkt für den Kunden sein. Die entwickelte Fertigteilgarage wurde sowohl statisch als auch experimentell durch CARBOCON nachgewiesen. Der neue, modifizierte Garagentyp besteht aus einer Bodenplatte aus Carbon-/Textilbeton und aus weiterhin konventionell bewehrten Wänden und Decke aus Stahlbeton. Der konventionelle Garagenboden (Vollplatte) wurde in eine Rippenplatte (Rippen in Querrichtung) aufgelöst. In Garagenlängsrichtung wird ein Carbongitter der Firma solidian GmbH und der Glasfaserstab Schöck Combar® in Garagenquerrichtung als nichtrostende Bewehrungen angeordnet. Als Beton wird ein angepasster werkseigener Normbeton der Festigkeitsklasse C50/60 mit Größtkorn 8 mm eingesetzt. Als Teil einer Machbarkeitsstudie zu Beginn wurde iterativ überprüft, welche „Tragstruktur/Bauteil“ der bisherigen Garage das größte Potenzial in Bezug auf Gewichtsreduktion unter Einhaltung der statischen und vorhandenen werkstechnischen Randbedingungen besitzt. In diesem Planungsschritt stellte sich die Bodenplatte als maßgebendes Bauteil dar. Hier ließ sich rein rechnerisch eine Gewichtseinsparung von über 850 kg ermitteln. Zu diesem Zeitpunkt wurden neben den neuen Querschnittswerten auch die einzelnen Materialien für die folgenden Schritte bestimmt. So konnte schon zu Beginn mittels vereinfachter statischer Nachweise das neuentwickelte Bauteil im Anwendungsbereich „Bodenplatte“ einer Garage entsprechend der DIN EN 13978-1 Betonfertigteilgaragen nachgewiesen werden. Aufbauend auf den rechnerischen Ergebnissen erfolgten erste experimentelle Versuche zur Überprüfung der Kombinierbarkeit der gewählten Baumaterialien. Während dieser Phase wurden neben dem Planer/Entwickler auch der Gutachter (Institut für Massivbau der Technischen Universität Dresden) im Prozess integriert. Diesem wurden die ersten statischen und experimentellen Ergebnisse vorgelegt sowie auf ihre Vollständigkeit und spätere Übertragbarkeit geprüft. Im Anschluss (Anfang 2019) wurde die oberste Baubehörde in Deutschland, das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt), einbezogen. Durch die Projektbeteiligten wurde das relevante Versuchsprogramm zur experimentellen und statischen Nachweisführung der konzeptionierten Bodenplatte erarbeitet und abgestimmt. Dies beinhaltete kleinbauteilige Versuche zur Ermittlung der Eigenschaften der gewählten Bewehrungsmaterialien im Beton (unter anderem Zug- und Verbundverhalten des Bewehrungsgitters im Beton) sowie Großbauteilversuche zum Tragverhalten (unter anderem Biegung und Durchstanzen). Die experimentell nachzuweisenden Bauteile wurden im Fertigteilwerk in Groß Ammensleben hergestellt. Diese Bauteile konnten dabei bereits ohne größeren Aufwand in die Produktion integriert werden. Die Prüfungen erfolgten anschließend nach Erreichen der 28-Tagefestigkeit in Laboren der TU Dresden. Die hierbei ermittelten Ergebnisse und Erkenntnisse der neuartigen Bodenplatte wurden von allen Beteiligten als positiv beurteilt, um darauf aufbauend eine allgemein bauaufsichtliche Zulassung (abZ) / allgemeine Bauartengenehmigung (aBG) zu erwirken. Im Herbst 2021 wurden zwei Prototypen in Groß Ammensleben für einen Kunden im Raum Dresden gefertigt. Da zu diesem Zeitpunkt jedoch noch keine abZ/aBG vorlag, musste unter Einbeziehung der vorliegenden Ergebnisse zusätzlich formell noch eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) / vorhabenbezogene Bauartengenehmigung (vBG) bei der obersten Bauaufsichtsbehörde im Freistaat Sachsen (in dem Fall vertreten durch die nachgeordnete Landesstelle für Bautechnik) eingeholt werden. Ansonsten wäre aus baurechtlichen Gründen ein Aufstellen der Garagen in Deutschland nicht möglich gewesen. Die ZiE wurde dabei von der Behörde innerhalb weniger Wochen erteilt. Nach über 2,5 Jahren intensiver experimenteller und statischer Nachweisführung sowie der erteilten ZiE/vBG im Herbst 2021 soll nun zeitnah auch die Erteilung der abZ/aBG vom DIBt im Frühjahr 2022 für die Bodenplatte einer Fertigteilgarage aus Carbon-/Textilbeton vorliegen. Bildrechte: © Rekers Betonwerk GmbH & Co. KG Zurück

