Autorenname: martin

Objektberichte

Baumaßnahme in Dorsten

Baumaßnahme in Dorsten Lieferung einer innovativen Entwässerungs- und Regenreinigungsanlage Starkregenereignisse stellen Kommunen und Bauherren vor immer größere Herausforderungen und erfordern sowohl von Planenden als auch Herstellern immer neue Ideen und Produkte. Bei der Umgestaltung eines Verbrauchermarkts in Drosten kamen erstmals die neuen Produkte beClean® und beDrain® der Firma Berding Beton zum Einsatz und ermöglichten eine Projektausführung, die mit bis dato bestehenden Lösungen nicht realisiert werden konnte. Herausfordernde Bedingungen In der Borkener Straße in Dorsten wurde eine Verbrauchermarkt-Filiale modernisiert und die Verkaufsfläche von 800 auf 1.200 m² erweitert. Im Zuge dieser Baumaßnahme war auch eine Neugestaltung der Außenflächen erforderlich. Ein zentrales Thema war dabei, die Niederschlagsentwässerung neu aufzustellen und sicherzustellen, dass das auf den Park- und Bewegungsflächen anfallende Regenwasser vor Ort einer Versickerung unterhalb der befestigten Flächen zugeführt wird. Eine Lösung mit einer Muldenversickerung war aus platztechnischen Gründen nicht möglich. Innovatives Denken gefragt Mit der Planung wurde das ISO Ingenieurbüro aus Marl beauftragt. Die Bauausführung übernahm die Firma Berger aus Schermbeck, die sich durch Erfahrung, Fachwissen und Leistungsfähigkeit auszeichnet und offen ist für innovative Ideen. Für das Bauvorhaben in Dorsten lieferte das Werk Dorsten-Wulfen zum einen die gesamten Bord- und Pflastersteine für die neu anzulegenden Pflasterflächen. Zum anderen kamen erstmals ein beClean® Reinigungsschacht sowie beDrain® Versickerungsblöcke für die gewünschte Entwässerung zum Einsatz. Beide Produkte sind neu im Programm und das Bauvorhaben in Dorsten diente aufgrund der beschriebenen Rahmenbedingungen als ideales Pilotprojekt. Neue Produkte als Problemlöser Die durch die Klimaveränderung auftretenden Starkregenereignisse führen zu einer immer häufigeren Überlastung der herkömmlichen Entwässerungssysteme und die nachhaltige Niederschlagsbewirtschaftung mit der Versickerung vor Ort hat an Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund hat Berding Beton speziell für diesen Anwendungsfall den beDrain® Versickerungsblock aus langlebigem und hochbelastbarem Beton entwickelt. In zwei verschiedenen Baugrößen kann das Speichervolumen durch die Kombination von nebeneinander oder zweilagig gestapelten Blöcken ganz variabel den spezifischen Anforderungen angepasst werden. Besondere Eigenschaften sind die direkte Befahrbarkeit und somit der Einsatz direkt unter der Bettung der Pflasterdecke. Vielfach ist durch diese spezielle Bauweise überhaupt erst eine Versickerung möglich, da gemäß der Vorgabe der DWA-A 138 ein Abstand von mindestens einem Meter zum Grundwasser eingehalten werden muss. Das Versetzen der Blöcke kann schnell – auch direkt vom Lieferfahrzeug – in die Baugrube erfolgen. Ein Vorzug ist zudem die Möglichkeit, über bereits gesetzte Blöcke umgehend weitere Verlegearbeiten ausführen zu können. Einsatz von beDrain® und beClean® Von diesen Vorteilen profitierte auch die Baumaßnahme in Dorsten. Die beDrain® Versickerungsblöcke wurden nach den Vorgaben der Planer auf einem tragfähigen und durchlässigen Untergrund zu einer großen Versickerungsanlage zusammengesetzt. Unter Federführung des Bauleiters H. Konrad Berger bewerkstelligte die Firma Berger an nur einem Tag den gesamten Einbau der Blöcke, die insgesamt 46 m³ benötigtes Speichervolumen aufweisen. Die Reversierbarkeit ist über Standardbetonschächte sichergestellt, die an die groß dimensionierten Kammern und Schächte optimal angeschlossen werden können. Das zweite Modul, das erstmals zum Einsatz kam, war die dezentrale Regenwasser-Reinigungsanlage beClean®. Sie dient der Behandlung von Regenabwässern belasteter Kfz-Flächen, wie in diesem Fall dem Discounter-Parkplatz. Durch ihre Kompaktheit werden in der beClean®-Anlage Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle und abfiltrierbare Stoffe (AFS63) in einem Behälter behandelt. So wurde für die Entwässerung der gesamten Fläche in Dorsten lediglich ein Reinigungsschacht mit dem Durchmesser 1500/2000 mm (Durchmesser unten/oben) benötigt. Das belastete Regenwasser wird über eine Entwässerungsleitung tangential in den beClean® eingeleitet. Die im Niederschlagswasser enthaltenen Stoffe, wie Sand, Laub, Blütenstaub und Mikroplastik, gleiten an der Trichterwandung hinab und setzen sich in dem strömungsentkoppelten und entsprechend groß dimensionierten Schlammraum ab. Das von den Sedimenten vorgereinigte Wasser steigt mittels Aufströmfiltration in die darüber befindliche Substratbox, in der die eigentliche Regenwasserbehandlung stattfindet. Die Rückhaltewerte wurden im Rahmen des DIBT-Zulassungsverfahrens vom IKT-Institut, Gelsenkirchen, gemessen und testiert. Das gereinigte Wasser fließt dann über ein Zackenwehr, welches für einen gleichmäßigen und vollflächigen Überlauf sorgt. Von dort gelangt das Wasser in eine Versickerung oder einen Vorfluter. In diesem Fall wird es in die beDrain® Versickerungsblöcke geleitet. Fazit Die effiziente Kombination von beClean® Reinigungsanlage mit nachgeschalteten beDrain® Versickerungsblöcken erlaubt die Erstellung einer kompakten Entwässerungs- und Behandlungsanlage. Für den Einsatz in der Niederschlagsentwässerung des Verbrauchermarkts in Dorsten konnte so die optimale Lösung gefunden werden. Alle Beteiligten lobten die gute Zusammenarbeit und hoben insbesondere das einfache Handling der Bauteile sowie die besonderen Eigenschaften der neuen Produkte hervor. © BERDING BETON Zurück

