Sanierung

Objektberichte

Neuer Kreisverkehr an der B 62 in Bad Laasphe

Neuer Kreisverkehr an der B 62 in Bad Laasphe Gute Lösung für überdimensionale Fahrzeuge Zur Beschleunigung des Verkehrsflusses und zur Entschärfung von Unfallschwerpunkten haben sich Kreisverkehrsplätze (KVP) als gute Lösung etabliert. Diese bieten einen gesteigerten Durchlass an Fahrzeugen und eine höhere Verkehrssicherheit im Vergleich zu vorfahrts- oder signalgesteuerten Kreuzungen. Je nach verkehrlicher Situation werden KVP unterschiedlich dimensioniert. Im innerstädtischen Bereich allein aus Platzgründen zumeist mit etwas schmaleren Fahrstreifen. Außerhalb von Ortschaften darf es oft etwas großzügiger sein. Bei der grundhaften Erneuerung eines KVP in Bad Laasphe im Wittgensteiner Land in Westfalen, setzten die Planer auf eine ganz besondere Lösung, die auch für überdimensional lange Fahrzeuge ausgelegt ist. Die Stadt Bad Laasphe befindet sich im Oberen Lahntal südöstlich des Hauptkamms des Rothaargebirges. Sie liegt an der B62, einer der längeren Bundesstraßen quer durch das Zentrum Deutschlands. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens hatte der Knotenpunkt Bahnhofstraße/Marburger Straße vor der Ortsdurchfahrt immer schon eine besondere Bedeutung für die Kleinstadt. Im Zuge des weiterhin steigenden Verkehrsaufkommens entschieden sich die Verantwortlichen im Jahr 2023 zu einer grundhaften Erneuerung des bisher als Kreisverkehr ausgebauten Knotenpunktes. Stefan Färber, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Leakcon GmbH aus Olpe schilderte die Maßnahme so: „Neben der Gewährleistung einer besseren Entwässerung und dem Umbau von zwei Haltestellen des ÖPNV im erweiterten Knotenpunktbereich an der B62, stand bei der Sanierungsmaßnahme vor allem eine Optimierung der Verkehrsführung im Fokus. Ziel war es einerseits, den hier häufig passierenden überlangen Schwertransportern (zum Beispiel für Windräder oder militärische Zwecke) eine ordnungsgemäße Durchfahrt zu ermöglichen, ohne dass Randsteine beschädigt werden, andererseits sollte die Fahrbahn optisch so schmal bleiben, dass der normale Verkehr nicht mit zu hoher Geschwindigkeit den Kreisel durchfährt“, so Färber. Bordsteinklebetechnik aus dem Betonsteinwerk Hermann Meudt Der Einbau des Kreisels erfolgte mit Hilfe der Bordsteinklebetechnik aus dem Betonsteinwerk Hermann Meudt aus Wallmerod. Die Verklebung erfolgt dabei über ein Dünnbettklebeverfahren, bei dem die Bordsteine mit der geschnittenen Seite verklebt werden. Stefan Färber zu den Vorteilen dieser Bauweise: „Während die Innensteine des Kreisels auf den Binder geklebt wurden, konnten sämtliche anderen Bordsteine, die hier als Randbegrenzungen zum Einsatz kamen, auf die fertige Fahrbahn aufgeklebt statt konventionell eingebaut werden. Ein großer Vorteil der Klebetechnik besteht darin, dass die Flachbordsteine – hier vorwiegend der Flachbordstein 20 x 20 – einfach auf die vorhandene Fahrbahn geklebt werden. Weil die Fahrbahn in einem Schritt durchasphaltiert werden kann, spart man sich im Vergleich zur konventionellen Bauweise, bei der zunächst die Bode gesetzt und erst dann die Fahrbahn oft mühsam angearbeitet werden muss, viel Zeit. Die Behinderungen während des Umbaus der Kreuzung konnten daher auf ein Mindestmaß reduziert werden“, so Färber. Überfahrbare Randstreifen für den Schwerlastverkehr Aber insbesondere die Optimierung der Verkehrsführung wurde hier besonders elegant gelöst. Hierzu Stefan Färber: „Um zur Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit die geforderte Auslenkung durch die Kreismittelinsel zu erzielen und gleichzeitig die Befahrbarkeit für den Schwerverkehr zu gewährleisten, wurde ein Innenring zur Unterteilung der Kreisfahrbahn geplant. Für die Befahrbarkeit für Sonderzwecke wurde eine Fahrspurbreite von durchgehend mindestens 4,75 m beziehungsweise 7,30 m Fahrbahnbreite geplant. Im Bereich der Fahrbahnteiler des Kreisverkehrsplatzes wurden diese mittels überfahrbarer Randstreifen sichergestellt. Diese wurden mit einem Flachbord (FB 20 x 20) als Klebebord ausgeführt.“ Flexibilität bei provisorischen Verkehrsführungen Entsprechend der Gestaltungsgrundsätze für KVP wurden zusätzlich Fahrbahnteiler an der freien Strecke in allen vier Kreiszufahrten angelegt. Diese wurden auch als Überquerungshilfen für den Fußgängerverkehr ausgebildet. Um eine homogene Trag- und Binderschicht herstellen zu können, wurden die Borde der Fahrbahnteiler auf der Asphaltbinderschicht als Klebeborde ausgeführt. Stefan Färber zu den Vorteilen der Bordsteinklebetechnik: „Ein Grund für die Ausführung mit Klebeborden war die hohe Flexibilität bei provisorischen Verkehrsführungen währen der Bauzeit. Ein weiterer Vorteil besteht für uns darin, dass die Steine bereits werkseitig durch Absägen auf eine exakt gleiche Höhe von 15 cm gebracht werden. Fertigungsbedingte Höhenschwankungen werden dadurch eliminiert und damit die Steine für die Verklebung sozusagen kalibriert. Maßtoleranzen sind damit nahezu ausgeschlossen.“ Dank zahlreicher Radien und Formsteine, die das Sortiment aus dem Hause Meudt umfasst, können die zu realisierenden Querungen und Fahrbahneinfassungen nahezu ohne Schneideaufwand realisiert werden. „Auch dies spart uns viel Zeit und ermöglicht eine sehr professionelle Ausführung“, erklärt Stefan Färber. Bildrechte: © Hermann Meudt Betonsteinwerk GmbH Zurück