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Haus am Park

Haus am Park Integratives Wohnen für Geflüchtete Vorgefertigte Betonelemente bilden in Tübingen die prägende Außenhaut eines bemerkenswerten Wohnungsbaus. Die Vor- und Rücksprünge der Betonfassade, große Balkone und rhythmisch gesetzte Fenster schaffen innerhalb eines engen Kostenrahmens eine architektonische Qualität, von der alle Bewohner gleichermaßen profitieren. In bester Wohnlage direkt am Neckarufer planten die beiden Stuttgarter Architekturbüros Yonder und SOMAA gemeinsam ein beispielhaftes Wohnprojekt. Auf einem von der Stadt Tübingen erworbenen Grundstück ist, wie Architekt Tobias Bochmann, einer der beiden Projektverantwortlichen erläutert, ein speziell konzipierter Wohnungsbau entstanden, „in dem Menschen mit verschiedensten kulturellen, ethnischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergründen“ unter einem Dach leben können. Das Wohnprojekt WOLLE + steht, nach einem Konzept des Wohnsoziologen Dr. Gerd Kuhn, für „Wohnen für Alle“. Das Plus im Namen weist darauf hin, dass es dabei um mehr als nur um Wohnen geht. So bildet nun das „Haus am Park“ der Stuttgarter Architekten mit 14 unterschiedlichen Wohneinheiten den Wohnschwerpunkt, während der schräg dazu angeordnete Kubus des Tübingers Simon Maier mit dem offenen Nachbarschaftszentrum „Brückenhaus“ im Erdgeschoss auch den benachbarten Anwohnern und anderen Interessierten offensteht und damit einen Mehrwert für das gesamte Quartier schafft. Wohnungsbau mit hoher Architektur- und Aufenthaltsqualität „Der soziale Ansatz von Dr. Gerd Kuhn hinter dem Gesamtprojekt zielte darauf ab, eine aktive Teilhabe aller Bewohner zu ermöglichen und so die Integration insbesondere von Geflüchteten zu fördern“, so die verantwortliche Büropartnerin von Yonder, Katja Knaus. Bei ihrem Haus am Park übersetzten die beiden vom Entwurf bis zur Ausführung beteiligten Architekten diesen Anspruch auf die Ebene von Planung, Konstruktion und Gestaltung. In hoher Qualität gliedert sich der sozial ausgerichtete Wohnungsbau nun in die städtische Umgebung ein. Eine differenzierte und gut detaillierte Fassadenansicht fügt gestaffelte und sichtbar belassene Betonelemente neben geschosshohe Holzfenster. Attika und Sockel sind verdeckt ausgebildet. Dem formulierten Anspruch gemäß sind alle Wohnungen gleichwertig ausgestattet. Jede der unterschiedlich dimensionierten Wohneinheiten verfügt über einen zentralen Wohn-Essraum, an den ein großer Balkon anschließt; jedes der Zimmer hat bodentiefe Fenster, Fußbodenheizung und wertiges Industrieparkett. Flexible Grundrisse innerhalb der Wohneinheiten lassen sich der aktuellen Nutzung gemäß anpassen. Eine Wohnung für Geflüchtete mit bis zu sechs Zimmern kann später zu einem offenen Loft werden, die aktuellen Micro-Appartements lassen sich zu einer Studenten-WG zusammenschalten. Gemeinschaftlich genutzte Räume erweitern den privaten Bereich. Es gibt jeweils einen Abstellraum, sowie Fahrrad- und Mobilitätsraum für Kinderwägen oder bei Bedarf Rollstühlen, sowie eine gemeinsame Waschküche mit zehn Waschmaschinen. Im hellen Treppenhaus mit Fahrstuhl sind sichtbar belassene Betonwände mit Holztüren, weißen Geländern und gesprenkelten Betonwerksteinplatten, die wie ein Terrazzoboden anmuten, einladend kombiniert. Betonbau zu überschaubaren Kosten Trotz angespannter Lage am Baumarkt ließ sich der vorgegebene enge Kostenrahmen beim Projekt WOLLE + einhalten. Dafür planten die Architekten ihren Wohnungsbau als Kombination aus vorgefertigten Betonelementen und Transportbeton. Sie holten das im Betonbau versierte Bauunternehmen Rolo Bau aus Zwiefalten mit ins Boot, das den gesamten Rohbau inklusive Untergeschoss in nur sieben Monaten ausführte. Geschäftsführer Robert Vollmayer stellte mit seinen Mitarbeitern eine werkseitig vorgefertigte, doppelschalige Außenwand mit sichtbar belassener Betonfassade auf und betonierte auch die massiven Ortbetonwände als Sichtbetonwände im Innern. Diese entstanden – aus Kostengründen ohne eigens formulierte Anforderungen – in angemessener Qualität, klarem Fugenverlauf und ansprechender Oberflächenanmutung zur Zufriedenheit von Architekten und Bauherren. Die primär tragenden Bauteile, die kerngedämmten Außenwände aus Beton, wurden als Thermowände geplant. Mit einer 7, beziehungsweise 10 cm dicken Außenschale, der 18 cm dicken Dämmung, der 6 cm starken Innenschale sowie 11 cm Ortbeton erreicht die über 40 cm starke Außenwandkonstruktion einen U-Wert von 0,20 W/(m²K). Architekt Tobias Bochmann resümiert den Einsatz der Betonfertigteile: „Wir lösten die meisten bautechnischen Details bereits bei der Planung der Betonelemente. Alles ist wärmetechnisch entkoppelt, so dass keine kritischen Wärmebrücken am Gebäude entstanden sind.“ Prägnante Betonfassade Die Architekten nutzten die vorgefertigten Betonbauteile nicht nur für den konstruktiven Aufbau. Vielmehr setzten sie die bis zu 6,50 m langen und bis zu 3,64 m hohen Elemente in einem gleichmäßigen 120er Raster zusammen und schufen eine charakteristische Ansicht, die mit Abstufungen und klar definiertem Fugenverlauf ein prägnantes Fassadenrelief bildet. Für diesen Effekt wurden die Außenschalen der Thermowände unterschiedlich stark ausgeführt, teils alternieren bei großen Elementen zwei verschiedene Stärken. Am regelmäßigen Vor- und Zurückspringen der gleichförmigen Betonformate und dem geschossweisen Versatz in der Fassade zeigt sich deren elementare Stellung in der Tektonik des Gebäudes. Durch die formale Betonung der Gliederung ist die Außenwand gleichermaßen Bestandteil von Konstruktion und Bekleidung. Rhythmisch gesetzte, bodenhohe Fenster fügen sich in das Rastermaß ein. Eine vorgefertigte Betonaufkantung unterstützte die verdeckte Ausbildung von Sockel und Attika. Entsprechend sind auch die äußeren Betonschalen für das obere und untere Geschoss werkseitig länger als die jeweils innere Wandschale, so dass sie Attika und Sockel am Hochparterre in einem Guss bekleiden. Als weiteres Detail wurden auch die äußeren Fensterlaibungen bis auf die untere Fensterbank bereits in den Fertigteilen integriert. Deren genauen Maße waren präzise vorgegeben, so ergaben sich beim Aufbau geringe Rohbautoleranzen. Insgesamt ist die Größe solcher vorgefertigten Betonelemente nur durch ihren Transport begrenzt. Die meisten der weit auskragenden Balkone weisen nach Süden und erweitern den Wohnraum um 2,50 m großzügig ins Freie. Ihre massiven Bodenplatten sind, thermisch getrennt, mit Isokörben an der Ortbetondecke einbetoniert. Weißes, gelochtes Wellblech dient als schlanke Brüstung, von innen ist sie transparent. Von außen wirkt sie geschlossen und bietet ausreichend Privatsphäre. Durchdachte Planung und Konstruktion Vor Ort wurden die vorgefertigten, doppelschaligen Wandscheiben mittels Schrägstützen geschossweise aufgestellt, mit Kernbeton ausgegossen und durch die Anschlussbewehrung der Deckenkonstruktion mit dieser statisch verbunden. Die massiven Wohnungstrennwände und Decken entstanden dagegen komplett aus konventionell mit Kran und Kübel in die Schalung eingebrachtem Transportbeton. Weitere Innenwände wurden, um in den Wohneinheiten mit variablen Grundrissen auf spätere Nutzungsänderungen reagieren zu können, als Trockenbau ausgeführt. Der Keller des direkt am Neckar stehenden Gebäudes erhielt eine wasserundurchlässige weiße Wanne. Alle Elektroinstallationen konnten vorab eingebaut werden. Dafür waren im Fertigteilwerk bereits Leerrohre eingelegt und Dosen in die Schalung gesetzt worden. Heizungs- und Sanitärinstallationen verlaufen nicht in den Fertigteilwänden. In wenigen Ausnahmen sah man dafür Schlitze und Aussparungen vor, die nachträglich bauseits geschlossen wurden. Aufgrund der sehr hohen Schallschutzanforderungen waren spezielle Leibungslüfter erforderlich. Die dafür nötigen Aussparungen waren ebenfalls bereits werksseitig