Objektberichte

Erschließung Aero-Park 1 in Würselen

Erschließung Aero-Park 1 in Würselen Stauraumkanal für Gewerbegebiet und Forschungsflugplatz Der Verkehrslandeplatz (VLP) Aachen-Merzbrück ist mit rund 42.000 Flugbewegungen einer der bedeutendsten Flugplätze in Nordrhein-Westfalen. Durch den Ausbau zum Forschungsflugplatz soll der Forschungsstandort Aachen gestärkt, der Geschäftsreiseflug gesichert, der Fluglärm reduziert und der Flugbetrieb sicherer werden. In diesem Zuge wurde die alte Start-/Landebahn abgetragen und eine geschwenkte Piste mit 1.160 m zuzüglich Rollwege errichtet. Für Forschung und Wissenschaft hat der VLP eine besondere Bedeutung, da die zwei Lehrstühle für Luft- und Raumfahrttechnik der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) und der Fachhochschule Aachen hier forschen und ausbilden. Zusammen mit den Partnern aus Forschung, Entwicklung und Industrie, soll durch den Umbau der Infrastruktur bis 2024 ein luftfahrtaffines Gewerbegebiet mit direktem Zugang zum Vorfeld geschaffen werden, um für die Themenbereiche „alternative Antriebe“ und „neuartige Flugzeugentwürfe“ Forschung und Erprobung eng verzahnt durchführen zu können. Für ein geordnetes Regenwassermanagement auf dem Erschließungsgebiet, sorgt unter anderem ein groß dimensionierter Stauraumkanal, der die anfallenden Niederschläge nur gedrosselt weitergibt. Bei diesem Bauwerk entschieden sich die Planer für eine Bauweise mit rechteckigen Rahmenprofilen aus Stahlbeton. Offenes Regenklärbecken in Stahlbetonbauweise Die planende IQ Ingenieurgesellschaft Quadriga mbH aus Würselen erläutert, wie die Entwässerung der Niederschläge auf dem Areal gelöst wurde: „Die anfallenden Niederschläge werden zunächst in einem Regenwasserkanal gesammelt. Zur Vorbehandlung des Regenwassers vor der Versickerung ist ein offenes Regenklärbecken vorgesehen, das als Durchlaufbecken ohne Dauerstau betrieben wird. Das als offenes Rechteckbecken in Stahlbetonbauweise ausgeführte Regenklärbecken wird im Regenwetterfall über einen Regenwassersammler DN 1200 befüllt. Das Rückhaltevolumen des Regenklärbeckens beträgt bis zur Höhe der Überfallschwelle rund 71 m³. Damit die abgesetzten Schmutzstoffe während der Entleerung zum Entleerungsschieber abfließen können, wurde die Beckensohle mit einem Gefälle von 2 % zur Entleerungsrinne hergestellt. Das Regenwasser durchströmt dabei zunächst das dem Regenklärbecken vorgeschaltete, offene Beckenüberlauf- und Verteilerbauwerk. Dieses verfügt über eine Überfallschwelle, über die das zufließende Niederschlagswasser nach Rückstau aus dem Regenklärbecken in das Versickerungsbecken abschlägt. Hier werden die Regenwassermengen gesammelt und über zwei rechteckige Ablauföffnungen in eine Doppel-Verteilerrinne abgeleitet. Diese verteilt das zufließende Niederschlagswasser über seitliche Ablauföffnungen gleichmäßig auf der Sohle des Versickerungsbeckens. Die Sohle des Beckens wird aus einer Rigole aus gewaschenem Kies, einem Geotextil, einer Sand-Kiesschicht und einer 30 cm belebten Bodenzone hergestellt. Da die Trennwand zwischen den beiden Rinnenprofilen 80 cm hoch ist, wird das Versickerungsbecken in zwei Abschnitte aufgeteilt, die separat einstauen können. Die Ablauföffnungen des Überlaufbeckens können durch einen herausnehmbaren Dammbalken verschlossen werden“, so der Planer der IQ Ingenieurgesellschaft Quadriga mbH. Stahlbeton-Rahmenprofilen mit Trockenwetterrinne Größtes unterirdisches Bauwerk wird jedoch ein Mischwasserstauraumkanal, bestehend aus 26 Stahlbeton-Rahmenprofilen mit Trockenwetterrinne und zwei Stirnplatten – gefertigt vom Betonwerk Kleihues aus Emsbüren. Martin Gustowski fährt fort: „Die einzelnen Bauteile haben ein Maß von 7,70 m x 1,92 m x 3,40 m. Daraus ergibt sich für den Stauraumkanal ein Speichervolumen von insgesamt circa 700 m³. Hinter dem Stauraumkanal befindet sich ein Drosselbauwerk, das aus vier Rechteckprofilen zusammengesetzt wurde. Es besteht aus zwei Kammern. In der Kammer im Auslaufbereich ist die Drossel angeordnet. Gemäß Vorgabe des Wasserverbandes Eifel-Rur, wird der Abfluss auf 35 l/s begrenzt. Die Abflussbegrenzung erfolgt über eine Strahldrossel des Herstellers BGU Typ 1B. Die Kammer zwischen Drosselkammer und Stauraumkanal wird als Kalibrierungsvolumen für die Strahldrossel genutzt. Im Bereich des Zu- und Ablaufes sowie in der Mitte des Stauraumkanals befinden sich Einstiegsöffnungen“, so der Planer der IQ Ingenieurgesellschaft Quadriga mbH. Betonsteinwerk Kleihues liefert 50 t schwere Elemente Bei den Elementen, aus denen sich der Stauraumkanal zusammensetzt, handelt es sich um bis zu knapp 50 t schwere Rahmenprofile, die im Kontaktverfahren vom Betonsteinwerk Kleihues aus Emsbüren hergestellt wurden. Montiert wurden diese von der Willy Dohmen GmbH & Co. KG aus Übach-Palenberg. Bauleiter Torsten Engelen beschreibt den Montagevorgang: „Die Rahmen verfügen über ein Stecksystem mit Dichtung und wurden mit Kettenzügen kraftschlüssig für den Endzustand verspannt. Der Vorteil dieser Bauweise liegt darin, dass die Fertigteile im Betonwerk unter kontrollierten Bedingungen und laufenden Qualitätskontrollen im Werk produziert werden“, so Engelen. „Daher weisen sie im Vergleich zur Ortbetonbauweise eine deutlich höhere Betonqualität auf. Das Material kann daher effizienter eingesetzt werden, was dazu führt, dass Bauteile schmaler hergestellt werden können. Das führt zu Beton- und Kosteneinsparungen und reduziert damit auch den CO2-Ausstoß. Außerdem sind bei dieser Bauweise deutlich weniger Arbeitsschritte erforderlich. Dies vereinfacht das ganze Bauvorhaben und reduziert auf diese Weise mögliche Fehlerquellen. Die Montage erfolgte in nur fünf Tagen und benötigte damit deutlich weniger Zeit als eine Bauweise in Ortbeton“, so Engelen. Bildquelle: © Kleihues Betonbauteile GmbH & Co. KG Zurück