Objektberichte

Sanierung Wohnhochhaus Pforzheim

Sanierung Wohnhochhaus Pforzheim Generalsanierung zum EffizienzhausPlus mit vorgehängter Fassade aus Architekturbeton Projekt: Wohnhochhaus, Güterstraße 33, Pforzheim Architekten: Freivogel Mayer Architekten, Ludwigsburg Bauherr: Pforzheimer Bau und Grund, Pforzheim Projektbeteiligte: Hemmerlein Ingenieurbau GmbH, Bodenwöhr (Fassade), IFT Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Mühlacker (Tragwerksplanung); Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energiekonzept); IGP Ingenieurgesellschaft für technische Ausrüstung, Pforzheim (Planung Gebäudetechnik) Baujahr: 1970 – 1972 Sanierung: 2013 – 2014 Fertigstellung: 2015 In den 1970er Jahre errichtete die Deutsche Bahn in Pforzheim direkt gegenüber dem Hauptbahnhof ein Wohnheim für ihre Mitarbeitenden. In den neun Geschossen waren 16 Wohnungen und eine Gewerbeeinheit im Erdgeschoss untergebracht. Das Hochhaus punktete insbesondere mit seinem Grundriss, der zentralen Lage und der schönen Aussicht in die Stadt und in den Nordschwarzwald. Jahrzehnte später wurde der sanierungsbedürftige Wohnturm modernisiert und in ein EnegiereffizienzHaus umgewandelt. Im Jahr 2011 erwarb schließlich die Pforzheimer Bau & Grund GmbH die Immobilie. Abgesehen von kleinen kosmetischen Renovierungen durch die Mieter hatten bis dahin keine Instandhaltungs- oder Sanierungsarbeiten durch die Bahn stattgefunden. Nach über 40 Jahren war die Bausubstanz immer noch solide, auch die Wohnungsgröße mit rund 90 m2 sowie die als Zweispänner organisierte Gliederung mit einem zentralen Treppenhaus und Fahrstuhl entsprach den heutigen Anforderungen. Allerdings war die Fassade verschmutzt, ihre Wärmedämmung, und auch die der Fenster ungenügend. Es fehlte der Schallschutz. Zudem mussten die Bäder saniert werden und die technische Gebäudeausrüstung war veraltet. Die Wohnungen wurden über elektrische Nachtspeicheröfen beheizt und die Warmwasserversorgung erfolgte dezentral über Boiler in den Wohnungen. Entsprechend hoch waren die Energie-Verbrauchs- und Betriebskosten. Um das Gebäude auf den aktuellen Stand der Energieeffizienz zu bringen, beauftragte die Wohnungsbaugesellschaft im Jahr 2014 das Architekturbüro Freivogel-Architekten aus Ludwigsburg mit der Generalsanierung. Da das Objekt eine wichtige städtebauliche Position innehatte, sollte das Wohnhaus nicht nur baulich und energetisch saniert werden, sondern auch das städtebauliche Umfeld aufwerten. Außerdem bestand der Wunsch nach zusätzlicher Wohnfläche. Sanierung mit vorgehängter Betonfassade Zentraler Baustein des Entwurfskonzeptes war eine hochgedämmte hinterlüftete Gebäudehülle und die Schaffung großzügiger überdachter privater Freiräume jeweils als Betonfertigteilkonstruktion. Die Fassade besteht aus sandgestrahltem hellbeigen Architekturbeton. Hinter der Verkleidung wurden Wärmetauscher angebracht, die Sonnenenergie für Heizung und Warmwasser nutzbar machen. Im Rahmen der Sanierung wurde das Haus außerdem um ein überhöhtes Penthouse-Geschoss mit zwei weiteren Wohneinheiten aufgestockt. Das hat neben der Schaffung von Wohnraum zu einer verbesserten