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„FIA Grade 1“ Rennstrecken

„FIA Grade 1“ Rennstrecken Seit Erfindung des Automobils vergleichen sich Hersteller und Fahrer von motorisierten Fahrzeugen bei Rennveranstaltungen oder bei den Versuchen, immer neue Rekorde aufzustellen, beziehungsweise diese zu brechen. Motorsportrennstrecken sind weltweit etabliert und haben eine weit über 100-jährige Tradition. Sie sind Magneten für Rennfahrer als auch für Zuschauer. Ziel der Rennstrecken ist es seit jeher, den Zuschauer möglichst hautnah am spannenden Geschehen rund um den Motorsport teilhaben zu lassen. Der Reiz des Zuschauens liegt im Zusammenspiel aus der persönlichen Nähe zur Geschwindigkeit, der Motorengeräuschkulisse sowie dem Geruch von verbranntem Treibstoff, Öl und Reifenabrieb. Die frühen Jahrzehnte dieses Sports wurden leider häufig durch schwere Unfälle überschattet und geprägt. Es mussten viele Verletzte und Tote, nicht nur unter den Fahrern sondern auch unter den Mitarbeitern an der Strecke und den Zuschauern, beklagt werden. Aber gerade auch dieses Risiko hat in früheren Zeiten häufig einen großen Reiz auf die Teilhabenden ausgeübt und somit zwangläufig das Image solcher Veranstaltungen zunehmen negativ beeinflusst. Entwicklung neuer Sicherheitsstandards Nicht zuletzt aus diesem Grunde entstanden im Laufe der Jahre immer detailliertere Sicherheitsstandards in allen flankierenden Bereichen des Motorsports. Diese mussten von Planern, Organisationen, Behörden und Veranstaltern zunehmend eingehalten werden, um bestimmte Arten von Veranstaltungen überhaupt austragen zu dürfen. Hier hat insbesondere die FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) über die Jahrzehnte viel positive Entwicklungsarbeit geleistet und die Sicherheit in allen Bereichen des Motorsports über die Jahre immens verbessert. Nicht zuletzt sind viele Entwicklungen, welche ihren Ursprung im Motorsport gefunden hatten, in den Straßenverkehr und die Fahrzeugentwicklung eingeflossen und haben die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer nachhaltig verbessert. Ein nicht unerheblicher und äußerst sensibler Bereich an jeder Rennstrecke ist die Abgrenzung zwischen Rennstrecke, Zuschauern und Mitarbeitern (Tribünen, Boxengasse, Streckenposten et cetera). Der Zuschauer soll möglichst nah am Geschehen und doch weitestgehend geschützt vor allen Gefahren des Motorsports teilhaben dürfen. Hier kommen heutzutage temporäre und stationäre Rückhaltesysteme aus Spezialbeton in Kombination mit Fangzäunen aus teils hochfestem Stahl zum Einsatz. Die höchsten Anforderungen an die Sicherheit stellen, bei Planung und Ausführung, von der FIA homologierte „Grade 1“ Rennstrecken. Hier werden Rennen der höchsten Klassen, wie zum Beispiel der „Formel 1“, ausgetragen. Diese Fahrzeuge erreichen die höchsten Beschleunigungen, Geschwindigkeiten und Verzögerungswerte und stellen somit außerordentliche Sicherheitsansprüche, insbesondere an die Rückhaltesysteme, im Falle eines Unfalles dar. Oberstes Ziel ist es, ein von der Strecke abkommendes Fahrzeug zu stoppen, bevor es Zuschauer oder Streckenmitarbeiter erreichen kann. Dieses Ziel muss möglichst ohne abrupte Verzögerung erreicht werden, um die Sicherheit des Fahrers weitestgehend zu schützen. Erschwerend kommt hinzu, dass zwischen Rückhaltesystem und Zuschauer teilweise lediglich wenige Meter Abstand vorhanden sind, welche dazu genutzt werden können, die hohen Einschlagsenergien abzubauen. Die FIA hat hierzu in Zusammenarbeit mit der „FIA INDUSTRY WORKING GROUP“ Vorgaben entwickelt und prüft seit 2018 entsprechende Systeme nach dem „FIA-Standard 3502-2018“. Stand heute haben weltweit nur drei temporäre Schutzsysteme diesen Test erfolgreich bestanden und sind somit von der FIA homologiert und zugelassen. Ausschließlich diese homologierten Systeme dürfen künftig an „Grade 1“ Rennstrecken eingesetzt werden, unabhängig davon, ob es sich um den Bau einer komplett neuen Strecke handelt oder der Änderung/Instandsetzung einer bestehenden Rennstrecke. Einer dieser spezialisierten Hersteller ist die Firma Nordbeton GmbH aus dem norddeutschen Friesoythe. Das 1959 gegründete Familienunternehmen entwickelt und produziert unter anderem seit Mitte der 1990er Jahre Rückhaltesysteme aus Beton für Straßen und Autobahnen. Zudem werden umfangreiche, objektbezogene Systeme für den militärischen und zivilen Objektsschutz sowie für den Schutz vor Naturgefahren, wie Steinschlag, projektiert und angeboten. Patentiertes Verbindungssystem Auch bei den Betonschutzwänden für den Rennsport kommt ein von der Nordbeton GmbH patentiertes Verbindungssystem zum Einsatz, welches seinen Ursprung im Straßenverkehr hat und sich seit vielen Jahren bewährt hat. Im Laufe der Jahre hat dieses System seine Leistungsfähigkeit bei vielen Crashtests nach DIN-EN1317 unter Beweis gestellt. Es standen somit umfassende, aussagekräftige Daten zur Verfügung, welche in die Planung des Systems für die Erlangung der FIA-Homologation für „Grade 1“ Rennstrecken miteingeflossen sind. So konnte ein System entwickelt werden, welches die höchsten Anforderungen der FIA erfüllt und damit die erforderlichen Crashtests im Frühjahr 2021 bestanden hat. Das durch die FIA homologierte System „NB MOBILE DeFence“ ist das Resultat dieser langjährigen Erfahrung und Entwicklungsarbeit. Ein großer Vorteil dieses Systems ist der aufgesetzte Fangzaun, welcher es aufgrund des verwendeten hochfesten Materials ermöglicht, dass der Zuschauer, trotz Hochleistungsschutzzaun, eine gute Sicht auf das Geschehen auf der Strecke hat. Andere Systeme haben aufgrund des höheren Materialbedarfs deutliche Nachteile in diesem, für die Zuschauer, wichtigem Detail. Seit etwa 15 Jahren werden durch die Nordbeton GmbH Systeme speziell für den Einsatz im Motorsport entwickelt und weltweit projektiert, geliefert und montiert. In enger Zusammenarbeit mit Architekten, Planern, Investoren und Veranstaltern kann aktuell die komplette Bandbreite an Rückhaltesystemen für Rennstrecken angeboten werden. Diese Produktvielfalt umfasst neben Betonschutzwänden für einseitigen und beidseitigen Verkehr, verschiedensten Kurvenvarianten, Fangzäunen aus hochfestem Stahlgeflecht, Schutzsystemen für Streckenposten und Kamerapositionen auch komplexe Boxengassenmauern mit individuellen Torlösungen. Durch das umfassende Produktportfolio können sowohl punktuelle Ergänzungen von Sicherheitssystemen an bestehenden Traditionstrecken bis hin zur kompletten Belieferung neuer Rennstrecken mit den verschiedensten Systemen umgesetzt werden. Allein im Bereich Rennsport sind Systeme der Nordbeton GmbH an deutlich mehr als 20 Rennstrecken weltweit installiert. Hiervon allein zehn Projekte an bestehenden oder im Bau befindlichen „Formel 1“ Rennstrecken. Hinzu kommen unzählige Projekte im In- und Ausland aus dem Bereich Event und Veranstaltung. Mehr Informationen unter www.nordbeton.com Bildquelle: © Nordbeton GmbH Zurück

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Kampf gegen urbane Hitzeinseln