Objektberichte

Ökosiedlung Friedrichsdorf

Ökosiedlung Friedrichsdorf Stadtquartier mit Leuchtturmcharakter Projekt: Ökosiedlung, Friedrichsdorf Bauherr: FRANK, Hofheim am Taunus Architekten und Stadtplaner: FRANK; Baufrösche, Kassel; MOW Architekten, Frankfurt; Turkali Architekten, Frankfurt Bauunternehmen: Baugesellschaft Rank GmbH, München Produkte: LP5 System 16, Farbe muschelkalkmix (Einsatzbereich Gehwege und verkehrsberuhigter Bereich); LP5 System 16, Farbe basaltanthrazit (Parkstände); Safeline+ Muldenrinne, Farbe steingrau sowie Bordsteine, L-Tec Systemwinkel und Pflastersätze Die Ökosiedlung Friedrichsdorf bietet Menschen in unterschiedlichsten Lebensumständen eine Heimat. Im Vordertaunus entsteht ein attraktives, zukunftsorientiertes Stadtquartier, dessen Qualität in ökologischer, architektonischer und städtebaulicher Hinsicht herausragt. In Friedrichsdorf, nördlich von Frankfurt, entsteht am Stadtrand bis 2024 in zwei Bauabschnitten auf 7 ha ehemals kommunaler Fläche ein neues Wohnquartier. Aus einem umfassenden Wettbewerbsverfahren ging im März 2015 das mittelständische Immobilienunternehmen Frank mit seinem Konzept für ein lebendiges Quartier als Gewinner hervor. Die Stadtverordnetenversammlung entschied sich für die klare, ökologisch und sozial nachhaltige Orientierung des Entwurfs. Gemeinsam mit der Stadt Friedrichsdorf entwickelte Frank den Bebauungsplan für etwa 350 Wohneinheiten. Der Startschuss für den Vertrieb der ersten Eigentumswohnungen und Häuser wurde im Herbst 2017 gegeben. In zwei Bauabschnitten entstehen Ketten-, Reihen- und Doppelhäuser, Miet- und Eigentumswohnungen, eine Kita und eine Seniorenwohnanlage sowie eine Energiezentrale. Ein Eisspeicher mit einem Fassungsvermögen von 1.200 m³, intelligent kombiniert mit zwei hocheffizienten Blockheizkraftwerken, zwei Wärmepumpen, Solarkollektoren und Photovoltaikmodulen sorgen für Heizung und Warmwasser. Der Eisspeicher deckt hierbei 37 % des gesamten Wärmebedarfs der über 350 Wohneinheiten ab. Dieses unter der Erde liegende Bauwerk nutzt die Gesetze der Physik: Er wird mit Wasser befüllt; über Wärmetauscher, die im Inneren des Speichers verlegt sind, und eine Wärmepumpe wird dem Wasser Energie entzogen und in ein Nahwärmenetz eingespeist. Gefriert dabei das Wasser, entsteht Kristallisationsenergie. Diese wird ebenfalls abgeführt und für die Warmwasser- und Heizungsversorgung genutzt. Während die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Wohnungen heizen, friert der Eisspeicher am Ende der Heizperiode langsam zu. Im Frühjahr beginnt die Regeneration, denn das Quartier benötigt weniger Wärme und der Eisspeicher taut langsam wieder auf. Für diesen Prozess wird dem Speicher mithilfe von solarthermischen Modulen Sonnenenergie zugeführt. Nach der Inbetriebnahme im Jahr 2024 können dadurch jährlich rund 207 t CO2 eingespart werden. Die Elektromobilität ist ebenfalls ein Baustein des ökologischen Konzepts, mit einer Carsharing-Station und Lademöglichkeiten für E-Pkws und E-Bikes. In einigen Teilen des Quartiers gibt es aber auch autofreie Zonen. Kurze und interessant gestaltete Wege zu den Bushaltestellen oder Plätzen sollen dazu animieren, auf das Auto zu verzichten und mit Fahrrad, Bus, Carsharing oder E-Bike weiterzufahren. „Wir haben uns im Vorfeld natürlich gefragt, was bedeutet eigentlich ‚Öko‘, und haben uns Schritt für Schritt die Rahmenbedingungen erarbeitet. Der Schlüssel dazu war für uns die zentrale Energieversorgung und ein Nahwärmenetz.“ Erklärt Frank Bösch, Architekt und Geschäftsführer für Projektentwicklungen des Unternehmens Frank im Rhein-Main-Gebiet. Die zentrale Mitte des Quartiers besteht aus einem attraktiven Park mit Bäumen, Spielgeräten und angrenzenden Obstwiesen. Er verbindet die einzelnen Bereiche und ist so ein idealer Begegnungsort für die Bewohnenden. Auch die struktur- und artenreich bepflanzten Gärten und die begrünten Dächer prägen das Bild der Siedlung. Besonderer Wert wurde bei der Ausformung des Wohnumfelds auf den Umgang mit Niederschlagswasser und auf eine geringe Flächenversiegelung gelegt. Auf Gehwegen, Parkplätzen und in verkehrsberuhigten Zonen sowie am Platz, der den Eingang zum Quartier markiert, ließ man das Pflastersystem LP 5 von Lithonplus verbauen. Die Steine sind mit ihrem Fugenanteil versickerungsfähig, so kann Niederschlagswasser am Ort des Geschehens versickern. Die Pflastersteine stellen somit ein zeitgemäßes, technisch ausgereiftes und wirtschaftliches Element einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung in Siedlungsgebieten dar. Das System LP 5 hat aber noch weitere Vorzüge, wie etwa die fünfseitige Verschiebesicherung, bestehend aus einer umlaufenden Verzahnung und einer unterseitigen Profilierung, die zu einer Verkrallung der Steine mit der Pflasterbettung führt. Das sorgt für eine hohe Widerstandskraft gegen Schub- und Drehkräfte und somit für eine hohe Flächenstabilität. Nicht nur der ökologische, auch der soziale Gedanke spielt in dem Quartier eine große Rolle. Die Vielfalt der Wohntypologie bietet Raum für Jung und Alt und auch für weniger Wohlhabende. Für eine gute Kinderbetreuung ist gesorgt, ebenso für die Integration der älteren Bewohner. Fast die Hälfte der 54 Seniorenwohnungen sind öffentlich gefördert. Die entwickelte Quartiers-App soll die Kommunikation untereinander unterstützen. Es können Gruppen gebildet und gemeinsame Freizeitaktivitäten koordiniert werden. Aber auch der Zugang zum Buchungssystem des Carsharings und der E-Bikes und noch vieles mehr ist darüber möglich. In einer dynamischen Welt brauchen wir neue Leuchttürme wie die Ökosiedlung Friedrichsdorf, die aus dem Gewöhnlichen herausragt. Der Einsatz regenerativer und ressourcenschonender Energien sowie die klimafreundliche Bauweise und auch der soziale Gedanke sollten im Rahmen der Stadtentwicklung beispielgebend sein. Bildrechte: © Lithonplus Zurück