Gebäudeproportion geführt, da das neue Geschoss höher ausgebildet ist und nun einen klar definierten oberen Abschluss hat. Helle Räume mit großen Fensterflächen und Dachterrassen zeichnen die neuen, loftartigen Wohnungen aus. Die dreifach verglasten Fenster wurden nach Aufmaß einzeln angefertigt und eingepasst. Anstelle der alten Balkone gibt es großzügige Loggien auf der Südseite, die den Bewohnern überdachte, vor Wetter und Blicken geschützte private Freiräume sowie sommerliche Beschattung bieten. Ausgeklügeltes Energiekonzept Eine komplett neue haustechnische Anlage ersetzte die elektrische Nachtspeicherheizungen und die Warmwasserboiler in den jeweiligen Wohnungen. Die Erzeugung der Heizwärme und der Brauchwassererwärmung erfolgt nun über den nicht sichtbaren, in die Betonfertigteilfassade integrierten Fassadenabsorber. Gemeinsam mit den Fachplanern reduzierten die Architekten so den Jahresheizwärmebedarf auf nur 12 kWh/m²a. Ein Eisspeicher unter den angrenzenden Parkplätzen dient als saisonaler Zwischenspeicher für die gewonnene Energie. Über ihn werden im Sommer die Wohnungen passiv gekühlt. Zum Kühlsystem gehört ebenfalls ein 1.000 Liter-Pufferspeicher. Nur in den Wintermonaten, wenn die Fassadenabsorber nicht ausreichend Energie liefern, nutzen die Wärmepumpen den Eisspeicher als zusätzliche Wärmequelle. Sie nehmen die enthaltene Kristallisationsenergie beim Übergang zu Eis auf und entziehen dem Wasser die Wärme. Die Temperierung der Bestandswohnungen erfolgt über Deckenheiz- und kühlplatten, die als Abhangdecken ausgeführt sind. Die zwei neuen Lofts im Obergeschoss erhielten eine Fußbodenheizung. Zur Deckung des Strombedarfs wurden Photovoltaikmodule und eine Kleinwindkraftanlage auf dem Flachdach eingesetzt. Sie machen das Wohnhochhaus energieautark. Durch Verzicht auf Verbundkonstruktionen und Einsatz recyclingfähiger Baustoffe wird graue Energie reduziert. Preisgekröntes Effizienzhaus Die Sanierung erfolgte durchgängig im bewohnten Zustand und dauerte insgesamt 18 Monate. Für die Mieter:innen hat sich dies aber mehr als gelohnt. Ihr Wohnkomfort wurde dadurch deutlich erhöht. Die Maßnahmen verwandelten den in die Jahre gekommenen Wohnturm in ein EffizienzhausPlus. Die Bewohner:innen profitieren von einem verbesserten Schall-, Sonnen- und Wärmeschutz. Der Wohnwert wurde zudem durch die Schaffung großzügiger überdachter Loggien deutlich gesteigert. Durch seinen eleganten und wohlproportionierten monolithischen Charakter in das Gebäude gleichzeitig eines der modernsten Wohnhäuser der Innenstadt. Es beeindruckte auch die Fachwelt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den DGNB-Preis Nachhaltiges Bauen. Neben den energetischen Aspekten überzeugte das „Musterbeispiel für klimaneutrales Bauen und Sanieren“ durch die Umsetzung der ästhetischen sowie die Berücksichtigung der sozialen Nachhaltigkeit. So wurden die Mieten nach der Sanierung nur geringfügig erhöht. Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass qualitativ hochwertiger, energieeffizienter und bezahlbarer Wohnraum kein Widerspruch sein muss. Bildrechte: Fotografie Dietmar Strauß Besigheim Zurück

Nach oben scrollen