Kampf gegen urbane Hitzeinseln Helle Pflaster bringen Kühle in die Stadt Was man bei Kleidung schon lange weiß, dass sich dunkle Farben in der Sonne stärker aufheizen als helle, wurde auch bei Pflastersteinen nachgewiesen. Die Absorption und Reflexion der Sonnenstrahlen hat auch Einfluss auf die Wärmeentwicklung von Plattenbelägen aus Beton im öffentlichen Raum – helle Pflastersteine etwa können den Wärmeinseleffekt in Städten deutlich reduzieren. Was viele Betonsteinbesitzer schon längst wissen, haben nun die Untersuchungen bestätigt. „Schwarze Flächen nehmen die Wärmestrahlung der Sonne intensiv auf, speichern sie sehr gut im Inneren und reflektieren nur einen sehr geringen Anteil. Bei hellen Flächen ist das jedoch anders. Bei den hellen Pflastersteinen und Terrassenplatten werden die Sonnenstrahlen größtenteils reflektiert und die Wärme gelangt erst gar nicht in den Belag“, erklärt Stefan Weissenböck (WBW). „Dies ist eine wichtige Erkenntnis, die im Zusammenhang mit den Folgen des Klimawandels infolge der globalen Erderwärmung eine große Rolle spielt. Insbesondere der sogenannte Hitzeinseleffekt in Städten kann durch die richtige Auswahl der Baustoffe – ihrer Oberfläche und Farbe – reduziert werden.“ Der Wärmeinseleffekt gilt als einer der wesentlichen Faktoren des Stadtklimas Die Wärme- oder Hitzeinseln in den Städten werden tagsüber stark aufgewärmt und nachts nur langsam gekühlt. Das hat zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die Wohn- und Lebensqualität in der Umgebung. Dass eine gezielte Baustoffauswahl sowie die Auswahl der Farbe einen positiven Effekt haben können, zeigen die neuesten Messungen des sogenannten solaren Reflexionsindexes (SRI), die im Auftrag des VÖB-Mitgliedsbetriebs WBW durchgeführt wurden. Der SRI-Wert ist die relative Temperatur einer Oberfläche in Bezug auf eine weiße Standardoberfläche (SRI =100) und eine schwarze Standardoberfläche (SRI = 0) unter Standardbedingungen. Der Testablauf wurde an vier Scalina Platten in unterschiedlichen Farbtönen der WBW durchgeführt: Perlmutt, Hellgrau, Anthrazit und Camel (Beige). Die Messungen erfolgten kontinuierlich im Abstand von einer Stunde über einen Zeitraum von neun Stunden. Dabei war eine direkte Sonneneinstrahlung über den gesamten Messzeitraum sichergestellt. Zur Ermittlung der Temperatur diente ein lasergesteuertes Oberflächenthermometer. Während der Messung wurden Oberflächentemperaturen von bis zu 60 Grad Celsius ermittelt. Zur Mittagszeit betrug die Differenz der Oberflächentemperatur zwischen dem hellen Perlmutt-Plattenbelag (44,4 °C) und dem dunklen Anthrazit-Plattenbelag (58 °C) ganze 13,6 Grad Celsius bei einer Lufttemperatur von 29,4 Grad Celsius. Vergleichswerte zeigen die Bedeutung dieser Messungen So hat frischer Schnee einen sehr hohen solaren Reflexionsindex von 80 bis 90, dagegen absorbiert der dunkle Asphalt bei einem Reflexionsindex-Wert von 15 mehr Sonnenlicht und wärmt sich entsprechend auf. Der SRI-Wert berechnet nicht nur den Reflexionsgrad der Sonnenstrahlen, sondern auch den thermischen Emissionsgrad. Je höher der SRI-Wert eines Baumaterials ist, desto mehr Reflexion und weniger Absorption weist dieses Material auf. Die aktuelle Messung des SRI-Werts zeigt also, dass sich aufgrund des hohen Reflexionsgrades der Sonnenstrahlen der Aufheizeffekt bei hellen Plattenbelägen nachweislich verringert. Die Oberflächen heller Plattenbeläge haben ein hohes Rückstrahlvermögen und Absorbieren gleichzeitig weniger Sonnenstrahlen. So schaffen sie eine kühlere und damit angenehmere Umgebungstemperatur.Eine Kombination von helleren Farben, rauen Flächen und porösen Materialien kann bei der Auswahl von Belägen helfen, die Oberflächentemperatur und die Menge an gespeicherter thermischer Energie deutlich zu reduzieren. Reduktion von dunklen Asphalt- und Metalloberflächen zugunsten von hellen Betonflächen, Platten- und Pflasterbelägen aus Beton und Naturstein sollte somit das Ziel jeder Stadtgestaltung sein, um die Hitzeinseln innerstädtisch weitgehend zu reduzieren. Bildquelle: © Weissenböck Baustoffwerk GmbH Zurück

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Wohnen für Generationen

Wohnen für Generationen Flexibles Wohnkonzept für die ganze Familie In Zeiten knapp werdenden Baulandes und sich stetig wandelnder Anforderungen an das Wohnen ist flexibler Wohnraum in den Fokus von Bauherren gerückt. Unterschiedliche Wohnkonzepte sind in den verschiedenen Lebensphasen gefragt. Die Architekten zwo P aus Ulm haben ein Haus geplant und mit Betonfertigteilen umgesetzt, das diesen Ansprüchen gerecht wird. Das Mehrgenerationenhaus wurde auf einem schmalen Grundstück am Langenauer Ortsrand errichtet und ist in zwei ineinander verzahnte Baukörper gegliedert: Ein erdgeschossiges Haus für die Großeltern und ein zweigeschossiges Haus für deren Kinder und Enkel. Zur Differenzierung der Baukörper kommen jeweils unterschiedliche Konstruktionen und Materialien zum Einsatz. Die Planung legt großen Wert auf ein flexibles Nutzungskonzept, das zukünftig mit geringem Aufwand unabhängige Wohneinheiten separieren kann. Der zweigeschossige Gebäudetrakt beinhaltet im Erdgeschoss einen offenen Grundriss mit Wohn-, Koch- und Essbereich. Im Obergeschoss befindet sich das Badezimmer mit Saunabereich und einem Balkon. Zudem sind dort die Kinderzimmer untergebracht, die zukünftig auch als eigenes Appartement abgetrennt werden können. Dieser Teil des Gebäudes ist verputzt und nimmt mit seinem Satteldach Bezug zu den benachbarten Häusern. Demgegenüber steht die Konstruktion aus kerngedämmten Thermowänden in Sichtbetonoptik, die sich über einen großen Bereich des Erdgeschosses erstreckt. Ihr Flachdach bildet ein Sonnendeck aus, auf dem ein Dachgarten vorgesehen ist. Diesen Gebäudetrakt nutzen die Großeltern als altersgerechte Wohnung: ebenerdig, separat zugänglich und mit eigenem Garten. Auch dieser Baukörper ist als unabhängige Wohneinheit konzipiert, um auf eine zukünftige Zweitnutzung vorbereitet zu sein. Das Gebäude wurde über die Anforderungen der EnEV hinaus geplant und entspricht dem KfW40-Standard. So sind die Thermowände durch eine effektive Dämmschicht im Passivhausstandard ausgeführt und der Beton dient als Speichermasse. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sichert die Luftqualität mit minimalem Energieeinsatz. Green Code Partner:CONCRETE Rudolph GmbH88171 Weiler-Simmerberg | Deutschland Bauelemente:Green Code Thermowand: 280 m² Bildquelle: © Conné van d’Grachten, Ulm Zurück