Objektberichte

Stadtmöblierung

Stadtmöblierung Outdoorprodukte aus Betonfertigteilen für Spaß und Spiel Besonders für Landschaftsbauer:innen und -gärtner:innen, Architekt:innen und Kommunen stehen Produkte aus langlebigen Materialien hoch im Kurs. Outdoorprodukte aus Betonfertigteilen sind deshalb so interessant, da sie absolut stabil und langlebig sind und dabei wenig Pflege benötigen. Im öffentlichen Raum möchten Städte mit „Stadtmöbeln“ zum Verweilen und Flanieren einladen, um die Lebens- und Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Für Sport und Spiel stehen umfangreiche und individuelle Bauteile zur Verfügung: Spielgeräte für Kinder, Skateparks, Rocks und Walls für Kletteranlagen oder auch Bahnen für das Minigolfspiel. Sitzsteine mit Meerblick Die Gärten von Doktor Pla i Armengol befinden sich im Stadtteil Horta-Guinardó von Barcelona. Sie sind auf einem ehemals in Privatbesitz befindlichen Bauernhof angesiedelt, in dem unteranderem ein Tuberkulose-Forschungszentrum untergebracht war. Das Haus und die Gärten des Anwesens im Noucentista-Stil wurden 1930 vom Architekten Adolf Florensa entworfen. 2019 wurden die Gärten dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und das Haus in das Núria Pla Museum umgewandelt. Die im Garten installierten Sitzsteine aus Betonfertigteilen laden über den Dächern von Barcelona nun zum gemütlichen Fläzen und Genießen der Aussicht ein. Der Park war mit seiner architektonischen Gestaltung Finalteilnehmer in einem internationalen Wettbewerb für Landschaftsarchitektur und wird heute gerne von Einheimischen besucht. Minigolfbahnen im Kurpark Auch Spielbegeisterte profitieren von den Vorteilen von vorgefertigten Betonbauteilen: Nachdem die alte Minigolfanlage im Kurpark in Bad Homburg durch jahrzehntelangen Spielbetrieb und Witterungseinflüsse unansehnlich und unbrauchbar geworden war, fiel die Entscheidung, eine neue Anlage mit besonderem, lokalem Design zu errichten. Seit dem Frühjahr 2022 nutzen Familien und Minigolfbegeisterte die mit Betonfertigteilen errichtete Anlage. Hier wird nicht nur auf einfachen Hindernisbahnen gespielt, stattdessen werden die Bälle durch Bad Homburg- und Taunus-Attraktionen geleitet. Das Unternehmen Concrete Rudolph GmbH aus Weiler-Simmerberg produziert nicht nur individuelle Betonfertigteile für den Hochbau, sondern darüber hinaus individuelle Einzelstücke aus Glasfaserbeton, Sportanlagen sowie das Outdoor-Produktprogramm „Urban Design“ mit Designobjekten aus Beton für den öffentlichen Raum, das Bänke, Sitzsteine und Pflanztröge beinhaltet. Bildrechte: © Carmen Sabate BDU Zurück

Positionen

Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen als Beitrag zur Klimaresilienz

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 2/2023 Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen als Beitrag zur Klimaresilienz Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen sind ein wichtiger Beitrag zu einem interdisziplinären Konzept der Regenwasserbewirtschaftung, das wir „Schwammstadt“ nennen. Dadurch können Überflutungen verringert, das Stadtklima verbessert, die Gesundheit von Stadtgrün gesteigert und im Ergebnis die Resilienz des gesamten urbanen Ökosystems gefördert werden. Versiegelte Verkehrsflächenbefestigungen, zu denen zum Beispiel Asphalt- und Ortbetonbefestigungen zählen, bieten in der Regel nicht die Vorteile für eine erhöhte Versickerung, Rückhaltung und Verdunstung des anfallenden Regenwassers innerhalb der Befestigung selbst. So müssten zur Minderung von Klimawandelfolgen unter Umständen zusätzliche unter- oder überirdische Überflutungsflächen – sogenannte Retentionsräume – geschaffen werden, die sehr kostenintensiv sein können und für die im Bestand oftmals gar nicht der nötige Platzbedarf zur Verfügung steht. Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen, zum Beispiel mit Betonsteinen, sind daher ein essentieller Baustein der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Die Bauweise kann überall dort angewendet werden, wo die Verkehrsbelastung ein gewisses Maß nicht übersteigt und wasserwirtschaftliche Aspekte nicht dagegensprechen. In kommunalen Bereichen, wie auch im privaten Wohnumfeld, gibt es vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für diese vorteilhafte Bauweise. Versickerungsfähige Betonpflasterbefestigungen sind ein technisch ausgereiftes und wirtschaftliches Element mit einer Reihe von Vorteilen, die über die reine Funktionalität hinausgehen, wie zum Beispiel die Gestaltungsvielfalt. Versickerungsfähige Pflasterbefestigungen sollten daher stärker als bisher in den zuständigen Landesregelungen und Gemeindesatzungen als obligatorischer Bestandteil von Regenwassermanagement- und Schwammstadtkonzepten berücksichtigt werden. Sie sollten zur Befestigung von Verkehrsflächen überall dort gefordert werden, wo es technisch möglich und aus wasserwirtschaftlichen Gründen vertretbar ist. Autor: Dietmar UlonskaBildrechte: © Kronimus AG Zurück

Positionen

Schneller bauen mit Fertigteilen

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 1/2023 Schneller bauen mit Fertigteilen Die Wohnungsnot in Deutschland ist so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr. Von Woche zu Woche verschärfen sich die Meldungen über die Probleme auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland. Die Kosten werden immer höher und das Angebot immer knapper. Unter der Überschrift „Zwei Zimmer, Küche, keine Chance“ fasst die Süddeutsche Zeitung das aktuelle Problem zusammen. Seit Jahren verfolgt die Bundesregierung das Ziel, 400.000 neue Wohnungen im Jahr fertigzustellen. Leider wird dieses Ziel Jahr für Jahr nicht erreicht. Zurzeit ist von Fertigstellungsquoten von unter 300.000 neuen Wohnungen die Rede. Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung, den Neubau anzukurbeln, sind ganz offensichtlich unzureichend. Zu sehr dominieren steigende Preise für Rohstoffe sowie steigende Hypothekenzinsen und die unsicheren Lieferketten das Baugeschehen. Hinzu kommt der immer eklatanter werdende Arbeits- und Fachkräftemangel. Ferner gibt es auch im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Bauland große Wirtschaftlichkeitslücken, die aufgrund der hohen Kosten dem Neubau entgegenstehen. Um dem Wohnungsnotstand zu entkommen, spricht sich die Politik schon seit längerem für serielles und industrielles Bauen aus. Insgesamt erfreut sich die Errichtung von Nichtwohngebäuden unter Zuhilfenahme von großformatigen und tragenden Fertigteilen einer immer größer werdenden Beliebtheit. Nur im Wohnungsbau scheint dieser Trend noch nicht angekommen zu sein. Nach wie vor dominiert der „konventionelle“ Wohnungsbau. Des Weiteren zeigen statistische Daten aus dem Jahr 2020, dass Holz der dominante Wandbaustoff ist, wenn es um den Einsatz von industriell vorgefertigten Bauteilen im Wohnungsbausegment geht. Es ist daher an der Zeit, dass die offenkundigen Vorteile der industriellen Vorfertigung von Betonbauteilen stärker im Rahmen des Wohnungsbaus berücksichtigt werden. Die Eigenschaften für den Einsatz von Betonbauteilen sind unbestritten: Durch die Vorfertigung lassen sich Montagezeiten auf der Baustelle und damit auch Baukosten erheblich reduzieren. Die geringe Baufeuchte der Montagebaustelle ermöglicht ein schnelles Weiterarbeiten der Ausbaugewerke. Dadurch kann das Gebäude schneller genutzt werden. Der Einsatz von Personal und energieintensiven Baumaschinen wird reduziert, wodurch gleichzeitig die Lärm- und Staubimmissionen verringert werden. Betonbauteile sind extrem widerstandsfähig und langlebig. Die hohe Dauerhaftigkeit von Beton sorgt dafür, dass Wohnhäuser über einen Zeitraum von weit über 80 Jahren genutzt werden können, bevor sie ersetzt und neue Ressourcen in Anspruch genommen werden müssen. Die Wärmespeicherfähigkeit des Betons wirkt sich positiv auf das Raumklima aus und reduziert den Heiz- und Kühlbedarf von Gebäuden. Gleichzeitig verringern sich im Jahresverlauf die Temperaturschwankungen von Gebäuden, wodurch die Energieeffizienz gesteigert und die CO2-Emissionen gesenkt werden. Am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes sind Betonbauteile durch ihre ökologische Qualität überzeugend. Denn sie lassen sich als Bauteile wiederverwenden oder vollständig recyceln und als Gesteinskörnung wieder einsetzen und bleiben so vollständig im Stoffkreislauf. Betonbauteile erleichtern die sortenreine Trennung bei Rückbau und Recycling. Dank eines engmaschigen Netzes von Betonfertigteilwerken in Deutschland können darüber hinaus lange Transportwege vermieden werden. Weshalb in Deutschland diese Vorteile im Wohnungsbau bisher nicht genutzt werden, darüber kann nur spekuliert werden. Unsere europäischen Nachbarn, wie zum Beispiel Großbritannien, setzen schon seit langem auf effizienten ressourcenschonenden Wohnungsbau mit vorgefertigten Betonbauteilen. Dabei zeigt sich, dass kein Bauherr auf die architektonische Vielfalt und Wohnqualität verzichten muss. Gerade dieses Stigma gilt es in den Köpfen der Architekt:innen zu überwinden, denn serielle Vorfertigung bedeutet nicht uniforme Gestaltung, sondern kann eine große Variationsbreite in der Gestaltung aufweisen. Wenn wir zukünftig mehr (bezahlbaren) Wohnraum in Deutschland schaffen wollen, kommen wir nicht umhin, die Potenziale der Vorfertigung auch im Wohnungsbau stärker zu berücksichtigen. Planungsmethoden wie Building Information Modeling (BIM) sowie die Entwicklung neuer Zemente und Betonrezepturen ermöglichen einen zeitnahen und anspruchsvollen Wohnungsbau, welcher gleichzeitig den Ansprüchen des ressourceneffizienten Designs genügt. Vorgefertigte Betonbauteile können daher zur Lösung der Wohnungsnot in Deutschland beitragen. Hierfür bedarf es allerdings auch einer Umsetzung in die Tat und den Mut, neue Wege zu gehen. So kann zum Beispiel die Vergabe von Fördermitteln mit der Forderung nach effizienteren Bauabläufen verbunden werden. Nur wenn der angestammte Trampelpfad verlassen wird, können statt Luftschlössern auch neue Wohnstätten entstehen. Bildrechte: AdobeStock_145583965 © Roman_23203 Zurück