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Brandschutz- und Batterieräume in modularer Bauweise

Brandschutz- und Batterieräume in modularer Bauweise Ein hervorragender Vorteil des Baustoffs Beton ist seine gute Brandschutzeigenschaft. Deshalb ist er überall dort gefragt, wo es „heiß hergeht“. Mit den Entwicklungen verschiedenster Formen der Energiegewinnung und -speicherung, die den modernen ökologischen Ansprüchen Rechnung tragen, ist das Thema „Brandschutz“ mehr denn je entbrannt. Beigetragen hat dazu vor allem auch eine Reihe von durch Wechselrichter bei Photovoltaik- und Solaranlagen verursachten Brandfällen. Dem Thema der sicheren Unterbringung teurer Energie- und Umwelttechnik widmet sich seit vielen Jahren die Laumer Bautechnik GmbH aus dem niederbayerischen Massing. Das Unternehmen ist seit 1956 im Betonfertigteilbau tätig und seit den 60er Jahren als Hersteller von Betongaragen als Vollfertigteile bekannt. Auf dieser Grundlage hat es eine Reihe hochspezialisierter Technikmodule für unterschiedlichste Anwendungsgebiete entwickelt. Als Heizräume eignen sie sich für sämtliche Heiztechniken oder zur Beherbergung eines Blockheizkraftwerkes, ob mit Biomasse, auch mit angegliedertem Brennlager, oder mit Gas. Die Technikmodule können als Elektroraum fungieren, zur brandsicheren Beherbergung von Niederspannungsverteilern oder von Wechselrichtern von Photovoltaik-Anlagen, als Serverraum – klimatisch geschützt, strahlungs- und einbruchssicher. Als Brandschutz- und Batterieraum erfüllen sie die Brandschutzqualifikation REI 90 und alle für die Unterbringung von Akkus beispielsweise Batterien verbundenen Vorgaben wie zum Beispiel einen gegen Elektrolyt chemisch resistenten und undurchlässigen Boden, geerdete Kontaktflächen im Innenraum und einer ganzjährigen Temperierung und Belüftung. Bereits bei der Herstellung werden – unter Berücksichtigung der statischen Erfordernisse – die für die jeweiligen technischen Zwecke erforderlichen Öffnungen an Wänden, Boden und Decke ausgespart, ebenso wie sämtliche Einbauteile wie Ankerschienen, Hülsendübel et cetera für spätere Installationen und Kabeleinführungen berücksichtigt. So entstehen individuelle, hochtechnische Produkte, die in höchstem Vorfertigungsgrad auf die Baustelle angeliefert und auf den vorab erstellten Fundamenten – teilweise auch nur auf einem Splittbett – abgesetzt werden. In langlebiger und werthaltiger Stahlbetonbauweise hergestellt, erfüllen sie höchste Ansprüche in Sachen Witterungsschutz, Schallschutz, Brandschutz und Strahlungsschutz. Bildrechte: © Laumer Bautechnik GmbH Zurück

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James-Simon-Galerie

James-Simon-Galerie Entrée zur Berliner Museumsinsel mit Kolonnaden aus weißem Sichtbeton Die James-Simon-Galerie ist das imposante neue Eingangsgebäude zur Berliner Museumsinsel. Bestimmendes Element der Architektur aus dem Hause Chipperfield sind edle Kolonnaden aus Architekturbeton. Fast 9 m ragen die 92 quadratischen Stützen der Hochkolonnaden empor, auf ihnen ruht das flache, filigrane Dach, ebenfalls aus Architekturbeton. Unter den Kolonnaden befindet sich ein 10 m hoher und 100 m langer Sockel. Dieser dient als Schutz vor dem Wasser des Kupfergrabens, einem Stichkanal der Spree. Der Sockel besteht aus insgesamt 280 Einzelelementen aus Architekturbeton. Ebenso wie die Hofkolonnaden, die große Freitreppe sowie die Terrassenbeläge wurden sie auf Basis von Weißzement von Dyckerhoff WEISS hergestellt. Den Auftrag zur Lieferung aller Architekturbeton-Fertigteile konnte sich die Firma Dreßler Bau aus Stockstadt sichern. Die Gesteinskörnung aus Marmorsplittern sorgt für die weiß-beige Optik des Architekturbetons und stellt die gewünschte Harmonie mit den anderen Bauwerken auf der Museumsinsel her. Die Fertigteile entsprechen den höchsten Sichtbetonanforderungen. Die Oberfläche ist sandgestrahlt, wodurch der Beton ein lebhaftes Erscheinungsbild erhält. Als Besucherzentrum übernimmt die James-Simon-Galerie zentrale Servicefunktionen für die anderen Gebäude auf der Museumsinsel. Außer dem Kassenbereich finden in dem 4.600 m² großen Bau ein Café, ein Museumsshop, ein Vortragssaal für 300 Zuhörer und ein Raum für Sonderausstellungen Platz. Die James-Simon-Galerie ist alleiniger Zugang zum Pergamonmuseum und über die unterirdische Archäologische Promenade einer von zwei Zugängen zum Neuen Museum. Nach Fertigstellung des Masterplans Museumsinsel soll die Erschließung über die Archäologische Promenade vom Alten Museum bis hin zum Bode-Museum reichen. Trotzdem werden alle Häuser ihre historischen Haupteingänge behalten. Namensgeber des Bauwerks ist James Henry Simon (1851-1932), ein bedeutender Kunstmäzen in der Kaiserzeit. Er vermachte den Berliner Museen große Teile seiner Kunstsammlungen. Bekanntestes Einzelobjekt ist die heute im Neuen Museum ausgestellte Büste der Nofretete. Diese wurde 1913 bei einer von James Simon finanzierten Grabung entdeckt. Die Errichtung der James Simon Galerie dauerte von 2009 bis 2018. Der Fertigstellungstermin hatte sich um Jahre nach hinten verschoben, da erst während des Baus festgestellt wurde, dass der Baugrund erst in einer Tiefe von etwa 40 m tragfähig war. Deshalb musste der Neubau auf rund 1.200 Pfählen gegründet werden. Die feierliche Eröffnung fand am 13. Juli 2019 statt. Bauherr der James-Simon-Galerie ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Museumsinsel zählt seit 1999 zum UNESCO-Welterbe. Im selben Jahr wurde die grundlegende Sanierung des einzigartigen Ensembles beschlossen und seither schrittweise umgesetzt. Bereits im Jahr 2009 war die umfangreiche Wiederherstellung des Neuen Museums abgeschlossen worden, ebenfalls nach einem Entwurf von David Chipperfield. Ein wesentlicher Teil des Restaurierungskonzeptes bestand im Einsatz von Fertigteilen aus Architekturbeton – ebenfalls hergestellt mit Weißzement. Die James Simon Galerie wurde in diesem Jahr mit dem DAM Preis 2020 für Architektur in Deutschland ausgezeichnet: www.dam-preis.de/de/79/dam-preis-2020/preistraeger. Bildrechte: © Dreßler Bau GmbH Zurück

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S!STEMS Ground Cube Solution