Positionen

Mehr Recyclingbeton wagen

  Unsere Position erschienen in Ausgabe 6/2022 Mehr Recyclingbeton wagen Nachhaltig und ressourcenschonend sind die Schlagworte, wenn es darum geht, den Bau entsprechend den Klimaschutzzielen auszurichten. In vielen Lebensbereichen hat sich die Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz bereits durchgesetzt. Wir schreiben heutzutage auf Recyclingpapier oder trinken aus recycelten Glas- oder Plastikflaschen. An dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Warum nicht auch Bauwerke aus Beton mit ressourcenschonendem beziehungsweise Recycling-Beton herstellen? Betrachtet man den Ressourceneinsatz der Bauwirtschaft, scheint dies geboten. Legt man EU-weite Durchschnittswerte zugrunde, so entfallen auf die Bauwirtschaft rund 50 % aller geförderten Rohstoffe. Hier geht es oft um große Mengen mineralischer Rohstoffe wie Steine, Kies, Sand und Ton. Zugleich produziert der Bausektor mit Abstand das größte Abfallaufkommen. Der Monitoringbericht der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau analysiert jedes Jahr das Aufkommen der Bauabfälle. Die aktuellen Zahlen von 2018 weisen rund 75 Mio. t Bauschutt und Straßenaufbruch aus. Genau in diesem Bereich liegen die Potenziale für recyclierte Gesteinskörnungen aus denen Recycling-Beton gewonnen werden könnte. Momentan wird dieses Material noch zu rund 90 % im Straßenbau als Frostschutzschicht oder in der Asphaltindustrie verwertet. Experten sprechen in diesem Zusammenhang mehrheitlich von Downcycling als von Recycling. Der Einsatz recyclierter Gesteinskörnungen im Rahmen des Herstellungsprozesses von Recycling-Beton beträgt in Deutschland zurzeit weniger als 1 %. Das ist eine erstaunliche Erkenntnis, angesichts der Tatsache, dass Deutschland sich gerne als Recyclingweltmeister präsentiert. Unsere Nachbarländer wie beispielsweise die Niederlande oder die Schweiz sind in diesem Bereich deutlich weiter. Gleichzeitig wird der Ruf nach ressourceneffizientem Design, Recyclingfähigkeit und Dekarbonisierung von Bauwerken immer lauter. Wer in Deutschland Recycling-Beton herstellen will, darf nach den aktuellen Normen nur rund ein Drittel der erforderlichen Zuschlagsmengen durch rezyklierte Gesteinskörnung ersetzen. Sogenannte Brechsande sind davon ausgenommen. Diese Quote gilt es zu steigern. Technisch ist es ohne Qualitätsverlust möglich, höhere Substitutionsquoten einzuführen. An dieser Stelle dürfen normungsgebende Gremien innovativen Bauweisen nicht im Weg stehen. Parallel dazu muss die Akzeptanz von Recyclingbaustoffen gefördert werden. Dies kann beispielsweise dadurch gelingen, indem Beton mit einer Substitutionsquote von bis zu 25 % gar nicht erst als Recycling-Beton zu kennzeichnen wäre. Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, die abfallrechtlichen Rahmenbedingungen von Recyclingmaterialien zu verbessern. Die Überführung von Recyclingbaustoffen in den Produktstatus würde allen Beteiligten den Umgang mit diesen Materialien erleichtern und baut gleichzeitig Bürokratie und Kosten ab. Zudem wird die Verfügbarkeit gesteigert. Auch die öffentliche Hand kann in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag leisten und ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. So können Sekundärrohstoffe, immer unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten, gleichberechtigt in Ausschreibungen einbezogen werden. Angesichts der aktuellen Diskussion um die Bewältigung des Klimawandels dürfte auch der Ressourcenschutz stärker in den Fokus geraten. Die mineralischen Bauabfälle können in ihrer Eigenschaft als sekundäre Rohstoffe bei der Herstellung von Bauwerken eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend ist, die Altmaterialien entsprechend ihren jeweiligen wertgebenden Eigenschaften zu nutzen, um die Potenziale der Materialien ausschöpfen zu können. Recycling-Beton ist eine Möglichkeit, die anfallenden Abfallmassen zumindest in Anteilen wieder in den Bau zurückzuführen und somit Kreisläufe zu schließen. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis sich Recycling-Beton in der Praxis etabliert. Autor: v. FriedrichsBildrechte: Pixabay (https://pixabay.com/illustrations/nature-earth-sustainability-leaf-3294632/) Zurück