S!STEMS Ground Cube Solution Bauen mit Zukunft Ein Betonkubus als Raum für die Technische Gebäudeausstattung (TGA) – voll ausgestattet und zum Anschließen vorbereitet auf die Baustelle geliefert. Vorgefertigte Bauteile gewinnen immer mehr Bedeutung am Markt, denn die Vorteile werden von allen am Bau Beteiligten, ob als Planer, Bauunternehmer, Kunde oder auch als Baustellennachbar, erkannt und gleichermaßen geschätzt. Die Bündelung von Versorgungsanschlüssen und Gebäudetechnik im S!STEMS Ground Cube Solution verspricht Kosteneinsparung und sorgt für Raumgewinn. Häuser bauen oder sanieren, ohne Flächen für die „nervige Technik“ zu verschwenden: Wer möchte das nicht? Und das im Regelfall auch noch ohne zusätzliche behördliche Auflagen, was die Baugenehmigung und die Grenzabstände zum Nachbarhaus betrifft. Das Modul Ground Cube und der Ground Cube Solution erfüllen dieses Wunschpaket. Sie bündeln die gesamte Versorgungsinfrastruktur des Gebäudes unter der Erde in einem Betonfertigteilelement. Davon profitieren alle Projektbeteiligten und der Endverbraucher. Im unterirdisch auf dem Grundstück verbauten und über eine Treppe zugänglichen Betonkubus lässt sich von der Heizung über die Lüftung bis zum Hauswasseranschluss alles unterbringen. Und das Ganze losgelöst vom Bauablauf. Erschlossen wird, wenn der Cube steht. Das schafft höchste Flexibilität bei der Planung. Bauherren benötigen im Bereich der Ver- und Entsorgung nur einen Anschluss für mehrere Wohneinheiten. Der Investor kann mit dem Ground Cube mehr Wohneinheiten auf gleicher Fläche bauen und die Bewohner profitieren von zusätzlichem Wohnraum und höherem Wohnkomfort. Schließlich ist mit dem begehbaren Ground Cube der gesamte Hauswirtschaftsraum ausgelagert – und damit auch die Geräusche durch Technik im Haus. Zusammengefasst: Der Ground Cube schafft mehr Platz zum Leben! Die Betrachtung einzelner Netzstrukturen wie Strom, Wasser, Abwasser, Fernwärme, Gas, Telekommunikation und zahlreicher weiterer technischer Anlagen gehört mit dem Ground Cube sowie dem Ground Cube Solution der Vergangenheit an. Aus einem kaum zu überblickenden und mit großem behördlichen Aufwand verbundenen Puzzle wird eine durchdachte Systemlösung. Damit wird der Zielgruppe Planer, Architekten sowie der Bau- und Wohnungswirtschaft eine zukunftsweisende Projektlösung geboten. Zu jeder Zeit und an jedem Ort. Selbst in überflutungsgefährdeten oder mit aggressivem Grundwasser belasteten Gebieten kann diese Modullösung eingesetzt werden. Speziell ausgerichtet auf die jeweiligen Bedürfnisse, dank des Zusammenspiels der Profis von Großhandel, Industrie und Fachhandwerk. Eine neue, einfache Idee, die auf ganz praktischen Überlegungen fußt. Statt Räume in einem Gebäude für die Hausanschlüsse oder die Wärmeerzeugung zu verplanen, können nun objektspezifische und vorgefertigte Betonmodule, auf dem Projektgrundstück unterhalb der Erdgleiche platziert werden – beispielsweise unter einem Neubau oder frei im Außenbereich des Grundstücks. Die für die TGA üblicherweise notwendigen Räume können damit anderweitig genutzt werden. Abgestimmte Vollausstattung Das Betonfertigteilmodul des Ground Cube kann auch fertig vorinstalliert geliefert werden – als Ground Cube Solution. Eine energieeffiziente Systemlösung, in der sämtliche Produkte nahtlos ineinandergreifen. Auf Wunsch enthält das Modul neben der gesamten Heiz- und Energietechnik auch die elektrischen Zähleranlagen. Planer und Investoren sparen mit dieser kombinierbaren und stets optimal aufeinander abgestimmten Lösung Zeit, Energie und Geld. Die Cubes gibt es derzeit in zwei Standardmodulen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, projektbezogene Module mit mehr als 300 m³ umbauter Technikraum zu planen. Die im Werk als Betonfertigteil erstellten Einheiten sind also variabel verfügbar, sowohl was die Größe als auch die integrierte Technik betrifft. Unterirdisch verbaut, lässt sich die Fläche über der Erde flexibel nutzen, beispielsweise als Stellplatz für Fahrräder, für Mülltonnen, auch eine Bepflanzung ist möglich. Gelebte Energiewende 2.0 in Torgelow In der Praxis hat sich der Ground Cube bereits bewährt, erste Projekte sind mit dem Modul bereits ausgestattet. Etwa in der Gemeinde Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern. Dort setzen die Verantwortlichen im großen Rahmen auf die platzsparende Modullösung. Das ortsansässige Stadtwerke-Unternehmen nutzt die Vorteile der im Erdreich platzierten Module mit zwei Heizkesseln (je 400 kW Leistung) und zwei Blockheizkraftwerke (je 30 kW thermische Leistung), die vor Ort zum Einsatz kommen. Der Bauherr erzielt damit nicht nur einen großen Nutzflächengewinn. Durch die Stilllegung des ineffizienten, alten und maroden Fernwärmenetzes werden enorme Energiemengen gespart – allein 40 % durch den Wegfall von Leitungsverlusten. Dazu wird das Wohnquartier jetzt vor Ort über eine energiesparende Wärmeerzeugung einschließlich Fernzugriffs-, Optimierungs-, und Wartungsmöglichkeiten betrieben. Ein Musterbeispiel, wie die Energiewende gelingen kann. Gegenüber herkömmlichen Hausanschlussräumen und Technikzentralen ergeben sich durch den Einsatz der vorgefertigten Cubes im Durchschnitt Kostenvorteile von bis zu 40 %. Raum- und Nutzflächengewinne in den Objektgebäuden kommen hinzu. Systemlösungen als Weg in die Zukunft Produkte entwickeln sich aufgrund gestiegener Ansprüche, fehlender Kapazitäten im Fachhandwerk und vor dem Hintergrund des Klimawandels. Aber erst das Denken in größeren Systemen, der Fokus auf die Vernetzung der Dinge schafft einen echten Mehrwert für Investoren, Industrie, Fachhandwerk und Endverbraucher. Smarte und intelligente Systeme, die aus Produkten unterschiedlicher Hersteller aus sämtlichen Bereichen der Haustechnik bestehen, sind der Weg in die Zukunft. Die Standardmodule im Überblick: Standardmodul 1: EinfamilienhausKomplette Hauseinführungen, innenaufgestellte Luft/Wasser-Wärmepumpe mit Puffer- und Warmwasserspeicher, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Elektro-Zählerschrank und Hauswasseranschluss. Zusätzlich für KFW-Effizienzhäuser: Kontrollierte Wohnraumlüftung Wechselrichter und Batteriespeicher für Photovoltaikanlage Bildrechte: © Bernd Beierkuhnlein Zurück

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Neubau des Nürnberger Strafjustizzentrums