Objektberichte

Nachhaltige Stadtentwicklung in Bochum

Nachhaltige Stadtentwicklung in Bochum Lieferung von CO2-neutralen Rohr- und Schachtsystemen aus Beton Bis 2050 klimaneutral werden – das ist das ehrgeizige Ziel der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Auch im Bereich Kanalsanierung und Erneuerung stellt der anhaltende Klimawandel insbesondere Kommunen immer wieder vor neue Herausforderungen. Die spürbaren Folgen des Klimawandels wie Starkregen, Überschwemmungen und unvorhersehbare Wetterereignisse bringen das Abwassernetz an seine Grenzen. Um den Aktionsplan als Teil des „green Deals“ einzuhalten, werden zukünftig auch die Kommunen ihrer Verantwortung gerecht werden müssen, indem sie unter anderem die Treibhausgasemissionen reduzieren, um eine gesunde, nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben. Die Stadt Bochum gilt in diesem Zusammenhang bereits als Vorreiterstadt. Neben dem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur steht die Reduktion von CO2-Emissionen ganz oben auf der Agenda des Bochumer Klimaplans 2035 – mit der Zielvision einer klimaneutralen, erneuerbaren Schwammstadt. Für den Hochwasserschutz und mit Blick auf nachhaltigeres Bauen liefert Betonwerk Bieren GmbH im Zuge der ökologischen Verbesserung des Wattenscheider Bachs im Rahmen der Kanalbauarbeiten der Firma Baugesellschaft Zabel GmbH knapp 150 t CO2-neutrale Rohr- und Schachtsysteme aus Beton. „Wir als Hersteller stehen in der Verantwortung und engagieren uns dahingehend, dass unsere Produkte eine zukunftssichere und langfristig tragfähige Lösung bieten. Aber auch die Kommunen müssen aktiv werden. Ziel muss es sein, ein öffentliches Beschaffungswesen durchzusetzen, das Umwelt- und insbesondere Klimakriterien in die Auftragsvergabe einbezieht. Beispiele für Klimaschutz gibt es bereits viele. Es kommt nun langfristig darauf an, sie zu verallgemeinern“, sagt Christoph Erdbrügger, geschäftsführender Gesellschafter der Betonwerk Bieren GmbH. „Wir haben unsere CO2-Emissionen in den letzten Jahren deutlich verbessert und sind nun in der Lage, neben CO2-optimierten Produkten auch CO2-neutrale Rohr- und Schachtsysteme anzubieten“, so Erdbrügger weiter. Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit sind vereinbar Den Anstoß für den lokalen Klimaschutz in Bochum machte die Baugesellschaft Zabel GmbH während der Kanalbauarbeiten an der Berliner Straße im Rahmen des Abwasserbeseitungskonzepts der Stadt Bochum. „Wir haben von der Möglichkeit gehört, dass das Betonwerk Bieren auf Wunsch alle Produkte auch klimaneutral liefern kann“, erinnert sich Klaus Stradtner, Geschäftsbereichsleiter Tiefbau der Baugesellschaft Zabel. „Für den Bau eines unterirdischen Abwasserkanals entlang des Wattenscheider Bachs mit Ergänzung eines Regenrückhaltebeckens war der Einsatz von verschiedenen Rohr- und Schachtsystemen aus Beton gefragt. Bei einem gesamten Lieferaufkommen von über 150 t Betonbauteilen fällt eine solche CO2-Einsparung schon ganz schön ins Gewicht“, unterstreicht der Geschäftsbereichsleiter. „Bei der Qualität und der Verarbeitung der gelieferten klimaneutralen Produkte konnten bei der Bauausführung keinerlei Unterschiede zu den herkömmlichen festgestellt werden. Auch wenn Klimaschutz im deutschen Vergaberecht – anders als bei manch anderen Ländern – noch keine Rolle spielt, ist es, wenn man vor allem den vergleichsweise niedrigen finanziellen Aufwand für die Restkompensation betrachtet, ein guter Anfang, Deutschland auch im Baubereich auf dem Weg zu mehr Klimaschutz zu unterstützen“, so Stradtner. Betonwerk Bieren GmbH hat Anfang des Jahres seine Umweltindikatoren auf den Prüfstand gestellt. Die prozessbedingten CO2-Emissionen der gelieferten Systeme konnten daher mit Unterstützung eines zertifizierten Umweltprojektes vollständig kompensiert werden. In Summe handelte es sich bei dem Bauabschnitt um den Wattenscheider Bach in Bochum um knapp 7 t CO2, die der Hersteller aufgrund seiner Nachweisführung über eine Umwelt-Produkt-Deklaration (EPD) genau ermittelt hat. „Wir haben uns dazu entschlossen, die CO2-Emissionen unserer Produkte durch eine offizielle Erklärung der Umweltleistung offenzulegen. Diese Deklaration wurde erstellt, geprüft und letztlich durch das Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat veröffentlicht“, fasst Kevin Keils, ehemaliger Leiter der Qualitätssicherung und Betontechnik von Betonwerk Bieren zusammen. „Unsere jahrelangen Anstrengungen im Hinblick auf die nachhaltige Gestaltung unserer Branche hat sich schon jetzt ausgezahlt. In Summe konnten wir unseren CO2-Ausstoß seit 2010 um 65 % reduzieren“, so der Betontechnologe weiter.Der Klimawandel verlangt nach transparenten Lösungen im Kanalnetzbereich In Bochum werden bereits diverse Anstrengungen unternommen, die Klimaanpassung in der Stadtplanung stärker zu verankern und entsprechende Maßnahmen umzusetzen. „Klimaschutz und Klima Resilienz gehen Hand in Hand. Das bedeutet, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, aber auch um die Stadt klimaresilienter zu gestalten. Es geht darum, die blau-grüne Infrastruktur zu stärken“, sagt Sonja Eisenmann, Leiterin Stabstelle Klima und Nachhaltigkeit. „Ich freue mich besonders über die Synergieeffekte, dass wir mit dem Regenrückhaltebecken mit Blick auf den Hochwasserschutz einen wichtigen Beitrag leisten und zusätzlich im Rahmen dieses Bauabschnitts klimaneutrale und zukunftsfähige Systeme verbaut werden konnten. Klimapolitische Aktionen der Kommunen zählen besonders auf das Engagement von Bund und Ländern, aber auch auf die Unterstützung weiterer Akteure, wie die Wirtschaft. Es ist schön, wenn Hersteller in der Bereitstellung nachhaltiger Produkte so zielstrebig sind und Lösungen für den Kanalnetzbereich liefern, die auch noch für alle Entscheider so transparent sind. Um langfristig Wandelprozesse in Gang zu bringen, bedarf es Weitsicht. Dieses Pilotprojekt war ein guter Anfang dafür“, so Sonja Eisenmann von der Stadt Bochum. Bildrechte: © Betonwerk Bieren GmbH Zurück

Objektberichte

Sanierung Wohnhochhaus Pforzheim

Sanierung Wohnhochhaus Pforzheim Generalsanierung zum EffizienzhausPlus mit vorgehängter Fassade aus Architekturbeton Projekt: Wohnhochhaus, Güterstraße 33, Pforzheim Architekten: Freivogel Mayer Architekten, Ludwigsburg Bauherr: Pforzheimer Bau und Grund, Pforzheim Projektbeteiligte: Hemmerlein Ingenieurbau GmbH, Bodenwöhr (Fassade), IFT Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Mühlacker (Tragwerksplanung); Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energiekonzept); IGP Ingenieurgesellschaft für technische Ausrüstung, Pforzheim (Planung Gebäudetechnik) Baujahr: 1970 – 1972 Sanierung: 2013 – 2014 Fertigstellung: 2015 In den 1970er Jahre errichtete die Deutsche Bahn in Pforzheim direkt gegenüber dem Hauptbahnhof ein Wohnheim für ihre Mitarbeitenden. In den neun Geschossen waren 16 Wohnungen und eine Gewerbeeinheit im Erdgeschoss untergebracht. Das Hochhaus punktete insbesondere mit seinem Grundriss, der zentralen Lage und der schönen Aussicht in die Stadt und in den Nordschwarzwald. Jahrzehnte später wurde der sanierungsbedürftige Wohnturm modernisiert und in ein EnegiereffizienzHaus umgewandelt. Im Jahr 2011 erwarb schließlich die Pforzheimer Bau & Grund GmbH die Immobilie. Abgesehen von kleinen kosmetischen Renovierungen durch die Mieter hatten bis dahin keine Instandhaltungs- oder Sanierungsarbeiten durch die Bahn stattgefunden. Nach über 40 Jahren war die Bausubstanz immer noch solide, auch die Wohnungsgröße mit rund 90 m2 sowie die als Zweispänner organisierte Gliederung mit einem zentralen Treppenhaus und Fahrstuhl entsprach den heutigen Anforderungen. Allerdings war die Fassade verschmutzt, ihre Wärmedämmung, und auch die der Fenster ungenügend. Es fehlte der Schallschutz. Zudem mussten die Bäder saniert werden und die technische Gebäudeausrüstung war veraltet. Die Wohnungen wurden über elektrische Nachtspeicheröfen beheizt und die Warmwasserversorgung erfolgte dezentral über Boiler in den Wohnungen. Entsprechend hoch waren die Energie-Verbrauchs- und Betriebskosten. Um das Gebäude auf den aktuellen Stand der Energieeffizienz zu bringen, beauftragte die Wohnungsbaugesellschaft im Jahr 2014 das Architekturbüro Freivogel-Architekten aus Ludwigsburg mit der Generalsanierung. Da das Objekt eine wichtige städtebauliche Position innehatte, sollte das Wohnhaus nicht nur baulich und energetisch saniert werden, sondern auch das städtebauliche Umfeld aufwerten. Außerdem bestand der Wunsch nach zusätzlicher Wohnfläche. Sanierung mit vorgehängter Betonfassade Zentraler Baustein des Entwurfskonzeptes war eine hochgedämmte hinterlüftete Gebäudehülle und die Schaffung großzügiger überdachter privater Freiräume jeweils als Betonfertigteilkonstruktion. Die Fassade besteht aus sandgestrahltem hellbeigen Architekturbeton. Hinter der Verkleidung wurden Wärmetauscher angebracht, die Sonnenenergie für Heizung und Warmwasser nutzbar machen. Im Rahmen der Sanierung wurde das Haus außerdem um ein überhöhtes Penthouse-Geschoss mit zwei weiteren Wohneinheiten aufgestockt. Das hat neben der Schaffung von Wohnraum zu einer verbesserten Gebäudeproportion geführt, da das neue Geschoss höher ausgebildet ist und nun einen klar definierten oberen Abschluss hat. Helle Räume mit großen Fensterflächen und Dachterrassen zeichnen die neuen, loftartigen Wohnungen aus. Die dreifach verglasten Fenster wurden nach Aufmaß einzeln angefertigt und eingepasst. Anstelle der alten Balkone gibt es großzügige Loggien auf der Südseite, die den Bewohnern überdachte, vor Wetter und Blicken geschützte private Freiräume sowie sommerliche Beschattung bieten. Ausgeklügeltes Energiekonzept Eine komplett neue haustechnische Anlage ersetzte die elektrische Nachtspeicherheizungen und die Warmwasserboiler in den jeweiligen Wohnungen. Die Erzeugung der Heizwärme und der Brauchwassererwärmung erfolgt nun über den nicht sichtbaren, in die Betonfertigteilfassade integrierten Fassadenabsorber. Gemeinsam mit den Fachplanern reduzierten die Architekten so den Jahresheizwärmebedarf auf nur 12 kWh/m²a. Ein Eisspeicher unter den angrenzenden Parkplätzen dient als saisonaler Zwischenspeicher für die gewonnene Energie. Über ihn werden im Sommer die Wohnungen passiv gekühlt. Zum Kühlsystem gehört ebenfalls ein 1.000 Liter-Pufferspeicher. Nur in den Wintermonaten, wenn die Fassadenabsorber nicht ausreichend Energie liefern, nutzen die Wärmepumpen den Eisspeicher als zusätzliche Wärmequelle. Sie nehmen die enthaltene Kristallisationsenergie beim Übergang zu Eis auf und entziehen dem Wasser die Wärme. Die Temperierung der Bestandswohnungen erfolgt über Deckenheiz- und kühlplatten, die als Abhangdecken ausgeführt sind. Die zwei neuen Lofts im Obergeschoss erhielten eine Fußbodenheizung. Zur Deckung des Strombedarfs wurden Photovoltaikmodule und eine Kleinwindkraftanlage auf dem Flachdach eingesetzt. Sie machen das Wohnhochhaus energieautark. Durch Verzicht auf Verbundkonstruktionen und Einsatz recyclingfähiger Baustoffe wird graue Energie reduziert. Preisgekröntes Effizienzhaus Die Sanierung erfolgte durchgängig im bewohnten Zustand und dauerte insgesamt 18 Monate. Für die Mieter:innen hat sich dies aber mehr als gelohnt. Ihr Wohnkomfort wurde dadurch deutlich erhöht. Die Maßnahmen verwandelten den in die Jahre gekommenen Wohnturm in ein EffizienzhausPlus. Die Bewohner:innen profitieren von einem verbesserten Schall-, Sonnen- und Wärmeschutz. Der Wohnwert wurde zudem durch die Schaffung großzügiger überdachter Loggien deutlich gesteigert. Durch seinen eleganten und wohlproportionierten monolithischen Charakter in das Gebäude gleichzeitig eines der modernsten Wohnhäuser der Innenstadt. Es beeindruckte auch die Fachwelt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den DGNB-Preis Nachhaltiges Bauen. Neben den energetischen Aspekten überzeugte das „Musterbeispiel für klimaneutrales Bauen und Sanieren“ durch die Umsetzung der ästhetischen sowie die Berücksichtigung der sozialen Nachhaltigkeit. So wurden die Mieten nach der Sanierung nur geringfügig erhöht. Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass qualitativ hochwertiger, energieeffizienter und bezahlbarer Wohnraum kein Widerspruch sein muss. Bildrechte: Fotografie Dietmar Strauß Besigheim Zurück