Neubau des Nürnberger Strafjustizzentrums Der Nürnberger Justizpalast hat einen Erweiterungsbau mit einem neuen großen Schwurgerichtssaal, weiteren Sitzungsräumen und Verwaltungsflächen bekommen. Als Fassade kamen sandgestrahlte sowie unbearbeitete großformatige Betonfertigteile in Sichtbetonqualität zum Einsatz. Das zeitgemäße Gebäude sorgt für ein repräsentatives Entrée und ergänzt kontrastreich den natursteinverkleideten Altbau. Anfang März 2020 dieses Jahres hat das neue Strafjustizzentrum in Nürnberg still und leise seinen Betrieb aufgenommen. Die geplante Eröffnungsfeier musste aufgrund des Lockdowns in der Corona-Krise ausfallen. Der 30 Mio. € teure Erweiterungsbau entlastet den bestehenden Ostflügel des historischen Justizpalastes mit dem berühmten Saal 600. Hier fanden zwischen 1945 – 1946 die sogenannten Nürnberger Prozesse gegen die Kriegsverbrecher der NS-Regimes statt. Der Raum wird zukünftig als Museum für Besucher erstmals durchgängig zugänglich gemacht. Für den Anbau hatte der Freistaat Bayern ein zwei Hektar großes angrenzendes Grundstück der Nürnberger Verkehrsbetriebe erworben und einen Realisierungswettbewerb ausgeschrieben. Die Herausforderung für die Architekten war groß: Das größte zusammenhängende Justizgebäude in Bayern sollte um weitere 3.500 m2 Nutzfläche ergänzt und in ein hochmodernes Sitzungsgebäude umgewandelt werden. Der Bau musste optisch mit dem denkmalgeschützten Justizpalast harmonieren und gleichzeitig eine hohe Sicherheit gewährleisten. Der Entwurf des Leipziger Büros ZILA Freie Architekten ging letztlich als Sieger hervor. Betonfertigteile für Fassade und Tragwerk Das neue Justizzentrum setzt das bestehende Ensemble aus kompakten, zueinander versetzten und miteinander vernetzten Blockstrukturen fort. Es gliedert sich in einen fünfgeschossigen Funktionsriegel und eine seitlich angelagerte dreigeschossige Treppenhalle. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind Alt- und Neubau miteinander verbunden und ermöglichen so kurze Wege für die Mitarbeiter. Die Tragstruktur des Gebäudes besteht bis auf wenige Wände fast nahezu komplett aus Betonfertigteilen, beispielsweise die Stützen, Unterzügen und Decken. Die tragenden Teile sind grundsätzlich sichtbar, zusätzliche raumbildende Bauteile wurden mit Schattenfugen von den tragenden Bauteilen abgesetzt. Schmale, hohe Fenster und eine Fassade aus hellen, großformatigen Betonfertigteilen, passend zur Sandsteinfarbe des benachbarten Gebäudes, prägen das äußere Erscheinungsbild. Rund 500 Elemente, eine Kombination aus sandgestrahltem Beton und unbearbeitetem Sichtbeton, kamen zum Einsatz. Durch die unterschiedliche Oberflächenbearbeitung sowie das Wechselspiel von verschiedenen Pfeilerbreiten, Geschosshöhen und Fassadentiefen entstand ein Bild differenzierter Homogenität. Durch den digitalen Planungsprozess mit BIM (Building Information Modeling) und die witterungsunabhängige Produktion der Teile im Werk konnte das Budget und der Zeitplan problemlos eingehalten werden. Terrazzo im Innenbereich Im Inneren führt sich der Kontrast in der Gestaltung fort. Die Kombination von Eichparkett in den Sitzungssälen und geschliffenem weißen Terrazzoboden in der Treppenhalle sorgt für eine warme Atmosphäre. Die sichtbaren Betonoberflächen ergeben mit den gewählten Fußbodenbelägen eine edle Einheit. Schwarze Türen, Sitzmöbel und Treppengeländer setzen weitere Akzente. Gutes Raumklima Der Anbau des Strafjustizzentrums wurde im Passivhausstandard errichtet. Neben üblichen Maßnahmen wie Dämmung der Außenhülle, mechanische Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, hybride Lüftung und Sonnenschutz wurden auch neue Technologien unter Einbeziehung der Vorteile des Baustoffs Betons eingesetzt. So werden die unbekleideten massiven Bauteile im Gebäude genutzt, um Wärmespitzen zu vermeiden. Im Sommer kann die Treppenhalle durch Nachtauskühlung über geöffnete Fenster angenehm temperiert werden, um die Raumtemperatur so zu stabilisieren. Die an die Kühlung der Sitzungssäle angeschlossene Deckenheizung der Verwaltungsbereiche kann zusätzlich dafür verwendet werden. Modernste Sitzungstechnik Sieben Sitzungssäle stehen in dem neuen Gebäude für Verhandlungen zur Verfügung. Im Keller befinden sich die Haftzellen für die Angeklagten. Die Sicherheitstechnik ist auf dem neuesten Stand. Die Gerichtssäle sind zudem mit modernster Technik ausgestattet, was den Prozessalltag extrem erleichtert. So kann der neue Schwurgerichtssaal per Knopfdruck in einen Kinosaal verwandelt werden, damit Fotos und Videos als Beweismittel gezeigt werden können. Per Internet könnten Zeugen live per Online-Konferenz befragt werden. Zudem verfügen die neuen Räumlichkeiten über eine hervorragende Akustik. Dachbegrünung Das Flachdach des Neubaus steht im Kontrast zum Satteldach des alten Justizpalastes, der im Stil der Neo-Renaissance errichtet worden ist. Die extensive Dachbegrünung sorgt für eine Reduzierung der Hitzeentwicklung und eine Rückhaltemöglichkeit von Niederschlägen. Mit der Installation von Sonnenkollektoren kommt zudem regenerative Energie zum Einsatz. Beides sind wichtige Aspekte, grade im Hinblick auf den Klimawandel. Die Errichtung des Neubaus ist der erste Schritt zur geplanten Zusammenlegung der gesamten Nürnberger Strafjustiz auf diesem Gelände. In nachfolgenden Bauabschnitten sollen die derzeit noch auf mehrere Standorte verteilten Justizstellen zentral an der Fürther Straße zusammengeführt werden. Bildrechte: © Koy+Winkel – Hemmerlein Ingenieurbau GmbH Zurück

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Minimalistische Gestaltung reduziert Kosten