Objektberichte

Vom Bürokomplex zum Wohngebäude

Vom Bürokomplex zum Wohngebäude Nachträgliche Balkonanbauten schaffen neue Wohnflächen Projekt: View 180 GmbH, Darmstädter Landstraße 180-186, Frankfurt/M. Architekten: LP 1 – 4: planquadrat Elfers Geskes Krämer PartG mbB, Darmstadt; LP 5: Kirstein Rischmann GmbH, Mainz; LP 6 – 9: Dobberstein Architekten, Offenbach/M. Bauherr: Iber Immobilien GmbH, Darmstadt Fertigteilwerk: Weipert-Bau GmbH + Co. KG, Maßbach Schöck Produkte: Schöck Isokorb T Typ S Bauzeit: 2019 bis voraussichtlich 2024 Wohnraummangel ist eine der großen Herausforderungen für Städte und Gemeinden. Ein Ansatz für eine bessere, innerstädtische Wohnraumversorgung ist die Umnutzung leerstehender Bürogebäude. Das Projekt View 180 in Frankfurt-Sachsenhausen zeigt, wie aus einem Bürokomplex ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen kann. Der 1991 errichtete, siebengeschossige Bürokomplex Sky an der Darmstädter Landstraße in Frankfurt am Main hat das Potenzial für hochwertige Wohnungen in bester Lage. Maßnahmen für höhere Wohnqualität 24.000 m2 Fläche standen im äußerst gefragten Stadtteil Sachsenhausen zur Verfügung. Käufer und Bauherr Iber Immobilien entschied sich für einen Umbau statt eines Abrisses – aus „Sky“ wurde „View 180“, ein Wohnobjekt mit 222 Mietwohnungen in einer Größe von 40 bis 240 m2 sowie kleinen Gewerbeeinheiten und einer KITA. Bis zum Jahr 2024 soll alles fertig sein. Der alte Baukörper mit seiner Verkleidung aus einer vorgehängten Fassade aus Natursteinplatten genügt weder optisch noch energetisch den zeitgemäßen Anforderungen. Die gesamte Fassade wird daher demontiert und die Dämmung komplett entfernt. Aus diesem großen homogenen Baukörper wird ein Ensemble geschaffen, das den Eindruck mehrerer aneinander gebauter Wohnhäuser vermittelt. Dieser entsteht durch unterschiedliche Fassadengestaltungen und Balkonsituationen zur Straßenseite hin. Im Zuge des Umbaus wird auch das zentrale Treppenhaus entfernt und zusätzlicher Wohnraum geschaffen. Dafür müssen Decken und Stützen eingezogen werden. An anderer Stelle wiederum werden Durchbrüche für kleinere, dezentrale Treppenhäuser umgesetzt, die nun die Wohnungen erschließen. Für einen wohnlicheren Charakter werden die Decken der 3,75 m hohen Geschosse flächig abgehängt und der so entstehende Raum für technische Installationen genutzt. Um die hohen Schallschutzanforderungen an der stark frequentierten Straße zu erfüllen, müssen spezielle Fenster in die Wohnungen eingebaut werden. Es wird eine Zu- und Abluftanlage über die Fassade installiert, die die Räume mit Frischluft versorgt. Diese Form der Belüftung steigert den Wohnkomfort, dient der Vermeidung von Schimmelpilzbildung und ist darüber hinaus energieeffizient, da durch den Wärmetauscher Wärmeenergie zurückgewonnen wird. Mehr Wohnraum dank Balkonen Einen freien und grandiosen Ausblick auf die Frankfurter Skyline bietet sich den Bewohnern zudem über die Balkone, die zur Steigerung des Wohnkomforts bei der Umnutzung vom Büro- zum Wohngebäude an jede Wohnung angebracht werden. Alle Balkone kragen 1,50 m weit aus und variieren lediglich in der Länge je nach Wohnungsgröße zwischen drei und neun Metern. Neben den als Loggien ausgeführten eingerückten Bereichen gibt es vorgehängte Balkone, bei denen mit Hilfe von jeweils an den Seiten angeordneten Glasscheiben Pufferzonen geschaffen werden, die den Lärm zusätzlich abschirmen. Die neuen Balkone stellten die konstruktiv größte Herausforderung dar. Das Gebäude wurde als Skelettkonstruktion mit tragender Brüstung konzipiert. Wo Balkone vorgesehen waren, wurde die Brüstung entfernt, was die Tragfunktion des Bauteils aufhob. Hierbei wurde die Bewehrung mittels Presslufthammer freigelegt und auch Teile der Decke mussten abgebrochen werden, wobei der Bewehrungsstahl in der Decke erhalten blieb. Durch neu eingefügten Stahlbeton wurde eine tragende Konstruktion zwischen Bestandsdecke und Balkon wiederhergestellt. Bei der Befestigung der Balkone am Bestandsgebäude kam der Schöck Isokorb T Typ S zum Einsatz. Als tragendes Wärmedämmelement eignet er sich perfekt für den Anschluss von frei auskragenden Stahlträgern an Stahlkonstruktionen. Er bietet maximale Sicherheit in der Planung, minimiert Energiekosten und verhindert Bauschäden. Der Isokorb wird bereits im Betonfertigteilwerk in ein Stahleinbauteil verbaut, so dass die Isokorb-Elemente für die Verbindung zwischen Stahl und Stahl verwendet werden können. Johannes Weipert vom Fertigteilwerk Weipert-Bau GmbH & Co. KG erklärt: „Die vorgestellte Anwendung im View 180 ist eine Sonderlösung, da er nicht wie üblicherweise zwei Stahlbauteile verbindet, sondern zwei verzinkte Stahlbauteile mit einem Einbauteil an den Stahlbetonbalkon anbindet. Pro Balkon gibt es vier Druckmodule S-V und die Zugmodule S-N. Der große Vorteil des Typ S ist, dass er modular aufgebaut werden kann. Der Last entsprechend können mehrere Module eingesetzt werden.“ Besonderheiten im Fertigteilwerk Für das Projekt wurden pro Tag zwei Balkone im Betonfertigteilwerk produziert mit der Besonderheit, dass hier zwei extra nachgewiesene Kopfplatten mit angeschweißten Bewehrungsstäben beziehungsweise Zuglaschen für die Deckenbereiche des Bestandsbauwerks notwendig waren. „Zusammen mit einem Schlosser haben wir einen Prototyp entwickelt und auf den Zentimeter genau die Bewehrung mit den Experten von Schöck abgestimmt“, berichtet Johannes Weipert. Im Betonfertigteilwerk wurden in den Balkon zwei bewehrte Stahleinbauteile mit jeweils einer Trägerplatte betoniert, die am Kopfende, zum Gebäude hin, mit dem Fertigteil abschließt. An dieser Trägerplatte montierten die Verarbeiter über die Schraubverbindung des Isokorb thermisch getrennt eine weitere Trägerplatte, die mit der Zuglasche verbunden ist. Der Stahlarm ist mit einer Schubknagge versehen. Bauseits liegt die Zuglasche auf der Bestandsdecke auf, die Schubknagge ist in einer Kernbohrung versenkt und wird mit Beton vergossen. Ein Stahlteil wiegt circa 125 kg. Die Schrauben werden mit einem Mörserschlag gesichert, so dass das Gewinde sich nicht mehr aufdrehen kann. Nachhaltiges Umnutzungsprojekt Die Nutzungsänderung eines Bürogebäudes in ein Wohngebäude in dieser Größenordnung ist bisher selten erfolgt. Allerdings haben solche Projekte enormes Potenzial, um die Wohnungsnot in Metropolen wie Frankfurt zu verringern. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle, denn beim Neubau wird viel Energie durch die Produktion von Baumaterialien und deren Transport verbraucht. Für das Projekt View 180 dagegen kann ein großer Teil des vor 30 Jahren verbauten Materials für die weitere Verwendung stehen bleiben. Dadurch wird zusätzlicher CO2-Ausstoß vermieden, der andernfalls beim Abbruch und Recycling beziehungsweise bei der Entsorgung entstanden wäre. Angesichts des Klimawandels und der Wohnungsnot in den Ballungszentren ist ein Umbau von einem Bürogebäude in ein Wohnprojekt wie das View 180 ein gutes Beispiel für nachhaltiges und zukunftsweisendes Bauen. Bildquelle: © Schöck Bauteile GmbH Zurück

Nach oben scrollen