Minimalistische Gestaltung reduziert Kosten club traube in Stuttgart setzt auf Ortbeton und Fertigteile Ein ungewöhnliches offline-Gebäude entwarfen die Stuttgarter Architekten um Marco Hippmann für die online-Weinhandlung „club traube“. In der gesichtslosen Peripherie des Stuttgarter Ostens entlang der B 14 gelang eine reduzierte und wirtschaftliche Lösung mit Betonfertigteilen, die gerade deshalb eine akzentuierte Landmarke setzt. „Wir haben den Bauherrn schon bei der Grundstückswahl unterstützt, um seine Anforderungen bei Zufahrt und Abmessungen zu erfüllen“, erklärt Architekt Marco Hippmann. Grund war die Zusammenführung dreier Standorte auf die sich das Unternehmen zuvor verteilte, und deren Weiterführung wegen des hohen Wachstums nicht mehr sinnvoll war. „Es gab konkrete Anforderungen an die Büroarbeitsplätze, das Lager, die Logistik und die Verpackung. Daraus ergaben sich die Abmessungen, die das neue Gebäude haben muss.“ Das ausgewählte etwa 3.000 m² große Grundstück befindet sich an der Wangener Straße, einer großstadttypischen Einfallstraße im sogenannten Schlachthofareal am Gaskessel. Umgeben von verschieden gestalteten Gewerbebauten, Autohäusern, Kraftwerken und Stadtbahntrassen ist der neue Firmensitz einer Online-Weinhandlung entstanden. „Die visuell sehr heterogene Umgebung, gepaart mit unendlich vielen Werbetafeln und Informationen entspricht der typischen Peripherie einer Großstadt“, betont der Architekt. „Ein Unort, wie man es von überall kennt: gesichtslos, gleichgültig, maßstabslos, nichtssagend. Die Urbanität war deshalb hier auch wichtig für uns. Die Herausforderung bestand darin, dem Ganzen etwas entgegenzusetzen ohne es zu ignorieren, also ein klares Bekenntnis zur vorhandenen Umgebung“, sagt Marco Hippmann. „Die Antwort darauf waren Ruhe und Klarheit und alles Überflüssige weglassen!“ Frühe Entscheidung für Betonbauweise Bei der Entwurfsplanung untersuchten die Architekten zunächst drei verschiedene Bauweisen. Dies waren der klassische Industriebau in Metall, eine Ausführung in Holz und schließlich eine Variante in Beton. „Da bei dem Grundstückszuschnitt eine Grenzbebauung notwendig war, musste eine Brandwand zum benachbarten Grundstück errichtete werden. Aus diesem Grund mussten wir dann ziemlich schnell die Alternativen in Holz und auch in Stahl ausschließen“, resümiert der Architekt. „Diese Entscheidung war uns zunächst gar nicht so recht, weil wir die Holz-Variante eigentlich bevorzugten. Aber da wir auch ein klar umrissenes Konzept bezüglich der Funktionen und der Kosten verfolgten, blieb schließlich die Lösung in Betonbauweise als klügste Variante übrig.“ Die frühe Entscheidung für den gewählten Baustoff eröffnete den Architekten schließlich auch eine klare und eindeutige materialbezogene Vorgehensweise bei der weiteren Planung. „Es ging bei dem Entwurf auch um die Interpretation des Themas online-Weinhandlung offline zu bauen“, betont Hippmann. „Wir wollten die gesamte Produktpalette von derzeit 800 Weinen im Gebäude offline, also real abbilden. Diese Frage galt es baulich zu untersuchen, weil wir mit dem Bauherrn darüber diskutierten, ob für die Kunden persönliche Besuche mit Öffnungszeiten von 10:00 bis 18:00 Uhr ermöglicht werden sollten, damit sie die Weine auch vor Ort verkosten können.“ Um diese Aufgabe zu lösen, schaltete man frühzeitig das Team von Projekttriangle Design Studio aus Stuttgart ein, welches dann gemeinsam mit Hippmann Architekten das künftige Unternehmensbild der Firma ViDeli mit den Inhabern Sabine Harms und Oliver Schmid, entwickelten. So gelang es im Team Grundsätzliches zu klären und Gestaltungsfragen von den Außenanlagen bis hin zur Schrift zu erörtern. Konsequente Ästhetik in durchgängigem Betongrau „Nachdem diese Fragen alle geklärt waren, konnten wir uns um die bauliche Ausführung kümmern“, betont Hippmann. „Aus wirtschaftlichen Gründen entschieden wir uns schließlich für eine Lösung aus Betonfertigteilen und Ortbeton. Dazu gingen wir die Systeme durch und wählten die Bauteile in den Abmessungen, die wir benötigten und die am wirtschaftlichsten sind. Schließlich entschieden wir uns auch für quadratische Öffnungen, die hier die Maßstabslosigkeit und die Farblosigkeit der Umgebung berücksichtigen.“ Ihre Anordnung entwickelte sich von innen heraus. Die Fenster sind so platziert, dass immer wieder besondere Durchblicke und Sichtachsen entstehen, die dem Betrachter interessante Perspektiven und Ausblicke gewähren. So fanden die Architekten dann auch die eher unauffällige Lösung, das Gebäude komplett und konsequent mit dem Grauton des Betons (RAL 7032) durchgängig zu gestalten. „Wir haben mit dieser Vorgehensweise eine bewusste Architektur für das Gebäude geschaffen und verzichten auch auf jegliche Art von Werbung“, erklärt Hippmann. Am Gebäude befindet sich deshalb auch nur der Schriftzug „club traube“ in Messing-Buchstaben. Materialien, Farben, Öffnungen, Bauelemente wurden auf das Minimum reduziert, umso den absoluten Fokus auf das Produkt Wein und das Unternehmen zu richten. Diese Haltung wurde sowohl in den Innenräumen, als auch bei den Außenbereichen konsequent fortgesetzt. Herzstück ist der von Sichtbetonwänden umgebene Wein- Raum, in dem die Verkostungen an einem langen hölzernen Tisch stattfinden, der aber keinerlei Weine ausstellt oder Regale aufnimmt, ein Raum zum Treffen, Reden und Feiern. Deshalb steht der etwa sieben Meter hohe Raum auch Gästen aus allen Bereichen zur Verfügung, den sie für eigene Veranstaltungen buchen können. Betonmassen für gleichmäßige Weintemperatur „Beton, Estrich, Asphalt, Leitplanken und graue Farbe sind dominierend in der Peripherie. Das Objekt ästhetisiert sozusagen die Peripherie“, betont der Architekt. „Nur wenige Materialien und eben diese eine Farbe, um sich auf den Wein zu konzentrieren. Es ist ein klassisches Manufakturprojekt bei dem man alles bis auf das kleinste Detail genau geplant hat, um eine nachhaltige reduzierte Architektur zu erreichen. Das Besondere dabei war, dass wir bei allen Aufgaben sehr gute Partner hatten mit denen wir sehr harmonisch zusammengearbeitet haben.“ „Wir haben keine technische Kühlung, das ist der Vorteil des Betons, dass er eine ideale Speichermasse darstellt“, erklärt Marco Hippmann. „Wir haben ganz viele Oberflächen aus Beton, und trotz des Metalldaches war im letzten heißen Sommer die Raumtemperatur deshalb sehr moderat, was natürlich für den Wein sehr wichtig ist. Lagerung von Wein erfordert ein gewisses Temperaturfenster, in dem Schwankungen nur langsam verlaufen dürfen, um die Qualität des Produktes nicht zu gefährden. Die sehr großen Oberflächenanteile von Beton und die entsprechenden Materialstärken ermöglichen dies ohne Einsatz einer technischen Kühlung.“ Charmante Betonoberfläche wie sie aus der Schalung kommt Alle Betonteile wurden vom Fertigteilhersteller, der Franz Traub GmbH & Co. KG., Aalen-Ebnat, gefertigt, auch die Ortbetonausführungen. Der im Fertigteilwerk ausgewählte Beton war aus Kostengründen der typische Standardbeton des Herstellers. Auf der Längsseite sind fünf Achsen mit gleich großen Bauteilen. Zwei Achsen weisen Teile mit Sondergrößen bzw. einem anderen Format auf. „Sehr charmant ist für uns die typische Betonoberfläche, wie sie aus der Schalung kommt. Gerade bei einer wirtschaftlichen Bauweise muss man

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